Habe gerade eben erfahren, dass "Maikel", der "schwarze Schwabe", gestorben ist. Keine schöne Nachricht. Er war viele Jahre lang der Wirt des Passatempo in Rottenburg, wo ich Stammgast gewesen bin. Kaum jemand kannte aber die Kneipe unter diesem Namen. Es hießg halt: "Gehn wir zum Maikel" oder einfach "zum Neger", was aber nie abfällig gemeint war. Nach dem langen Lockdown 2021 hat er leider nicht wieder aufgemacht, nachdem seine Frau an Corona gestorben war und er selbst auch stark gesundheitlich angeschlagen war.

Ich kannte ihn schon seit Mitte der 80er Jahre, als er wegen dem Krieg als Flüchtling aus Eritrea gekommen war. Er ist mit seiner nachgereisten Familie in Deutschland geblieben, hat bald eine Kneipe aufgemacht und nach einigen Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen. Ich finde, er war der geborene Wirt! Er war bald recht gut integriert in Rottenburg, obwohl er bis zum Schluss nie besonders gut deutsch konnte. Das hat aber niemand gestört. Den Titel "schwarzer Schwabe" hat er schon vor vielen Jahren verpasst gekommen. Ein Holztäfelchen damit hing immer in seiner Kneipe an der Wand.

Das Passatempo war eine ganz bemerkenswerte Kneipe, finde ich. Recht klein (wenn mal mehr als 20 Gäste da waren, wurde es schon sehr eng), sehr einfach und eigentlich auch ein bisschen schmuddelig. Aber es hatte eine ganz besondere sehr herzliche Atmosphäre, woran Maikels Person einen großen Anteil hatte. Er hatte auch ziemlich lang offen. Wochentags meistens bis drei, am Freitag oder Samstag manchmal open end, so dass im Sommer schon längst die Sonne wieder schien. Natürlich war das nicht erlaubt, aber es wurde meistens stillschweigend toleriert. Jeder wusste, dass beim "schwarzen Schwaben" oft noch Betrieb war, wenn alle anderen Kneipen schon geschlossen hatten. Das bewirkte, dass zu später Stunde oft eine recht kuriose Mischung an Publikum zusammen kam, und genau das habe ich sehr gemocht.

Nicht nur ich werde ihn vermissen. Er war ein bemerkenswerter Mensch.