Scans alter Negative
Heute habe ich wieder einen ganzen Packen Scans alter Negative vom Dienstleister abgeholt, die meisten ungefähr um 1980 herum aufgenommen, also immerhin runde 35 Jahre her ist das.
Das Bild hier zeigt mich selber, und es ist eines der wenigen Bilder von mir, das mir gefällt, auch heute noch. Natürlich bin ich älter geworden, gar keine Frage! Aber Bart und Haarlänge sind gleich geblieben, nur mit dem Unterschied, dass der Bart inzwischen ziemlich grau geworden ist, und die Haare habe ich schon seit vielen Jahren fast immer zum Pferdeschwanz zusammengebunden.
Witzig finde ich, was einem so im Gedächtnis bleibt und was nicht. Ich hab zwar absolut nicht mehr die leiseste Ahnung, wo und bei welchem Anlass das Bild fotografiert wurde, weiß aber noch genau, dass die Hose, die ich da an hatte, eine dunkelgrüne Cordhose war, die ich sehr gern angezogen hab. Gestaunt habe ich über die Jacke auf dem Bild: Die habe ich tatsächlich heute immer noch, wenn auch mit Löchern am Ellenbogen und insgesamt halt ziemlich verschlissen. Ich kann und will mich aber einfach nicht endgültig davon trennen - auch wenn ich sie meistens bloß noch unten drunter anziehe, wenn ich im Winter eine dicke Jacke drüber ziehe.
Hier ein ganz anderes Motiv. Auch davon habe ich keinerlei Erinnerung mehr, wo ich diese Wurzel fotografiert habe. Ich weiß aber noch, dass sie mich gleich beim Blick durch den Sucher sehr beeindruckt hat und ich mir sicher war, dass das ein gutes Bild wird. Was ist geblieben? Ich mag das Bild immer noch, und es hat bis heute die Ausstrahlung der diffusen Erinnerung an einen schönen Moment behalten, an dem »ich mit mir im reinen« war. Genauer kann ich es nicht ausdrücken.
Das war irgendwo in Stuttgart (ich glaube, in der Nähe vom Planetarium - ist aber auch egal) bei den Jazztagen im Sommer.
Ich fotografiere nur selten Musiker, weil ich merke, dass ich nicht gleichzeitig fotografieren und die Musik genießen kann. Das beißt sich irgendwie, finde ich.
Ich erinnere mich noch, dass ich damals gerade eben ein neues Objektiv gekauft hatte (ich glaube, es war das 3,5/150 mm Zenzanon für die Zenza Bronica 6x6) und deshalb natürlich große Lust zum Fotografieren hatte. Weil die Bedingungen gut waren und man als Fotograf sehr nah ran konnte, sind von dieser Session einige recht gute Bilder entstanden, und ich bin froh, dass ich mir das damals hab nicht entgehen lassen.
Wieder ein ganz, ganz anderes fotografisches Thema. Ich hab damals in einer kleinen WG gewohnt und hatte ein nicht sehr großes Zimmerchen mit Dachschräge, die man im Hintergrund sehen kann. Bett hatte ich damals keines, sondern einfach die Matratze direkt auf dem Boden liegen - das »hatte man einfach so« Ende der Siebziger Jahre. Ein konventionelles zu haben, womöglich sogar mit Bettrost, das war doch total spießig!
Ich mag das Licht bei diesem Bild. Es ist ziemlich heftiges Gegenlicht, das durch das einzige Fenster in der Dachschräge einfällt. Ich hätte natürlich wenigstens die Sonnenblende verwenden sollen, weiß aber noch, dass ich so direkt nach dem Aufwachen einfach zu bequem dazu war. Deshalb ist der Kontrast sehr weich ausgefallen. Stört mich aber jetzt gar nicht mehr, wenn ich es so anschaue.
Und noch mal ein kräftiger thematischer Sprung.
Das war am Gavia-Pass, als das noch ein richtiger »Vierer« war (gemeint ist die Einstufung der Schwierigkeit nach dem Denzel Alpen-Straßen-Führer).
Man kann unschwer erkennen, dass es mit Gegenverkehr nicht so toll war. Man musste an manchen Passagen ganz schön weit rückwärts fahren, bis sich eine Möglichkeit zum Ausweichen ergab. Allerdings war damals auch noch sehr wenig Verkehr, so dass das Problem entschärft wurde.
Die Randbegrenzung hatte eher nur moralische Wirkung. Weil an genau dieser Passage auch prompt mal ein Militär-Mannschaftswagen abgestürzt ist und es dabei mehrere Tote gab, wurde einige Jahre später die Straße ausgebaut. Heute ist sie längst durchgehend asphaltiert und führt hier durch einen Tunnel.
Natürlich ist das sicherer - aber früher fand ich's trotzdem schöner. Allerdings mag ich gar nicht drüber nachdenken, wie das heute verkehrsmäßig aussehen würde: sicher haufenweise Mountainbikes und Motorräder, und da wäre dann der Spaß mit Auto sehr bald dahin.