Fototipp:

Infrarot-Porträt am Wörthersee

(geschrieben am 31.3.2013)

Konzentration am See

Nein, das Bild ist nicht neu, aber es ist immer noch eines der Bilder, die ich auch nach Jahren noch gerne und lange anschauen mag.

Das waren damals meine ersten Porträt- und Aktversuche mit der Infrarotkamera, die ich erst kurz davor gekauft hatte (2007). Es war eine fest auf 830nm Filter umgebaute Nikon D70, also rein Schwarz-Weiß ohne jeden Rest von Farbe aus dem sichtbaren Licht.

Ich war damals noch ziemlich ahnungslos, was die vielen Tücken und Fallen angeht, die nun halt mal bei Infrarot auf den Fotograf warten. Dass die Haut sehr hell werden würde und die Lippen bestimmt auch, das konnte ich mir natürlich denken, weil das ja früher bei analoger SW-Fotografie bei Verwendung eines dunklen Rotfilters auch schon so war. Damit die Lippen wenigstens etwas dunkler waren, das konnte man mit einem kräftig dunkelroten Lippenstift erreichen. Also machen wir es hier halt auch so, dachte ich mir.

Aber denkste, reingefallen! Sogar der sehr dunkelrote Lippenstift erstrahlte in reinstem Weiß - wie die drei weiteren auch, die Denise noch dabei hatte. Ich hab damals gelernt, dass die Grauwerte von Farbe im sichtbaren Licht nicht nur bei Blattgrün im nahen Infrarot ganz anders sein können. Speziell dann, wenn etwas ja gezielt für die Verwendung bei für das menschliche Auge sichtbarem Licht extra hergestellt wird (wie das bei jeglichem Make-up der Fall ist), sind ähnliche Grauwerte im IR eher reiner Zufall. Niemand hat das überprüft - wozu auch!

In unserem Fall hat sich dann doch was gefunden: schwarzer Kajalstift musste halt herhalten als Notbehelf.

adern

Welche geradezu gruseligen Effekte es mit Adern geben kann, davon hatte ich damals auch noch nichts geahnt. Wie stark die im IR zu sehen sind hängt wohl von vielen Faktoren ab: Zum Beispiel sind nicht alle Menschen gleich durchsichtig, was das IR-Verhalten der Haut angeht:

Eine große Rolle spielt auf jeden Fall der IR-Anteil des Lichts. Bei direkter Sonneneinstrahlung ist der besonders hoch. Wer nicht gerade Zombie-Bilder machen möchte, sollte diese Lichtsituation also auf jeden Fall meiden. Bei den Aufnahmen mit Denise am See rechts war die meiste Zeit bedeckter Himmel. Im Gesicht kann natürlich auch die Make-up-Schicht den unerwünschten Effekt stark reduzieren oder sogar ganz verschwinden lassen. Weil aber ein extra aufzutragendes Ganzkörper-Make-up ganz schön aufwendig wäre, ist es wohl einfacher, nach einem Modell zu suchen mit etwas »IR-Foto-freundlicherer« Haut. Mir ist auch aufgefallen, dass vermutlich die Temperatur ebenfalls ene Auswirkung haben dürfte, und zwar gerade anders herum als man im ersten Moment annehmen würde. Während im sichtbaren Licht im Winter die Adern oft deutlicher in Erscheinung treten, spielt das für IR-Fotografie offensichtlich nicht die selbe Rolle. Bei Kälte ist die Durchblutung an der Körperoberfläche ja geringer, um den Wärmeverlust des Körpers zu reduzieren. Ich vermute, dass dadurch im nahen IR bei Kälte die Adern weitgehend »verschwinden« könnten.

Bei den Aufnahmen mit Denise am Wörthersee war es kein besonders warmer Tag mehr (Ende September, keine Sonne). Das würde also passen nach dieser Theorie. Ebenfalls nicht die geringsten Probleme mit störend sichtbaren Adern gab es bei den IR-Aufnahmen im Winter mit Susi in der Klosterruine Hirsau.