Available Light

Kiki am Maschsee

Wer meine Bilder kennt und vielleicht auch gelegentlich meine Texte liest, der weiß, dass ich mit ganz wenig Ausnahmen fast immer nur mit dem Licht arbeite, das ich vorfinde.

Kürzlich hat jemand das hier rechts zu sehende Bild bei mir bemerkt und mich voller Neugier überfallen: »Mensch, jetzt erzähl aber mal, wie du das fotografiert hast, das Licht ist ja der Hammer!«

»Na, wie immer halt: Das ist Available Light«, antworte ich ihm. Dann kam ein Gespräch zustande, in dem wir erst mal kräftig aneinander vorbei geredet haben. Ich soll ihn doch bitte jetzt nicht auf die Schippe nehmen! Dass das ja wohl nie und nimmer Available Light sein kann, das würde ja sogar ein Blinder mit Krückstock sehen. Das wiederum hat jetzt aber mich ziemlich erstaunt, weil ich mir da drauf keinen Reim machen konnte.

Kurz und gut, es ging eine ganze Weile vergeblich hin und her, bis mir langsam dämmerte: Irgendwas meint der anders als ich. Kann das etwa sein, dass er mit Available Light was ganz anderes verbindet als ich? Und tatsächlich lag in diesem Punkt das Missverständnis. Ich hab mir ehrlich gesagt nie große Gedanken über den Begriff gemacht, denn der ist ja schon seit Ewigkeiten gängig in der Fotografie, auch auf deutsch. Available heißt verfügbar und light heißt Licht - Fotografie bei dem Licht, wie man es eben antrifft, was sonst schon?!

Aber denkste: Andere Leute verbinden damit was anderes, musste ich feststellen. Mein Gesprächspartner erzählte mir völlig überzeugt, dass es natürlich schon um das vorhandene Licht gehen würde, aber doch bitteschön auf jeden Fall um ganz wenig Licht.

Einig geworden sind wir uns in dem Gespräch nicht mehr. Egal, was soll's, denke ich mir. Allerdings wollte ich dann doch wissen, ob ich mit meinem Verständnis jetzt so neben der Spur bin. Nachschlagen bei Wikipedia fördert aber eine wie ich finde sehr amüsante Formulierung zu Tage: »Im Gegensatz zur Nachtfotografie ist die Available-Light-Fotografie nicht auf bestimmte Tageszeiten beschränkt. Normalerweise wird auf ein Stativ verzichtet, stattdessen werden hochempfindliche Filme oder Digitalkameras mit hoher eingestellter ISO-Empfindlichkeit und besonders lichtstarke Objektive eingesetzt.«

Ah ja. So ist das also. Available Light Fotografie ist also nicht auf eine bestimmte Tageszeit beschränkt. Sehr interessant allerdings, warum man dann hohe ISO und besonders lichtstarke Objektive brauchen soll...