FOTOTIPP Juni 2013:
Farbig ist nicht gleich bunt
Viele Fotografen setzen Farbfotografie mit möglichst satten Tönen gleich, ungefähr nach dem Motto: Wenn Farbe, dann aber bitte intensiv!
Natürlich gibt es Motive, denen kräftige Farben gut bekommen. Viel seltener sind nach meiner Ansicht aber solche Motive, die ein totales Kunterbunt von Farben vertragen.
Sorgfältig arbeiten
Ich habe es mir schon vor vielen Jahren angewöhnt den Hintergrund für meine Aufnahmen besonders kritisch zu begutachten, denn man kann damit ein an sich ausdrucksstarkes Bild auch ganz schön ruinieren. Seit es Photoshop gibt kann man natürlich alles nur Erdenkliche noch nachträglich reparieren. Aber mal ehrlich: Haben Sie wirklich Lust bei einer ganzen Bildserie in jedem einzelnen Bild die immer gleichen Schwachstellen nach zu arbeiten? Ich nicht.
Deshalb bemühe ich mich gleich so zu fotografieren, dass ich diese Fehler gar nicht erst mache. Wer wie ich die Fotografie noch analog, mit Film, gelernt hat und das sehr enge Korsett der Diafotografie kennt, wo fast nichts mehr nachträglich zu korrigieren war, der findet das ganz normal, dass man eben lieber einmal zu viel als zu wenig hinschaut vor dem Druck auf den Auslöser.
Bei der hier gezeigten Aktaufnahme wollte ich einen kühl wirkenden Hintergrund haben, vor dem sich die Hautfarbe als Kontrast abhebt. Die Wirklichkeit hat nicht ganz gepasst. Die Steinwand war nämlich eher leicht graubraun. Das ergab ein durchaus harmonisches Bild, war mir aber dann doch zu sehr Ton in Ton.
Mit dem aktuellen RAW-Konverter aus Photoshop CS6 oder Lightroom 5 ist das aber keine große Sache, weil man damit ganz nach Bedarf auch partiell im Bild verschiedenen Weißabgleich anwenden kann, und das sogar ohne haargenau vorher eine Auswahl treffen zu müssen. Zeitaufwand nicht mehr als 1-2 Minuten.
Die Felswand hier rechts ist ein anderes Beispiel. Es ist unübersehbar eine Farbaufnahme, aber insgesamt nur mit wenig Sättigung.
Das Motiv würde ohne weiteres auch in Schwarz-Weiß »funktionieren«. Ich finde aber, dass gerade die spärlich gesättigte Farbe einen zusätzlichen Akzent setzt und dem Bild mehr Tiefe gibt.
Im Original war mir die Wirkung der Oberflächenstruktur des Steins bei dem schattenarmen Licht »zu brav«. Auch da bietet der RAW-Konverter jetzt mehr: Der Regler Klarheit, den es ja auch in der vorigen Version schon gab, ist wesentlich leistungsfähiger geworden. Man kann jetzt bedenkenlos tatsächlich bis zum Anschlag gehen (+100), ohne dass man jetzt noch den bei höheren Werten früher arg störenden Heiligenschein-Effekt fürchten muss.