Fototipp September 2013:
Das Licht in Kirchenräumen
Fotografie in Kirchen ist keines meiner bevorzugten Themen; wohl deshalb, weil mir heute der religiöse Bezug einfach völlig fehlt. Ich brauche meistens irgendeinen konkreten Anstoß, aus dem ich mit Kamera (und meistens auch Stativ) ausgestattet in eine Kirche hinein marschiere. So wie hier geschehen: Das Thema Kirche sollte in meinem aktuellen Buch wenigstens auch gestreift werden, weil es vom Aspekt Licht her eben schon etwas hergibt, wie man hier sehen kann.
Dass ich so selten in Kirchen fotografiere, hängt damit zusammen, dass ich mich dort einfach »gar nicht daheim« fühle. Mitte der 70er Jahre habe ich meinen Zivildienst an einer Dienststelle gemacht, die bei der Sindelfinger Martinskirche angesiedelt war. Da war eben gerade eine Stelle frei geworden, und einigermaßen gläubig war ich damals schließlich auch noch. Das passt also schon, dachte ich.
Die ach so intensiv nach außen hin zur Schau getragene Religiosität der meisten, mit denen ich in den 20 Monaten dort zu tun hatte, aus unmittelbarer Nähe zu erleben, war für mich damals ein Schlag vor den Kopf. Ich kam sehr ins Nachdenken und mir wurde klar, dass an dem Rest von Glauben an Gott, den ich damals noch hatte, auch nicht mehr viel dran war. Das erste, was ich nach Ende der Zivildienstzeit getan habe, war dann mein Austritt aus der Kirche. Das war wie eine gewaltige Befreiung, die ich damals empfunden habe. Und daran hat sich auch in den letzten fast 40 Jahren nichts mehr geändert.
Auch wenn ich also beim Betreten einer Kirche ganz andere Empfindungen habe als gläubige Menschen und mir dadurch sicher atmosphärisch das Wesentliche entgehen dürfte, heißt das nicht, dass ich deshalb jede Kirche fluchtartig verlasse.
Es ist allerdings so, dass mein Blick vor allem an den banal fotografischen Dingen hängen bleibt. Eine Kirche ist für mich nur ganz, ganz selten ein Raum, der so etwas wie Feierlichkeit ausstrahlt. Das fehlt mir, dafür bin ich gewissermaßen »blind«, wenn man das so ausdrücken mag.
Der eine oder andere wird das vielleicht seltsam finden, dass ich mir solche Gedanken überhaupt mache. Das kann ich aber erklären:
Gerade bei der Lichtstimmung achte ich bei der Umsetzung in ein Bild sehr darauf, dass das, was meine Bildidee ausmacht, mit der Lichtstimmung harmoniert. Wenn ich das Gefühl habe, das passt nicht zusammen, dann fotografiere ich das Bild auch nicht - also ganz einfach eigentlich. Bei dieser Entscheidung fühle ich mich meistens sehr sicher.
Genau an dieser Stelle liegt mein Problem bei Fotografie in Kirchen: Diese Umgebung sagt mir einfach nicht genug. Ich komme mir ein bisschen vor wie der Elefant im Porzellanladen. Natürlich kann ich auch Bilder in der Kirche gestalten, aber nur nach rein formalen und oberflächlichen Kriterien. Das ist mir zu wenig.
Andreas Feininger sagt in seiner Großen Fotolehre: »Fotografiere nur Dinge, die dich wirklich interessieren.« Dem kann ich mich nur anschließen. Da mich z.B. Fußball kein bisschen interessiert, reizt mich das auch fotografisch nicht. Natürlich könnte ich mit entsprechender Ausdauer und Mühe sicher auch ganz passable Bilder davon machen. Aber warum sollte ich es tun? Schließlich gibt es auch so viel andere Themen, die mir mehr liegen!
So ähnlich geht es mir bei Kirchenfotografie: Der Funken springt einfach nicht über. Aber vielleicht geht es Ihnen ja ganz anders. Probieren Sie's doch mal aus beim Fototipp September!