Die absolute Ruhe
Ich verstehe es durchaus, wenn andere Urlaub ganz außerhalb der Saison langweilig finden: Da ist doch nichts mehr los! Die meisten Hotels und Gaststätten haben geschlossen und oft ist man auf kleineren Straßen eine Viertelstunde oder sogar länger unterwegs, bevor einem das nächste Fahrzeug begegnet. Kein Wunder, dass man da schon das Gefühl haben kann "irgendwie verlassen" zu sein.
Mir geht es genau umgekehrt: Im dicht bevölkerten Deutschland kann man sich doch kaum mehr vorstellen, dass man irgendwo länger als ein paar Augenblicke allein sein kann. Ich würde mich niemals in einem großstädtischen Ballungsgebiet wohl fühlen. Das ist nicht meine Welt.
Auf dem Wohnmobil-Stellplatz in Guillaumes mitten in den französischen Alpen ist im Oktober weitgehend Totenstille. Mir hat es gut gefallen, deshalb habe ich vier Mal dort übernachtet. Einmal waren es auf dem ganzen großen Platz nur drei Womos, und das Maximum waren immerhin sagenhafte sechs Fahrzeuge.
Der Platz liegt direkt am Fluss Var - beruhigendes Geplätscher, wie ich es mag. Wie man sehen kann, war es kein Problem einen Schattenplatz zu finden, und nicht mal Campingtisch und -stuhl musste man aufstellen. Man kommt sich nicht in die Quere.
Ein anderes Beispiel, hier auf der Passhöhe des Col d'Agnel. Es war auch hier schon extrem wenig Verkehr, aber klar, dass oben auf der Passhöhe immer wieder mal jemand kurz anhält. Am ehesten noch Motorradfahrer. Schnell runter vom Bock, das Handy gezückt, ein paar Selfies geschossen, und spätestens nach fünf Minuten gehts schon wieder weiter. Nach höchstens fünf Minuten.
Mich amüsiert es zuzuschauen, wie im Akkordtempo das Tagesprogramm abgespult wird! Was spricht dagegen einfach mal eine halbe Stunde nur stehen zu bleiben und die beeindruckende Landschaft auf sich wirken zu lassen? Und die herrliche Ruhe.