Fototipp Dezember 2015:
Nachts in Dresden
Hier der Eingang in den Dresdener Bahnhof kurz nach Mitternacht, vom Wiener Platz aus gesehen.
Ich bin bei solchen Aufnahmen immer wieder beeindruckt, welchen Kontrastumfang heutige Digitalkameras bewältigen und wie mühelos die Ausarbeitung im RAW-Konverter doch ist!
Ich bin kein Freund von unnatürlich übertriebenen Effekten und habe mich deshalb noch nie für HDR begeistern können. Im RAW-Konverter ist aber inzwischen so viel Potenzial drin, dass ich die Aufgaben, für die ich früher doch fast HDR in Betracht gezogen hätte, jetzt bestens einfach mit dem RAW-Konverter erledigen kann.
Für Nachtaufnahmen bedeutet das, dass ich zwar schon gerne auch in den dunklen Bildpartien noch einige Details sehen möchte, aber eben nicht das absolute Maximum des Möglichen, denn dann geht der Eindruck einer Nachtaufnahme verloren.
Schauen Sie beispielsweise die Personen im Vordergrund an: Selbstverständlich wäre es machbar gewesen sie aufzuhellen. Ich meine aber, das wäre hier kontraproduktiv gewesen. Schließlich handelt es sich ja nicht um eine Porträtaufnahme, sondern die Personen sollen hier nur etwas Leben ins Bild rein bringen, mehr nicht. Deshalb ist es völlig in Ordnung, dass sie eben gerade nicht hell wie von einer künstlichen Lichtquelle angestrahlt sein sollen. Gestört hätte es mich aber, wenn im Innenraum des Bahnhofs alles völlig überstrahlt und von ausgefressenen Lichtern dominiert wäre. Wie schon erwähnt schafft das aber der RAW-Konverter mühelos.
Bei diesem Bild bewirkt erst die Nässe, dass der Boden so schön goldfarben zu strahlen beginnt. In trockenem Zustand würde er ganz stumpf aussehen, also vergleichsweise langweilig.
Auch Schwarzweiß sollte man nicht von vorn herein verwerfen. Mir hat die trostlose Atmosphäre gut gefallen, die bei dieser Aufnahme mit den grauen Schirmen durch Ausarbeitung als SW-Bild stimmungsmäßig noch unterstrichen wird.
Der Dresdener Bahnhof bietet im Innenbereich fotografisch durchaus ansprechende Motive.
Das Bild hier links hat mich durch die Deckenkonstruktion und die symmetrische Struktur spontan an eine Kirche erinnert. Im Vordergrund steht hier aber nicht der Altar, sondern ein eher futuristisch gestalteter Abfalleimer. Aber eigentlich passt das ja doch fast: Beides fängt mit A an, und die Wortlänge unterscheidet sich auch nur um einen einzigen Buchstaben.
Schön finde ich, dass um diese Zeit nur noch sehr wenige Leute unterwegs waren, so dass die "Kathedrale" in ihrer Wirkung mehr zur Geltung kommt als wenn Menschenmassen kreuz und quer unterwegs gewesen wären.
Ein Stück weiter ändert sich die Stimmung plötzlich. Ohne die Kuppel im Bild sieht alles längst nicht mehr so "sakral" aus, was aber nicht gerade ein Nachteil ist, finde ich.
Ein Blick zurück zeigt nochmals eine etwas andere Atmosphäre. Man beachte, dass der Müllsammelkasten wieder malerisch im Bild ist (jetzt ganz links).