Fototipp April 2016:
In der Dämmerung
Worum es bei diesem Fototipp geht:
Fotografieren in der Dämmerung finde ich sehr reizvoll, weil sich ja in dieser Tagesphase die gesamte Lichtstimmung innerhalb von wenger als einer Stunde stark verändert. Hier möchte ich ein paar Eindrücke davon zeigen.
Noch ahnt man die Dämmerung fast kaum: Nur die eingeschaltete Straßenbebeleuchtung gibt einen ersten Hinweis darauf. Wie warm, neutral oder schon kalt man solche Bilder ausarbeitet, das ist dem Geschmack des Fotografen überlassen. Ich hab da keine eindeutige Vorliebe, sondern ich entscheide meistens spontan, was zu dem Motiv am besten passt.
Nur ein paar Minuten später und 100 Meter weiter findet sich ein ganz ähnliches Motiv, das ich aber in leicht getontem Schwarz-Weiß ausgearbeitet habe.
Straßenlaternen sind hier ja keine im Bild, aber die erleuchteten Elemte der Opel-Werbung erfüllen natürlich den gleichen Zweck.
Aufgenommen hab ich das Bild mit dem 14-mm-Weitwinkel. Durch die Wahl des Hochformats kommt der Helligkeitsabfall im Himmel hier schon sehr deutlich zur Geltung, was dem Bild mehr Spannung gibt, finde ich.
Es lohnt auch, dass man genauer hinschaut, was die Kamera mit den Farben anstellen möchte, denn in der Stadt findet man um diese Zeit besonders viele Mischlicht-Situationen. Beim Bild oben war ich mir erst sehr unsicher, wie ich den Weißabgleich setzen möchte. Nach einigem Probieren hab ich mich dann für einen Kompromiss entschieden, bei dem die Blautöne der späten Dämmerung gut zur Geltung kommen.
Die starke Weitwinkel-Perspektive des 14-mm-Objektivs (APS-C) erfasst oft eine fast schon verrückte Vielfalt sehr unterschiedlicher Lichtquellen. Natürlich ist hier wieder das tiefe Blau des späten Abendhimmels. Aber da sind auch noch die Scheinwerfer der Autos mit ihrem Fast-Tageslicht und im Hintergrund die stark gelb-orangen der Straßenbeleuchtung. Und selbstverständlich sollte man drauf achten, dass die rote Ampel auch den realistischen Rot-Ton zeigt.
Obwohl dieses Bild nur wenige Minuten später aufgenommen wurde, sieht es doch schon richtig nach Nacht aus! Klar, man hätte es natürlich auch noch etwas heller ausarbeiten können, aber ich hab mich hier dagegen entschieden. Und die Entscheidung für SW tut hier nur noch ein Übriges in dieser Richtung.
Da wir inzwischen jetzt doch vollends in der Nacht angelangt sind, möchte ich die kleine Serie mit diesem Tankstellenbild abschließen. Im Original ist draußen noch ein Rest von Zeichnung zu sehen. Ich fand aber, dass es nur den Blick auf etwas hier völlig Unwichtiges lenkt und habe deshalb ganz bewusst den Kontrast entsprechend erhöht, was dem Motiv insgesamt gut bekommt, meine ich.
Alle hier gezeigten Bilder sind übrigens ohne Stativ aus der freien Hand gemacht. Ich bin da überhaupt nicht mehr schüchtern, was auch hohe ISO-Werte angeht. Die meisten modernen Kameras haben längst ein Rauschverhalten erreicht, dass man mit etwas Nacharbeit im RAW-Konverter fast rauschfreie Bilder hinkriegen kann. Ich muss ganz ehrlich sagen: Wenn ich jedes Mal auch noch ein Stativ mit mir rumschleppen sollte, dann hätte ich die Kamera deutlich seltener dabei - und viele interessante Dämmerungs-Motive würden nicht gemacht!