Foto-Erinnerungen

Ich lese gerne und viel, meistens sogar mehrere Bücher nebeneinander her. Eines davon ist momentan Lenz oder die Freiheit von Stefan Heym. Der Roman hat - wie oft bei Heym - einen realen historischen Hintergrund. Er handelt vom Revolutionsjahr 1849 in Baden. Das hätte erst mal nichts mit irgendwelchen Foto-Erinnerungen von mir zu tun, wird man denken. In dem Buch sind aber auch einige Kartenskizzen drin zu den Aufstellungen der Badener und der Preußen bei einzelnen Kämpfen. Und siehe da: Ich wusste nicht, dass zum Beispiel die Zuckerfabrik in Waghäusel eine umkämpfte Stellung war. Ich wusste nicht mal, dass es diese Zuckerfabrik damals überhaupt schon gab. Hab mir ja nie Gedanken drüber gemacht.

in der alten Zuckerfabrik

Am 27. April 2007 habe ich in dieser Zuckerfabrik fotografiert. Damals stand sie noch. Heute ist nur noch ein platt gewalztes Gelände vorhanden. Na ja, zehn Jahre sind ja auch ein Weilchen. Andererseits aber doch recht wenig gemessen an der Zeitspanne von 1849, wo es die Fabrik ja schon gab, bis 2007.

Aber weiter ging's: Auf einer anderen Kartenskizze ist zu sehen, dass auch Durmersheim rund um den Bahnhof herum umkämpft war. Auch dort hab ich schon mehrmals fotografiert in einer fotografisch interessanten Fabrikruine gleich nebenan.

in der Durmersheimer Fabrikruine

Der Fototermin in Durmersheim war ein bisschen früher, am 12. Dezember 2004 nämlich. Auch diese Fabrik ist schon längst platt gemacht. Auf Google Maps kann man es sehen. Ich war damals erst seit kurzem vollends auf Digitalfotografie umgestiegen. Ich hatte mich für die Fuji FinePix Pro entschieden, eine DSLR mit Sensor im APS-Format, also Verlängerungsfaktor 1,5. Die Bildqualität fand ich überzeugend, so dass es mir nicht leid tat, dass ich mich vollends von der Mittelformat-Ausrüstung getrennt hatte. Datenmengen waren 2004 aber noch ein anderes Problem als heute. Ich hatte so eine "Mini-Festplatte" von IBM im CompactFlash-Format, die immerhin stolze 1 GB speichern konnte. Das war fein - aber dann doch nicht so ganz unkompliziert: Stärkere Erschütterungen hatte das Plättchen natürlich nicht gerne, und mit der Temperatur gab es auch Zicken. Ich erinnere mich noch gut daran, dass es an dem Tag zwei oder drei Grad unter Null hatte, und es bei kurzen Fotopausen unbedingt nötig war die Festplatten-Speicherkarte immer gleich aus der Kamera raus zu nehmen und in der Jackentasche warm zu halten. Sonst war nix mit Speichern!

So lange ist das ja nun wirklich noch nicht her. Es kommt mir aber vor, als würde ich damit was berichten, das fast schon fotografische Steinzeit sein muss.