Fototipp Februar 2017:
Nächtliche Schaufenster-Details
Ja, ich weiß: Die Fototipps waren ja längst still entschlafen hier auf der eye-Homepage. Als monatlich wechselnde Rubrik war es mir einfach zu viel geworden. Irgendwann hat man halt schon so viel mal behandelt... Ich möchte das Thema aber trotzdem nicht sterben lassen, nur halt nicht als zeitlich feste Institution weiter betreiben.
Essen-Stoppenberg
Vor kurzem hatte ich wieder Seminarwochenende in Essen. Abends gehe ich dann gut futtern: Die Trattoria Paolo im Stadtteil Stoppenberg ist da meistens mein Ziel. Leider kam ich an dem Abend etwas später, und es war rappelvoll. Weil ich eh Lust zu einer kleinen Fototour hatte, bin ich einfach losmarschiert.
Mein Blick ging vor allem auf die Schaufenster, denn es war Nacht, und da finde ich die Lichteffekte immer eine Aufmerksamkeit wert beim Fotografieren.
Die »Herren« hatten schon Feierabend, und wozu dann schließlich Strom verschwenden für Beleuchtung - auch wenn es doch ein Schaufenster sein sollte? Na gut, dann eben keine Lichteffekte, sondern nur Reflexe. Nichts Weltbewegendes, aber zum Warmwerden beim Fotografieren hat es allemal getaugt, finde ich.
Ein Stück weiter gab's dann doch ein strahlend hell erleuchtetes Schaufenster. Es gehört zu einer Änderungs-Schneiderei. Weil keine Hindernisse im Weg waren, konnte ich dort direkt bis vors Glas treten und mir Einzelheiten rauspicken. Nette Dekoration mit Engel (dabei ist Weihnachten doch längst vorbei). Man beachte vor allem die Konstruktion des Heiligenscheins!
Ich finde, mit den Garnrollen macht sich das ganze Arrangement wirklich herzallerliebst! Man kann es hier zwar nicht lesen, aber dem umgehängten Zettel kann man entnehmen, dass es ein Schutzengel ist. Fingerhut direkt daneben. Wer sich trotzdem noch in den Finger sticht, dem ist nicht zu helfen.
Im gleichen Schaufenster sieht man auch den Arbeitsplatz der Schneiderin. Interessant finde ich, wie viele Motive sich sogar mit nur einer Festbrennweite finden lassen: Ich hatte nur die X-Pro1 mit dem 1,4/35 mm Objektiv dabei, war also nicht sehr flexibel. Die Bilder sind aber trotdem nur wenig beschnitten.
Eine Änderungsschneiderei jagt die andere in Stoppenberg, nur wenige Schritte weiter. Schutzengel kommt hier keiner zum Einsatz, aber dafür gibt es mehrere Nähmaschinen. Sieht insgesamt mehr nach kleiner Fabrik aus. Den Fotograf freut es aber, dass auch hier alles gut beleuchtet war.
Und schließlich kommen dann die Herren doch noch sehr schön ausgeleuchtet zum Zug: bei einem richtigen KUAFÖR sogar! Mir gefällt hier der Gegensatz zwischen dem sehr kalten Licht im Vordergrund und dem warmtonigen Licht draußen. Was den Weißabgleich angeht, gibt es meiner Ansicht nach bei solchen Aufnahmen kein »richtig oder falsch«. Ich meine, das entscheidet der Fotograf immer am besten bei der Ausarbeitung der Bilder. Wenn man mit RAW arbeitet, sind ja keine Qualitätsverluste dabei zu befürchten.
Ich beende hier das Fotothema nächtliche Schaufenster-Details in Stoppenberg, obwohl ich Lust bekommen hätte noch ein ganzes Stück weiter so zu marschieren. Es wäre sicher noch allerlei Interessantes zu finden gewesen. Aber inzwischen war der Magen sehr ungeduldig und wollte mehr Aufmerksamkeit bekommen. Die hat er dann auch gekriegt, denn jetzt hatte sich das Lokal so weit geleert, dass es freie Plätze gab.
Probieren Sie's mal aus:
Haben Sie Lust bekommen auch mal abends auf Schaufenster-Pirsch mit der Kamera zu gehen? Ich finde, es lohnt sich. Ich habe alle gezeigten Aufnahmen ohne Stativ gemacht und selbstverständlich auch immer nur mit dem vorhandenen Licht gearbeitet (also ohne Blitz). Ein lichtstarkes Objektiv ist natürlich von Vorteil, und mit der ISO-Einstellung sollte man auch nicht ganz schüchtern sein. Gehen Sie bei Blick ins Ladeninnere hinein möglichst nah an die Scheibe ran, dann sind störende Spiegelungen kaum eine Gefahr.