Verlust

Vorige Nacht ist ein sehr guter Freund von mir gestorben. Ziemlich plötzlich. Zwei Wochen vorher hatten wir noch telefoniert und er hatte vor, wieder für ein paar Wochen nach Rottenburg a.N. zu kommen. 

Norbert
Norbert Krüger im »Plaka« beim gemeinsamen Essen

Wir kannten uns schon seit Mitte der 90er Jahre. Kurt, ein Berufsfotograf, den ich über Bildbearbeitung (damals noch mit Photoshop 3.0) kennengelernt hatte, war auf der Suche nach interessierten Hobby- und Profi-Fotografen, die sich ernsthaft mit Bildbearbeitung beschäftigten und weiterbilden wollten. So kam der Profitreff zu Stande, eine lose, aber motivierte Runde von 8-10 Teilnehmern, die sich alle zwei Wochen bei mir im Büro getroffen haben. Da war Norbert auch dabei.

In der „digitalen Foto-Anfangszeit“ haben wir alle noch mit Film fotografiert, die Bilder eingescannt und mit Photoshop bearbeitet. Im Profitreff hatten wir einen Kodak Thermosublimationsdrucker im Format A4+. Das war damals das qualitativ Beste, was als Ausgabemedium zu haben war.

Der Profitreff bestand über 10 Jahre und hat sich dann nach und nach aufgelöst, weil sich die Leute in alle Winde verstreut haben. Der Kontakt zu Norbert blieb aber bestehen.

Norbert
Abends im Biergarten des »Ehgner Eck«

Er gehörte zu der Sorte Mensch, zu denen nicht leicht ein näherer Kontakt zu finden ist. Viele haben ihn als distanziert empfunden. Es hat auch bei mir lang gedauert, bis ein Level erreicht war, das man als vertraut bezeichnen konnte. Ich kam mit seiner Art aber gut zurecht. Mag daran liegen, dass sich da halt zwei einsame Wölfe gefunden hatten…

Sehr geschätzt habe ich seine in vielen Dingen sehr kritische Haltung, die er nicht verborgen hat. Das war mir ganz besonders in der Fotografie viel Wert, weil er Bilder sehr aufmerksam und direkt betrachtet hat. Ein „ja, sehr schön“ aus purer Freundlichkeit gab es von ihm nicht.

Er war auch immer gut informiert, was es an interessanten fotografischen Neuerungen gab und hat viel ausprobiert. Er war es auch, der mich zu einem Zeitpunkt, wo ich noch voll auf DSLR fixiert war, auf das spiegellose Fuji-X-System aufmerksam gemacht hat. Ein sehr guter Wechsel damals für mich.

Aktuell hat er intensiv an einer Foto-Ausstellung über Potsdam gearbeitet. Sein besonderes Interesse bestand vor allem darin längerfristige Veränderungen im Bild festzuhalten. Von Potsdam hatte er einen stattlichen Fundus und war immer noch am Fotografieren. Geplant wäre die Fertigstellung der Ausstellung in etwa zwei Jahren gewesen. Wir haben viele Bilder gemeinsam durchgeschaut und diskutiert.

Sehr schade, dass sein auch mit 76 Jahren noch sehr aktives und breit interessiertes Leben jetzt so plötzlich zu Ende ging!

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