Zwei Autos von 1961

Borgward und Mercedes: Das waren um 1960 herum durchaus ernsthafte Konkurrenten. Ich lasse hier aber nicht die Isabella TS gegen den Ponton 190 Benziner antreten und auch nicht die 220 S Heckflosse gegen den luftgefederten P 100, sondern zwei schwächer motorisierte Autos: den Mercedes 180 D mit 43 PS und die Borgward Arabella 38.

Arabella
Borgward Arabella 38

Länge: 3,80 m
Breite: 1,51 m
Höhe: 1,40 m
Motor: 4-Zylinder Boxer wassergekühlt, 897 ccm, Benzin
Antrieb: Frontantrieb
Gewicht: 695 kg
Leistung: 38 PS
Höchstgeschwindigkeit: 120 km/h

Mercedes 180 D
Mercedes 180 D

Länge: 4,48 m
Breite: 1,74 m
Höhe: 1,56 m
Motor: 4-Zylinder Reihe wassergekühlt, 1767 ccm, Diesel
Antrieb: Heckantrieb
Gewicht: 1220 kg
Leistung: 43 PS
Höchstgeschwindigkeit: 110 km/h

Ein schlechter Vergleich? Ich finde nicht, auch wenn oder gerade weil das Fahrerlebnis sehr unterschiedlich ist. Schon ein Blick auf die Daten macht deutlich: Der 180 D ist deutlich länger, breiter, höher, schwerer – und trotz 5 PS mehr auch langsamer. Über 500 kg Mehrgewicht wollen halt bewegt werden. Die Arabella ist spritziger und liegt nicht schlecht auf der Straße. Beide Autos sind nicht gerade leise, aber oberhalb von 100 km/h wird die Arabella schon sehr laut. Auch wenn Borgward damit geworben hat, dass die 120 km/h bedenkenlos als Dauergeschwindigkeit gefahren werden dürfen, wird das kaum jemand freiwillig länger tun. Mal eben zum Überholen eines LKWs auf der Autobahn ist das okay, aber dann nimmt man gern das Gas wieder ein Stück zurück. Im 180 D sind lange Autobahnfahrten auch nicht das reine Vergnügen – etwas langweilig halt. Immerhin sitzt man aber sehr gut und entspannt, und bei schönem Wetter ist das große Faltdach (heute eine sehr gesuchte Sonderausstattung) einfach ein Genuss.

tacho

In der Arabella hatte ich sofort das Gefühl in einem Kleinwagen zu sitzen. Das macht nicht nur der merklich geringere Platz aus, sondern alle Details wie z.B. das hier gezeigte Kombiinstrument. Nicht geschmacklos, aber relativ schlicht gemacht.

Armaturenbrett

Der kleine Ponton-Mercedes verzichtet zwar auf Holz zugunsten des billigeren Bakelit, aber insgesamt kommt trotzdem noch deutlich was von Wohnzimmer-Atmosphäre rüber. Der nagelnde niedertourig laufende immer hörbare Motorenklang passt trotz allem irgendwie dazu, finde ich.

Gibt es ein Resümee?

Ja, für mich jedenfalls schon. Dazu muss ich aber etwas weiter ausholen: Beide Autos haben zweifellos ihren eigenen Reiz – und ihre Schwächen. An der Arabella gefallen mir die zeitgemäßen Heckflossen. Optisch die meiste Ähnlichkeit hat das Auto mit dem DKW Junior, finde die Arabella technisch aber wesentlich moderner. Ein 4-Zylinder 4-Takter war in dieser Klasse nicht selbstverständlich. Es gab auch einige sehr feine Ausstattungsdetails wie die umklappbare Rücksitzbank, wodurch der eh schon stattlich große Kofferraum noch erweitert werden konnte.

Mir war schon klar, dass die Arabella eine ganze Klasse kleiner ist als die Isabella. Eigentlich fand ich das gerade reizvoll, auch deshalb, weil Arabellas heute sehr selten sind (ungefähr 150 Stück soll es in Deutschland angeblich noch geben). Mir war aber nicht bewusst, dass ich leider mit einem Kleinwagen nicht mehr gut zurecht komme. Mit meinen 186 cm Körpergröße wird es einfach eng. Beim Schalten haue ich mir jedes Mal den Lenkrad-Schalthebel aufs Knie, die Pedale liegen für meine Füße (Schuhgröße 46) verdammt eng beinander und das Ein- und Aussteigen ist mit meinem gesundheitlich angeschlagenen Knie wirklich kein Vergnügen. Es hat eine ganze Weile gedauert, aber irgendwann war mir klar: Mit diesem Auto werde ich nicht warm. Schade, aber manchmal braucht man eben eine Weile, bis einen die Realität eingeholt hat!

Und der 180 D?

Geschwindigkeit ist bei diesem Auto kein Thema. Mit 43 PS bei über 1200 kg ist man im heutigen Straßenverkehr manchmal schon ein bisschen ein Verkehrshindernis. Wen das stört, der ist hier falsch am Platz. Ich mag dieses Auto aber sehr und würde es nicht eintauschen wollen. Alles geht schwer: kein Bremskraftverstärker, keine Servolenkung. Beim Rangieren muss man kräftig zupacken. Der alte Diesel hat etwas enorm Beruhigendes an sich. Es geht nicht schnell, ist aber in jeder Lage absolut vertrauenserweckend. Auch Alpenpässe haben nichts Negatives an sich, wenn man entspannte Entschleunigung zu schätzen weiß. Das Auto stammt aus einer Zeit, zu der es keine Seltenheit war, dass Passstraßen noch 30 Prozent Steigung hatten. Der kurz übersetzte 1. Gang ist genau darauf ausgelegt, und das ist gut so.

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