Wie Diplomarbeiten halt so sind…

So, jetzt ist das Manuskript für mein Infrarotbuch beim Verlag, momentan in der ersten Korrektur.

Als ich das Anfang der Woche auf den Server geladen hab (alles zusammen immerhin an die 3 GB Daten) kamen mir gewisse Erinnerungen an meine Diplomarbeit (Psychologie) in der zweiten Hälfte der 80er Jahre. Geschrieben hab ich die damals – ganz modern! – auch schon am PC. Ich hatte noch keinen eigenen, aber ein guter Freund hatte schon einen Schneider 1512 – ein tolles Ding mit 512 kB Arbeitsspeicher und 2 Diskettenlaufwerken (5,25 Zoll mit 360 kB Speicherplatz). Festplatte war noch nicht damals (bzw. hätte für 20 MB ein wahres Vermögen gekostet).

Alles war ein recht kurioser Ablauf: Auf einer Diskette war natürlich das Betriebssystem drauf (irgendein MS DOS – welche frühe Version, das weiß ich nicht mehr). Die war nötig zum Starten. Auf der zweiten Diskette war das Programm, mit dem man arbeiten wollte. In meinem Fall war das WordPerfect 4.2 gewesen. Alles ging damals über die Funktionstasten und Steuerzeichen. WYSIWYG war noch in weiter Ferne.

Der Text, den man geschrieben hatte, musste natürlich auch irgendwo gespeichert werden. In Frage kam das Laufwerk C: (nein das war nicht die Festplatte, die dieser PC ja nicht hatte!), wohinter sich der Arbeitsspeicher verbarg. Das war zwar bequem, aber auch gefährlich: Einmal hab ich ausgeschaltet und vergessen, dass ich den Text noch nicht auf die Diskette übertragen hatte – schwuppdiwupp, eine Nacht lang Arbeit war weg…

Das Speichern auf Diskette war eine ziemliche Geduldsprobe, wenn die Datei länger war. Und wenn man mehrere verschiedene Dateien hatte, musste man meist auch erst die Diskette wechseln.

Das Drucken

Besonders beeindruckend war dann der Vorgang, den fertigen langen Text (immerhin mehr als 100 Seiten) zu Papier zu bringen. Ein 9-Nadel-Drucker stand mir zur Verfügung. Das Schriftbild war entweder sehr bescheiden (9 Pünktchen halt), oder man musste den Modus für höhere Qualität nehmen. Dazu fuhr das Nadelmonster die Zeile mehrfach ab, um dabei einen infernalischen Lärm zu machen und das Farbband nur so zu verschlingen. Und endlos langsam ging’s dann natürlich auch. Ich glaub, ich kann heute noch das viele Stunden lange nervige Geräusch hören!

Nach ein paar Seiten war der Druckkopf heiß und die Maschine ging in einen noch langsameren Modus über mit immer wieder Abkühlpausen. Das Papier waren natürlich nicht Einzelblätter, sondern Endlospapier. Es gab gegen Aufpreis die bessere Qualität mit so genannter „Mikro-Perforation“, mit der man angeblich die gelochten Ränder für den Papiertransport so abreissen konnte, dass es wie geschnitten aussehen sollte. Angeblich, wie gesagt. Aber man saß auch dafür wieder eine halbe Ewigkeit am Tisch und produzierte Berge von Papiermüll. Sehr beeindruckend!

Time passes

Wie gesagt ist das jetzt gerade mal etwas über 20 Jahre her – eigentlich keine lange Zeit. WordPerfect 4.2 ging auf eine einzige Diskette, war also ungefähr 300 kB groß. OpenOffice, mit dem ich gerade das Buch geschrieben hab, braucht 430 MB, also etwas mehr als das 1000fache. Das ist nicht ganz wenig, aber irgendwie doch noch nachvollziehbar (damals aber ganz bestimmt nicht!).

Viel gewaltiger finde ich aber die Dimension, wenn man bedenkt, wieviele Disketten man damals ungefähr hatte (ich glaube, insgesamt höchstens 25). Auf dem Tisch neben meinem Notebook liegt gerade ein USB-Stick (4 GB), winzig klein. Den hab ich mir vorhin für 8,99 Euro gekauft, weil ich meinen anderen verloren hab. Auf dem Stick ist das ganze Buch drauf mit vielen hoch auflösenden Bildern. Und diese Daten hab ich mal kurz per DSL auf den Server des Verlags kopiert – wozu schließlich extra DVD brennen und mit der Post verschicken – ist doch verplemperte Zeit…

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