Warum ist es so schön?

Vielleicht merkt man, dass mich mein alter Düdo-Bus (Abkürzung für die in Düsseldorf gebauten Modelle) sehr begeistert. Weil das bestimmt nicht jeder nachvollziehen kann, hier ein paar Gedanken dazu.

Das richtige Wohnmobil finden

Ich hatte früher schon mehrere ältere Fahrzeuge. Meistens eine Ex-Feuerwehr. Die waren billig zu kriegen, hatten wenig Kilometer, und es war eine Zeit, als Geld bei mir noch ziemlich knapp war (Studium). Der erste war ein Ford FK 1250 (sehr spartanisch, bretthart gefedert, lief mit seinen 55 PS aber besser als jeder damalige VW-Bus). Hinten kam eine große Matratze rein, und fertig war das erste Wohnmobil und kam auf vielen Fahrten zum Einsatz.

Ein paar Jahre später kam der Wunsch nach einem etwas größeren Bus auf. Eine Feuerwehr Mercedes 319 wurde es. Zwar auch keine Stehhöhe, aber nach einigen einfacheren Umbauten war schon ein bisschen mehr Wohnmobil-Ähnlichkeit gegeben. Sogar einen kleinen Kühlschrank bekam er verpasst.

Es folgten noch zwei 319er bis ich im Jahr 2004 nach einem Schlaganfall erst mal selber total „out of order“ war. Bus und Motorräder wurden verkauft. Erst etliche Jahre später hat es mich dann doch immer mehr in den Fingern gejuckt, dass ich wieder einen „reisefähigen Bus“ haben wollte. Mit fortgeschrittenem Lebensalter hat man aber doch ein bisschen andere Bedürfnisse und Ansprüche als mit 30 Jahren. Deshalb hieß es erst mal in Ruhe umschauen und alles gut durchdenken.

Kriterien

Es sollte auf jeden Fall was Älteres werden und kein „Weißware-Plastik-Wohnmobil“ heutiger Art. Und einen großen Haufen Geld hatte ich dafür auch nicht vorgesehen. Ich kenne von früher her vom Fahren verschiedene Ford Transits, Opel Blitz, VW-Bus (T1 bis T3), den Bremer-Mercedes (T1), den Hanomag-Mercedes und den Düdo-Mercedes (T2). Es sollte auf jeden Fall ein reisefertig ausgebauter Bus sein, war meine Vorgabe. Ford und Opel wurden schnell aussortiert wegen schwieriger Ersatzeillage. Darauf hatte ich keine Lust.

Ich hab mir einiges angeschaut und probegefahren. Ich hatte schon bald entschieden, dass der Bus innen Stehhöhe haben sollte und möglichst kein Alkoven-Dach. Ich mag nicht zum Schlafen immer da hoch kriechen! VW-Busse sind generell weit überteuert, finde ich – also auch uninteressant. In der engeren Wahl hatte ich einen recht schön ausgebauten Hanomag 206 D. Schied dann aber doch aus wegen Rost. Dann ein Bremer 207 D mit Weinsberg-Ausbau. Schied aber aus weil es noch fast 2 Jahre bis zum H-Kennzeichen gewesen wären (Umweltzonen!). Also weiter suchen. Am interessantesten fand ich inzwischen Düdos. Aber welche Motorisierung und welche Länge? Klar, der OM 314 (LKW-Motor mit 85 PS aus 3,8 l Hubraum) ist verlockend. Meistens sind das aber Fahrzeuge mittlerer Länge (ca. 6 m) und über 3,5 t. Ich will aber in die Berge fahren und auch möglichst kleine Straßen noch fahren können. Und ich bin allein unterwegs, brauche also keinen „Familien-Ausbau“. Die kürzeste Ausführung (knapp über 5 m) macht da mehr Sinn. Im März 2014 lief mir dann der Bus übern Weg, mit dem ich noch jetzt unterwegs bin:

mein Düdo-BusEs ist ein Selbst-Um-und-Ausbau vom Vorbesitzer durchgeführt. Nichts „Edles“, aber durchweg sinnvoll und handwerklich korrekt gemacht, und vor allem bis auf wenige Änderungen ziemlich so, wie es für mich als Einzelreisender gut passt. Das Dach hat der Vorbesitzer schon angehoben auf Innenhöhe 190 cm. Optisch nicht makellos gemacht, aber kein Schandfleck. Man sieht eben, dass es kein Fertig-Wohnmobil ist. Stört mich nicht.

Meine Erfahrungen

Das Auto hat für mich sehr hohen Gebrauchswert: Gas-Standheizung, Kühlschrank, Warm- und Kaltwasser, ausreichend großer Frisch- und Abwassertank, Chemie-Toilette, 2-Flammen-Kocher, genug Stauraum, mit wenigen Handgriffen ausgeklappte Liegefläche (sehr bequem!), tagsüber aber Sitzecke mit kleinerem Tisch (u.a. für mein „mobiles Büro“ mit Macbook). Es ist wirklich ein vollwertiger kleiner Wohnraum!

Als sehr praktisch hat sich herausgestellt, dass der Bus durch seine Länge und Breite in viele PKW-Parkplätze noch gerade eben so rein passt. Braucht etwas Kurbelei (keine Servolenkung…), aber man kann in viele engere Altstädte noch reinfahren.

Sehr angenehm finde ich, dass ich mit dem Bus ohne weiteres für 5-6 Tage völlig autark bin. Da ich keinen Stromanschluss brauche (geht alles mit Gas, und Fernseher o.ä. brauche ich im Bus genau so wenig wie ich daheim einen besitze) fahre ich nur sehr selten einen Campingplatz an. Reine Wohnmobil-Stellplätze gibt es inzwischen oft, und auch ohne das geht es gut.

Geschwindigkeit

Hä, was für ’n Ding??? – Natürlich ist der Bus mit seinen 65 Diesel-PS aus 2,4 l Hubraum nicht schnell (dafür aber umso lauter, wenn man mal etwas schneller fahren will). Das ist aber kein Thema von Belang, wenn ich mit meinem Bus unterwegs bin. Bei Autobahnfahrten orientiert man sich am besten an den LKWs. Mit ungefähr Tempo 85 kann man da ganz gut mitschwimmen, und der Motor wird noch nicht an seiner absoluten Leistungsgrenze geplagt (das wäre bei ca. 100 erreicht). Weil der Vorbesitzer die beiden originalen Vordersitze gegen bequeme Omnibussitze getauscht hat, tut einem auch nach vielen Stunden der Rücken nicht weh.

Auf der Landstraße (ich bevorzuge oft die kleineren) genieße ich es sehr, dass ich eine ganze Etage höher sitze als im PKW und eine große Panoramascheibe habe. Das ist fast wie Kino – ganz anders, als wie wenn man im PKW nur bis zum nächsten Auto vor einem sieht.

Alles in allem: einfach nur gut, schön und enorm entspannend!

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