Fast wie ausgestorben

Mir ist schon klar, dass es inzwischen Oktober ist und deswegen nirgends mehr eine Urlaubssaison. Selbst die Nachzügler der Sommerurlauber kann man mit der Lupe suchen, und Wintersaison in den Bergen ist es natürlich auch noch keine. Trotzdem beobachte ich etwas, das mich überrascht und irritiert.

menschenleerMenschenleere Ortschaften. Geschlossene Fensterläden und Rollläden, wohin ich auch komme hier in den Bergen.

Zuerst dachte ich, na klar, das ist eben eine Tourismusgegend, und jetzt ist einfach absolut gar keine Saison in dieser Gegend. Inzwischen meine ich aber, diese Erklärung ist falsch. Wenn in einem reinen Tourismusort wie Val d’Isère jetzt alle Hotels geschlossen haben und die einzigen Menschen, die man dort antrifft, einige Handwerker sind, dann wundert mich das nicht. Es ist ja auch eine durch und durch künstliche Welt – keine normale Stadt eben. Ich komme aber auch durch Orte, die schon alt sind; für die Tourismus sicher eine Rolle spielt, aber es leben doch auch genug Menschen dort, die wirklich dort wohnen. So denke ich mir das jedenfalls.

Irgendetwas stimmt dabei aber nicht. Ja, es sind überwiegend kleine Orte mit Einwohnerzahlen von wenigen hundert bis maximal ein paar tausend. Der subjektive Eindruck ist aber eher, dass da kaum mehr als eine Handvoll Leute ist. Die meisten Läden haben geschlossen, und Gaststätten natürlich auch. Meistens hat genau ein kleiner Lebensmittelladen offen und vielleicht noch eine kleine Pinte, aber auch das abends gar nicht lang.

GuillaumesIch versuche jetzt schon seit mehreren Tagen erfolglos irgendwo was ganz Normales am Abend essen zu gehen. Heute bin ich in Guillaumes gelandet. Wahrlich keine Großstadt (nur gut 500 Einwohner), aber immerhin ein gewisser Verkehrsknotenpunkt hier in den Alpen, und nichts Größeres in der Nähe. Auf den ersten Blick sieht es auch wirklich etwas belebter aus. Das täuscht allerdings; es ist nur etwas mehr Licht. Einmal die kurze Hauptstraße rauf und runter marschiert. Zwei offene Kneipen erspäht! Die erste war ein Fehlschlag: Was zu Essen („Restaurant“ steht immerhin dran) gibt es nur mittags, und auch da nur sehr wenig Auswahl. In der zweiten gibt es was zu essen! Aber na ja – ein Omelett und ein paar einsame Salatblättchen. Serviert wird auf einem Pappteller mit Wegwerfgabel und (man staune!) richtigem Messer. War bestimmt ein Versehen. Kleinigkeit was trinken will ich auch, ganz normaler Hauswein oder so. Gibt es aber nicht. Nur alkfreie Getränke. Okay, nehm ich halt einen O-Saft. Gibt es aber auch nicht. Fruchtsaft nur Ananassaft. Im Pappbecher. Als ich kurz nach acht zurück gehe, macht die erste Kneipe gerade zu.

Als vorausschauender Mann muss ich aber trotzdem nicht Not leiden. Ich achte schon drauf, dass der Kühlschrank im Wohnmobil nicht leer wird. Und Getränkeauswahl ist auch vorhanden. Letztes Jahr war ich ungefähr zwei Wochen früher dran. Sollte das wirklich so einen großen Unterschied machen? Und vor allem: warum? Halten alle Winterschlaf? Der gefühlte Unterschied ist jedenfalls erheblich.

So, jetzt wird aber noch was gefuttert. Guter Käse ist da und eine leckere italienische Salami, und zwei Rotweine gibts auch zur Auswahl. Danach noch einen Grappa.

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