Die ideale Dichte

Dichte beschreibt ein Merkmal, das für mich oft eng mit (Lebens-)Qualität zusammenhängt. Gemeint ist jetzt weniger die Dichte im Geldbeutel (obwohl es schon schwierig wird, wenn die sich dem Wert Null annähert und dort bleibt).

Ich meine die Siedlungsdichte oder einfacher gesagt, wieviele Menschen auf einem Haufen klumpen. Schon Tucholsky hat ja erkannt: „Der Mensch ist ein politisches Geschöpf, das am liebsten zu Klumpen geballt sein Leben verbringt. Jeder Klumpen haßt die andern Klumpen, weil sie die anderen sind, und haßt die eignen, weil sie die eignen sind. Den letzteren Haß nennt man Patriotismus.“

Heute war Sonntag und herrliches Herbstwetter. Verlockend zum Rausgehen. Für viel zu viele leider: Meine ideale Dichte zum Wohlfühlen war eindeutig überschritten. Unmittelbare Ursache war Der Goldene Oktober in Rottenburg, eines dieser bombastisch beeindruckenden einkaufs-orientierten Events, die wahre Heerscharen von nah und fern anziehen. Als ich die Bescherung gesehen hab (ich hatte einfach nicht dran gedacht), hieß es für mich nur noch nix wie weg!

Ich bin bestimmt kein Einsiedler, der nur in seinem abgeschlossenen Kämmerlein sitzen mag. Ich geh zum Beispiel gern in Kneipen, suche mir aber auch dazu den Zeitpunkt aus, an dem ich mich wohlfühle „von der Dichte her“. Eine leere Kneipe ist fad (dann muss wenigstens was Gutes zum Lesen dort liegen), aber wenn’s in Gedränge ausartet, dann ist es nicht mehr mein Ding.

Insofern war auch die Photokina letzten Samstag schon starker Tobak für mich. Ich wünsche mir an solchen Orten einfach wenigstens ab und zu ein Eckchen, wo man sich für ein paar Minuten dem Trubel entziehen kann. War aber natürlich nicht. Gut besuchte riesengroße Messe eben!

Wenn ich stattdessen aber gelegentlich sowas finde wie auf dem Bild hier (das war im Gailtal in Kärnten auf meinem Mini-Urlaub Anfang letzten Monat), dann denke ich mir, dass die typische „Dichte“, wie sie halt im Großraum Stuttgart herrscht, für mich nicht das ist, was ich als angenehm empfinde. Klar, immer hat das seinen besonderen Reiz, das man nicht oder nur selten hat (und auf Dauer wär’s mir sonst vielleicht auch etwas leer), aber trotzdem kann ich nicht nachvollziehen, was das Volk auf diese tollen „Events“ lockt, auf denen doch nicht wirklich was geboten ist, das einen hinterm Ofen vorlocken müsste.

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