67

Oha – schon wieder ein Jahr weniger am Rest dessen das mir an Lebenszeit noch bleibt! Und die LebensZEIT allein ist es ja nicht, denn die LebensQUALITÄT wird mit jedem Jahr kostbarer. 

Ich bin kein Pessimist. Wenn mir mein Vater etwas Nicht-Materielles vererbt hat, dann am ehesten die positive und optimistische Grundeinstellung, die er trotz schwerer Krebserkrankung bis zum Schluss hatte.

Ich kann mich noch gut an das Gefühl erinnern, wie mir das Jahr 2000 einfach schon deshalb enorm weit in der Zukunft vorkam, weil ich damit das astronomische Lebensalter von 45 Jahren verbunden habe. Was auch immer: Mit 45 würde bestimmt allerlei „unter Dach und Fach“ sein, das vorher noch stark in der Schwebe war. – Was für ein naiver Gedanke, muss ich heute natürlich sagen!

Und heute?

Auch mit inzwischen 67 Jahren geht es mir nicht schlecht. Ich lebe nach wie vor SEHR ZUFRIEDEN UND AUSGEGLICHEN und habe nur wenig zu meckern. Ja, es gibt inzwischen ein paar körperliche Einschränkungen, die mich nicht begeistern. Sie hängen überwiegend mit meinem mehr oder weniger deutlich maladen rechten Knie zusammen. Operieren lassen? Nein, so lang es so bleibt ist das keine Option für mich! Nicht zu unterschätzen ist bei mir aber die Neigung zur allgemeinen Faulheit: Bin mir ziemlich sicher, dass ich noch deutlich beweglicher wäre, wenn ich einfach mehr machen würde, z.B. erst mal regelmäßige Krankengymnastik. – Scheiß Trägheit…

Was folgt daraus?

Die Vorstellung in nur 3 Jahren schon einen Siebener vorne dran zu haben, finde ich gar nicht begeisternd. Das Gefühl der EXTREM KOSTBAREN ZEIT gewinnt immer mehr Gewicht. Natürlich kenne ich auch Leute, die mit 80 noch sehr aktiv sind und ihr Leben zu genießen wissen, aber es ist eben doch nur eine OPTION, auf die man ganz und gar nicht zählen sollte. In dem Buch „Reise nach Ixtlan“ von Carlos Castaneda, das ich 1984 auf meiner zweimonatigen Tramptour durch USA und Kanada gelesen habe und das ich auch heute noch sehr lesenswert finde, gibt es ein Kapitel „Death is your hunter“ (in der deutschen Fassung heißt es glaube ich „Der Tod ist dein Ratgeber“, was ich nicht so glücklich übersetzt finde), das mir sehr viele Denkanstöße gegeben hat. Und ich muss sagen, dass es mich mit jedem zusätzlichen Lebensjahr deutlicher berührt.

Ich meine, es ist wichtig sich die Kostbarikeit der Lebenszeit, die man ja nicht kennen kann, bewusst zu machen. Mein bisheriges Leben war wirklich nicht schlecht, auch wenn ich zweifellos hätte deutlich „mehr draus machen“ können, was das Erleben angeht. Was vorbei ist, ist aber vorbei und kann nicht mehr geändert werden – also müßig drüber nachzudenken warum nicht. Es gäbe sicher ein paar Ziele auf unserer Welt, die ich nicht kenne und die ich gerne gesehen hätte (Patagonien zum Beispiel). Ob ich das noch besuchen werde? Gefühlt eher nicht. Wenn dann wohl nur mit meinem Bus, und das wäre schon ein größeres Projekt. So um die 4000 Euro muss man für die Schiffspassage rechnen. Nicht gerade wenig, aber auch nicht völlig unbezahlbar. Wenn ich von meinem sowieso unsinnig großen Oldie-Fuhrpark was verkaufe wäre Patagonien schon eine reizvolle Alternative. – Schaumerhaltmal.

Ich vermisse da aber auch nicht was Wichtiges. Inzwischen geht es mir viel eher so, dass ich es als sehr schön erlebe ohne großes Ziel und vor allem ohne Zeitdruck irgendwo in Europa rumzutuckern, wo es mir grad geIällt. Das ist etwas sehr Entspanntes, das ich immer mehr zu schätzen weiß. Im Düdo-Bus fühle ich mich sehr wohl: Eine kleine 10 Quadratmeter Wohnung auf Rädern. In 2021 bin ich wegen den Corona-Einschränkungen / Lockdown nur wenig weggefahren, weil ich dachte, ist bloß eine Frage der Zeit und dann ist das rum. Denkste! Jetzt haben wir 2022 und das Thema ist fast aktueller als je. Deswegen wird es mir mehr und mehr egal: Auch mit Einschränkungen ist im Bus autark unterwegs sein für mich nicht unattraktiver als dumm daheim zu hocken!

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