Weiter unterwegs

Das Wetter ist gut und momentan nicht mehr so heiß, der alte OM636 Diesel tuckert brav vor sich hin und ich genieße das Leben: Was will man also mehr! 

Ich bin weiter gefahren über den Großglockner, wo noch angenehm wenig los war. Als ich voriges Jahr nur eine gute Woche später in den Dolomiten war, hat dort schon der Tourismus getobt, und das mag ich nicht.

Edelweißspitze
Am Parkplatz Edelweißspitze zu Beginn eines kurzen, aber sehr heftigen Gewitters

Das Reisen mit dem alten 180er Diesel hat was sehr, sehr Entspanntes an sich. Weil einer der Vorbesitzer schon mal die Sitze neu aufpolstern lassen hat, sitzt man sehr gut, hat wirklich ausreichend Platz, und bei schönem Wetter vermittelt das riesige Falt-Schiebedach fast Cabrio-Feeling. Ich mag das Vertrauen erweckende nagelnde Diesel-Geräusch. Wenn ich in den Bergen unterwegs bin, will ich was sehen und nicht einen Geschwindigkeitsrekord aufstellen. Deswegen stört’s mich kein bisschen, wenn es halt bergauf im 2. Gang mit 40 hoch geht. Ich genieße das, und von meinem Bus her bin ich es ja auch gewohnt.

Großglockner-Straße

Weiter ging es dann über dann das Mölltal und das Drautal entlang zum Wurzenpass. Der erreicht zwar bloß eine Höhe von wenig über 1000 Meter, hat aber ein Steilstück mit immerhin 18%. Dafür braucht mein Auto sogar den 1. Gang, marschiert aber brav mit 20 bis 25 km/h den Buckel hoch.

Wurzenpass
Am Wurzenpass auf der slowenischen Seite

Das sind die Julischen Alpen. Nicht mehr ganz so hoch, aber mit dem Triglav immerhin doch noch 2864 Meter. Ich hab mir als nächsten Anlaufpunkt ein Hotel in der Nähe von Bled ausgesucht, das inzwischen leider extrem touristisch überfallen ist. Ich erinnere mich noch bruchstückhaft, dass wir 1961 auf unserem ersten Jugoslawien-Urlaub einen Zwischenstopp gemacht haben. Wir hatten damals einen Opel Rekord P1 in hellblau mit weißem Dach. Ich weiß noch, dass meine Mutter mächtig stolz auf das Auto war. Es war die 1. Stufe des Wirtschaftswunders, die meine Eltern damit erklommen hatten.

Bled
Der See von Bled

Ich bin ein kleines Stück weiter gefahren. Man kommt dann ans Ende der Straße, von wo aus der Fußweg zum Savica-Wasserfall geht.

Save-Wasserfall

Mehrere kleine Flüsse (einer davon die Savica mit diesem Wasserfall) vereinigen sich bald zur Save. Die ist übrigens der von der Wassermenge her größte Nebenfluss der Donau, sogar mehr als der Inn.

Obwohl ich ja wirklich schon seit mehreren Jahrzehnten immer wieder Autos mit Schiebedach hatte und es doch wissen müsste, leiste ich mir immer wieder den gleichen Anfänger-Fehler: Strahlend blauer Himmel, also lasse ich das Dach natürlich offen, damit es nicht so heiß wird im Auto. Das ist okay, so lange man nicht weit entfernt ist. Bin ja auch erst mal ein Bier trinken gegangen im nächsten Biergarten. Hab mich dann etwas umgeschaut, was es fotografisch Interessantes zu sehen gibt. Und so marschiert man halt bissle weiter weg, bis ich doch beschlossen habe zum Wasserfall zu gehen. Jetzt noch mal umkehren? Nee, keine Lust, wozu auch!? Als ich dann etwa anderthalb Stunden später wieder auf dem Rückweg war, kam das Gewitter. Bis ich beim Auto ankam, war ich durch und durch klatschnass. Naja. Dumm nur, dass das Faltdach halt auch offen war. Ich musste dann erst mal den Haufen Hagel entfernen, der sich auf den Sitzen angesammelt hatte…

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