Die Wohnmobilistenszene

Heute bin ich in Mende angekommen. Auch eher eine Kleinstadt (weniger als 12.000 Einwohner) nach deutschen Dimensionen. Überrascht hat mich, dass der kostenlose Wohnmobil-Stellplatz (immerhin für 28 Fahrzeuge) bis heute Abend tatsächlich rappelvoll geworden ist – und das im Oktober! Eine Gelegenheit, um einmal etwas näher auf diese Szene einzugehen, finde ich.

Es sind fast alles Franzosen. Auf die will ich näher eingehen: Schätzungsweise ein Drittel der Fahrzeuge dürfte wohl keine 5 Jahre alt sein. Die ältesten vielleicht 10, allerhöchstens 15 Jahre alt. Ohne Ausnahme alles Wohnmobile von Anfang an. Die klassischen „Weißware-Fahrzeuge“, also nichts, das nachträglich umgebaut wurde. Etwas in Bulli-Größe sucht man vergeblich. Die meisten dürften zwischen 6 und 8 Meter lang sein. Paar noch längere gibt es auch. Ein paar der etwas älteren Womos schätze ich preislich zwischen 10 und 20000 ein. Es stehen aber auch einige hier auf dem Platz, die die 100.000er-Schallmauer überschreiten werden.

Ich kann selbstverständlich nicht wissen, wie viele der Womos vielleicht nur für den Urlaub gemietet wurden. Kleinere individuelle Verschönerungen (mir gegenüber steht ein ziemlich neuer Koloss mit Lichterkette an der ausfahrbaren Markise) deuten aber eher drauf hin, dass es Eigentum ist. Anders als in Deutschland sieht man hier übrigens fast keine Fahrzeuge mit Alkoven.

Womos

Mir ist schon in den vergangenen Tagen aufgefallen, dass in Frankreich hier im Mittelgebirge noch wesentlich mehr Wohnmobile unterwegs sind als in Deutschland oder der Schweiz um diese Jahreszeit. In den Seealpen voriges Jahr war im Oktober überall absolut tote Hose gewesen. Das ist hier anders.

Absolut allen gemeinsam ist ein Merkmal, das nicht überrascht: Rentneralter. Klar, denn wer hat jetzt schon Zeit für Urlaub!? Obwohl damit ja eine Gemeinsamkeit gegeben ist, die Kontakt untereinander fördern könnte, ist davon hier aber rein gar nichts zu sehen. „My Womo is my castle“ scheint eher zuzutreffen. Das überrascht mich etwas, denn (siehe z.B. Holländer) es geht ja auch anders. Aber auf fast jedem Auto ist ja eine möglichst große Satellitenschüssel auf dem Dach. Da braucht man halt keine Geselligkeit. Und es stört dann auch gar nicht, wenn die Autos recht dicht aufeinander stehen. Das Leben spielt sich im Riesen-Wohnmobil ab und nicht draußen.

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