Weihnachten?

Ja, Weihnachten war ja wohl heute. Beziehungsweise der so genannte Heilige Abend. Ich will nicht behaupten, dass der mir als Tag was Besonderes bedeutet, aber ein Anlass für ein paar besondere Gedanken darf er schon sein.

Vielleicht ahnt man’s schon: Ich bin nicht gläubig, und an der lieben Tradition liegt mir auch nicht arg viel. Über die Phase der Lästerei bin ich aber schon lange weg. Wem’s was bedeutet, dem sei’s natürlich gegönnt, ohne jegliches Naserümpfen. Mein Heilig Abend sieht meist so aus, dass ich den Tag erst mal ziemlich normal verbringe wie jeden stinknormalen Tag auch. Gegen Abend fare ich dann nach Sindelfingen, wo meine Mutter (84 Jahre) alleine lebt. An Weihnachten liegt ihr (zum Glück!) auch nix Besonderes, und die Schenkerei ist schon seit einer Ewigkeit abgeschafft. Wir essen zu zweit gut zu Abend („Bunten Salat“ und Ripple gab’s heute – meist im jährlichen Wechsel mit Buntem Salat und Bratwürsten; bedes mag ich auch sehr gern). Danach gibt’s von ihr immer noch selber gebackenes Weihnachtsgebäck und ein Glas Württemberger Rotwein oder zwei. Der Fernseher bleibt aus, was ich sehr angenehm finde.

Gegen halb elf bin ich heim gefahren. Erst mal Pause, und gegen eins dann noch eine recht angenehme Kneipentour, von der ich jetzt (4.45 Uhr) gerade heim komme und mich wohl fühle. Man sollte also nicht denken, dass im 20.000 Einwohner Kaff Rottenburg am Neckar der 24.12. monoton sein muss.

Meine Gedanken? Erst mal der, dass ich sehr froh bin, dass meine Mutter in diesem Alter immer noch weitgehend alleine zurecht kommt (eine Reihe körperlicher Zipperlein natürlich eingeschlossen) und auch in der Birne noch absolut fit ist. Die Themen der Gespräche sind leider nicht mehr der Hit (es geht hauptsächlich drum, wo’s grad weh tut – und das ist bei absolut jedem Besuch von A bis Z das Gleiche; was soll man da drauf also sagen?). Auch wenn es absolut nicht am Verständnis mangelt, ist halt das Interesse an anderen Themen weitgehend verschwunden.

Unsere Gespräche sind deshalb auch recht einseitig: Ich bekomme fast immer dasselbe zu hören und schweige dazu. Ist kein Problem, weil der Redeschwall trotzdem nicht endet. Das mag sich jetzt gemein anhören, ist aber einfach so. Seit mein Vater seit mittlerweile achteinhalb Jahren an Lungenkrebs gestorben ist, hat sich das nach und nach so entwickelt, weil er wohl als geduldiger Zuhörer fehlt.

Wie eng und persönlich ist das Verhältnis zu meiner Mutter? Die Frage kann ich nicht wirklich beantworten. Mein Vater stand mir sicher in Vielem näher von seiner ganzen Art her. Andererseits beeindruckt mich der hartnäckige Wille meiner Mutter, noch alles geregelt zu kriegen und nicht ins Altersheim zu müssen, auf eine gewisse Art auch. Ich denke, ich bin insgesamt wesentlich selbständiger und „lebenstüchtiger“ als sie es jemals war. Viele Sachen machen mir wesentlich weniger Angst als ihr. Aber ich bin schließlich auch in einer ganz anderen Generation aufgewachsen. Die „Symbiose“ von Mann und Frau, wie sie meine Eltern hatten, waren für sie ganz normal. Und jetzt fehlt eben der eine wesentliche Teil dafür.

Nicht oft, abder doch an Tagen wie heute frage ich mich auch, wie es mir wohl in diesem Alter gehen mag, wenn ich das überhaupt erlebe.

Ein Gedanke zu „Weihnachten?“

  1. Beeindruckende offene Kommunikation.
    Danke für so ehrliche Gedanken.
    Eine Bewertung gibt es für diese Thema zum Glück nicht.
    Aber ein Dankeschön.
    Ich hoffe du wirst auch eine Zeit mit 84 erleben
    und immer noch schreiben.
    MAchs gut.
    Robääärt

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