Nein, mein eh schon zu großer Fuhrpark soll nicht noch weiter wachsen, sondern das offizielle „Alltags-Auto“ (der W124 Coupé) soll gegen ein anderes getauscht werden. Ein W124er Diesel mit Anhängkupplung ist es geworden. So dicht gesät sind die nicht mehr. Deshalb hab ich schon eine ganze Weile gesucht.
Warum Diesel und warum Anhängkupplung? Ich hatte einfach Lust auf Diesel. Was eher Gemütliches, kein PS-Protz. Mir war es ziemlich egal ob 200 D, 250 D oder 300 D. Einen 200 D hab ich Probe gefahren. Ist natürlich mit 72 PS eher behäbig, aber ich hätte mich damit gut anfreunden können. Das Schiebedach funktionierte aber nicht, und das hätte mich dann doch gestört. Also weiter suchen. Ich hatte ja keine Eile.
Eine Anhängkupplung hätte ich schon ab und zu mal brauchen können wegen meinen Oldies. Also war das jetzt die richtige Gelegenheit gezielt danach zu suchen.
Schließlich bin ich fündig geworden bei einem 300 D ganz in der Nähe. H-Kennzeichen war natürlich zwingend nötig, da ja sonst jeder ältere Diesel an den Umweltzonen scheitert. Der ins Auge gefasste Wagen ist Baujahr 86 und in einem erstaunlich guten Zustand. Nur die rechte Tür hat etwas Rost. Absolut ausreichende Ausstattung: Automatik, Schiebedach, CD-Radio, Zentralverriegelung, die Stoffsitze noch wie neu… – das war das genau passende Auto, und das sogar zu einem sehr günstigen Preis.
Als Limousine ein biederes Fahrzeug ganz im Stil der 80er Jahre, aber technisch sehr zuverlässig und auch heute nach 34 Jahren absolut alltagstauglich. Erst 1992 kam der unsägliche Wasserlack, der Generationen von Benzen schneller rosten als altern ließ.
Der 300 D aus der 124er-Baureihe hat als Motor den M603, einen 6-Zylinder Diesel mit 109 PS und 3 Liter Hubraum. Kein Turbolader, der kaputt gehen könnte. Vorkammer-Diesel, noch weitgehend die gleiche Technik wie Ende der 50er im OM621 im 190 D. Der Motor gilt mit einer Literleistung von nicht mal 40 PS als nahezu unverwüstlich. Man ist damit kein Verkehrshindernis, aber das Auto verleitet absolut nicht zum schnell Fahren, schon gar nicht mit der Automatik. Ich hab das Auto jetzt drei Wochen und fahre sehr gerne damit. Kann mir gut vorstellen, dass ich es sehr lange behalten werde. – Hat ja erst 284.000 km runter, also grad erst richtig eingefahren…
Ich kann mich gut erinnern, wie 1985 mein Vater ein solches Auto als Jahreswagen hatte. Natürlich durfte ich das Auto auch mal ausprobieren und hatte es ein Wochenende lang. Die Motorleistung war damals für einen Diesel sehr beeindruckend, das hat mir schon gefallen. Ich konnte mich damals aber aus einem ganz kuriosen Grund mit dem Auto nicht anfreunden: Der W124 war das erste Modell mit sehr guter Geräuschdämmung. Heute finde ich es angenehm, aber vor 35 Jahren war es sehr ungewohnt drinnen „wie in Watte gepackt“ unterwegs zu sein. Ich wollte vom Motor „was hören“, wie er arbeitet! Dazu kam noch, dass das Fahrwerk des W124 natürlich auch deutlich besser war wie das von meinem Strich-Achter. Schneller unterwegs sein bei weniger Spritverbrauch und davon gar nix merken? Nee, das widersprach damals meiner Vorstellung von „Fahr-Feeling“!
Beeindruckend war auch die Prozedur des Ummeldens zu Corona-Zeiten: Abstand halten versteht sich von selbst. Damit es aber erst gar nicht zu Menschenansammlungen kommen kann, muss man sich vorher telefonisch einen genauen Termin geben lassen. Das Landratsamt ist abgeschlossen. Die Schalter sind nach draußen ins Freie verlegt. Glück hat man also, wenn es nicht regnet. Tatsächlich ist es recht gut organisiert. Es gibt insgesamt nur 4 Schalter einschließlich Kasse und einen extra für den Schildermacher. Im offenen Fenster sind jeweils eine Plexiglas-Platte mit paar groben Bohrungen zum Reinsprechen eingesetzt und unten eine Klappe, damit man Papiere und Nummernschilder durchreichen kann. Bar zahlen darf man nicht, nur mit Karte gewissermaßen berührungsfrei zu dem Mensch hinter der Scheibe.