Sachen passieren einem so im Lauf des Lebens, da kann man wirklich nur den Kopf schütteln oder einfach staunen.
Ich hab in grauer Vorzeit (sprich: in den 70er Jahren) ein paar Semester Physik studiert; durchaus mit Interesse, aber unterm Strich dann doch mit deutlich zu wenig Erfolg, so dass ich dann beim Vordiplom lieber das Handtuch geworfen habe. Das Hauptproblem für mein Versagen als aussichtsreicher Physiker kann ich heute ziemlich sicher benennen, habe es damals aber nicht so gesehen: Mich hatte der Virus der Computerei erwischt, als ich den Schein in FORTRAN gemacht hatte (damals für das 1. oder 2. Semester vorgesehen – so genau weiß ich das nicht mehr). Mit Lochkarten ging das damals noch.
Wer den Schein hatte, konnte sich als eingeschriebener Student eine eigene Jobnummer abholen, um damit weiter ein bisschen die Programmiererei zu üben. Das hat mich gleich fasziniert, sich ohne externe Vorgabe selber was auszudenken und dran rum zu basteln. Sobald ungefähr ein Jahr später die ersten auch für Studenten zugänglichen Terminals im Rechenzentrum standen, war die mühsame Kartenlocherei nicht mehr nötig, was meiner Begeisterung noch einen kräftgen Kick gab.
Nicht so schön war, dass die wenigen Terminals natürlich sehr belagert waren von ernsthaft arbeitenden Menschen. Weil ich aber schon immer zu den Nachteulen gehört hab, kam ich einfach erst gegen Abend und saß dann oft bis weit in die tiefe Nacht rein vor dem Bildschirm und war am probieren, tüfteln und basteln. Ziemlich sinnfreie Sachen meistens. Ich wundere mich heute, wieso mich das trotzdem so begeistern konnte nd wieso ich nicht mehr draus gemacht hab. Aber wie auch immer: Ich hab schließlich doch so viel Zeit auf diese Weise verbracht, dass das eigentliche Studium ziemlich auf der Strecke blieb. Um den groß gewordenen Rückstand und die vielen noch fehlenden Scheine noch nachzuarbeiten, dazu erschien mir der Berg irgendwann einfach zu groß, und ich hab das Physikstudium an den Nagel gehängt.
Lang ist’s her, und es war wirklich keine Ruhmestat von mir damals. Um so amüsanter finde ich es deshalb auch, dass ich heute, mehr als 30 Jahre später, Co-Autor eines Fachartikels im European Journal of Physics geworden bin. Dass ich eines Tages gewissermaßen von hinten durch die Brust ins Auge in einem durchaus ernst zu nehmenden physikalischen Fachmedium an einem Beitrag mitarbeiten würde, das hätte ich mir niemals träumen lassen. Near Infrared Photography ist das Thema des Artikels, der in diesen Tagen fertig wird. Demnächst mehr dazu.