Google macht ja fleißig Werbung dafür, dass man bezahlte Werbung schalten soll, die dann bei den einschlägigen Suchbegriffen hervorgehoben erscheint. Ich hab das vor etlichen Jahren mal ausprobiert und war nicht überzeugt davon. Weil sich inzwischen ja viel getan hat und es ein nicht uninteressant erscheinendes Lockangebot gibt, war ich doch neugierig und dachte, ausprobieren kannste es ja mal.
Das Lockangebot sieht so aus, dass man für einen bestimmten Betrag Anzeigen buchen muss und dann eine Gutschrift in gleicher Höhe für weitere Anzeigen erhält. Neugierig gemacht hatte mich vor allem, dass die Gestaltungsmöglichkeiten jetzt angeblich sehr vielseitig sein sollten und man eine Stunde telefonische Beratung bekommt.
Was Google alles weiß und kann
Ich habe also eine eigene Anzeige erstellt. Man wird dabei stark geführt, wobei ich sagen muss, dass man zwar tatsächlich etwas mehr Möglichkeiten hat als früher, es aber in meiner Wahrnehmung alles nicht transparenter geworden ist sondern eher unübersichtlicher.. Dieser erste Schritt hat mich nur wenig begeistert. Aber schaumermal weiter, dachte ich mir.
Auf das Beratungsgespräch war ich gespannt. Ich bekam drei mögliche Termine per Email genannt und entschied mich für den ersten, der gleich zwei Tage später war. Bei einem Blick auf mein Handy staune ich: In meinem Handy-Kalender(!) steht ein neuer Eintrag „Ihre Besprechung mit Google“ mit langem Text-Anhang!
Das Telefonat war dann durchaus lohnend. Ich habe erfahren, dass meine erste Anzeige bisher überwiegend rausgeschmissenes Geld war wegen einer ungeschickten Einstellung, die ich gemacht hatte. Es wäre besser gewesen zuerst das Beratungstelefonat zu führen und erst dann die Anzeige zu erstellen. Hätte ich das erkennen können? Nicht wirklich, weil alles für mich sehr unübersichtlich war. Also große Begeisterung…
Wir haben ausgiebig für mich passende Suchbegriffe gesammelt. Mein Berater konnte zu jedem Begriff sagen wie oft im letzten Monat danach gesucht wurde und paar weitere Infos. Das fand ich sehr nützlich. Ziemlich verdutzt war ich aber, als schon wenig später eine Mail kam mit folgendem Inhalt, dem ich zustimmen sollte:
„Im Namen meines Unternehmens autorisiere ich Google, im Ads-Konto die folgenden Arten von Änderungen ohne vorherige Mitteilung an mich durchzuführen:“ gefolgt von einer Liste, die meiner Ansicht nach nur ein Vollidiot unterschreiben würde (Google darf fast alles nach Belieben ändern) – oder eben jemand, der nur einen schnellen Blick drauf wirft und nicht merkt, was er da akzeptiert.
Bemerkenswert finde ich auch, dass man gedrängt wird auf der eigenen Homepage Cross Domain Tracking zu installieren. Das soll eine Lösung sein, mit der man angeblich sehr flexibel viele werbemäßigen Einstellungen verwalten können soll. Da es sich aber nicht nur um irgendein Tool handelt, sondern direkt auf dem Webserver umfangreiche Änderungen durchgeführt werden sollen (unter telefonischer Anleitung eines Google-Mitarbeiters), wäre hier für mich ganz klar die rote Linie überschritten gewesen und ich habe abgebrochen. Ich habe nicht weiter recherchiert, aber es sieht für mich sehr danach aus, dass man (ohne das nicht im Detail wirklich zu überblicken!) Google weitgehenden Zugriff auf die Website geben würde. Mindestens werden wohl sehr wahrscheinlich jede Menge für Google werbemäßig interessante Infos abgerufen werden können.
Jetzt kann man natürlich argumentieren, dass das ja auch zu meinem eigenen Nutzen dient, wenn ich meine Zielgruppe besser erreichen kann werbemäßig. Für mich ist das eh höchstens ganz am Rand von Interesse und ich nutze auch Analytics u.ä. nicht. Ich möchte aber noch eine nicht unwichtige Erfahrung berichten.
Meine Erfahrung mit Google Ads
Ich hatte ja das Lockangebot von Google angenommen und deshalb noch freie Werbeangebote, die ich natürlich nicht verfallen lassen wollte. Hab mich also hingesetzt und einige Zeit investiert um meine werbemäßige Suchanzeige so zu gestalten, dass möglichst auf den ersten Blick zu erkennen ist was geboten wird. Das ist aber bei Google Ads gar nicht so einfach, denn man kann nicht einfach die Anzeige fix und fertig gestalten. Man muss beim Aufbau der Seite mehrere Schritte absolvieren, die die Anzeige gewissermaßen „zerlegen“. Man wird dabei gezwungen bestimmte Dinge zu tun. So ist es z.B. nicht möglich einfach nur einen Titel zu vergeben, sondern es muss mehrere zur Auswahl geben. Das gleiche gilt beim Text. Das finde ich ziemlich lästig, weil Google das nach Lust und Laune durcheinander würfeln kann. Man muss also gut überlegen wie man das so formuliert, dass Titel und Text möglichst halbwegs zusammen passen. In der Praxis führt das dazu, dass einem nicht viel anderes übrig bleibt als eher ziemlich vage und damit wenig aussagekräftig zu formulieren. Mir wäre es viel lieber, wenn ich einfach drei oder vier Versionen der Anzeige fertig gestalten könnte als dieses blöde Baukastensystem, auf das ich keinen Einfluss habe! Das Problem setzt sich fort wenn man auch noch die Möglichkeit nutzen will Links einzubinden. Man kann auch entscheiden (an einer ziemlich versteckten Stelle allerdings), ob man KI insgesamt zulassen will (das ist die Voreinstellung) oder nicht. – Alles in allem finde ich das so absolut keine gute Lösung!
Mehr Kunden durch Google Ads?
Insgesamt sollte man ja erwarten, dass die Werbeanzeige mehr Kunden bringt. Ein bisschen was kann man bei Google sehen (wie oft wurde was gezeigt bei welcher Suchanfrage und wie oft wurde drauf geklickt). An der erreichten Klickrate sehe ich, dass meine Anzeige wohl ganz gut ankommt. Tatsächlich gab es dadurch mehr Interessenten, die Kontakt aufgenommen haben. Allerdings hat mir das kaum was gebracht, denn die Mehrzahl dieser User haben zwar Interesse bekundet an einem Termin, sind aber nicht erschienen oder einfach wortlos abgetaucht. Dieses Verhalten ist bei denjenigen, die mich nicht über Google Ads gefunden haben, sonst die absolute Ausnahme – also vergiss es!
Eine fiese Falle
Das Lockangebot, dem ich auf den Leim gegangen bin, setzt dem Ganzen noch die Krone auf durch folgende Falle: Man muss den vorgegebenen Betrag erst mal investieren um dann die Gutachrift in gleicher Höhe zu kriegen für weitere Werbung. Macht ja so weit einen nachvollziehbaren Eindruck. Man kann tagesaktuell nachgucken, wie viel die Werbung bisher gekostet hat. Was tut man also? Na klar, nach Erreichen des vorgegebenen Betrags schaltet man die Anzeige natürlich weiter bis die Gutschrift aufgebraucht ist. Die böse Überraschung kommt erst knapp vier Wochen später: Google teilt mit, dass der Anspruch auf die versprochene Gutachrift inzwischen geprüft wurde und jetzt freigegeben wurde. Man kann die Gutschrift ab jetzt auch nutzen – für die in den jetzt fast vier Wochen gelaufene Werbung aber noch nicht, da ja noch nicht freigegeben gewesen!
Es wird sicher irgendwo im Kleingedruckten versteckt gestanden haben, aber ich vermute, dass das nur die wenigsten gesehen haben werden, weil es halt so naheliegend ist, dass man die Gutschrift auch sofort nutzen kann nach erreichen des Pflichtbetrags.
Google liefert damit ein schönes Beispiel wie man Vertrauen verspielen und künftige Kunden dauerhaft vergraulen kann…