Ja, ich bin der Verlockung erlegen und habe mir wieder einen weiteren Oldtimer gekauft – obwohl ich doch eigentlich die Sammlung verkleinern wollte. Na gut, immerhin hab ich ja den W 109 (300 SEL 6.3) verkauft.
Also, was kam jetzt neu dazu und warum? Dafür muss ich erst ein bisschen ausholen: Meine Oldies waren ja bis auf eine Ausnahme alles welche mit Stern vorn auf der Haube. Das hatte sich irgendwie so ergeben, denn Mercedes fahre ich schon sehr lange. Nun gibt es ja auch andere sehr schöne ältere Autos. Früher gab es ein gutes Argument für die Entscheidung für Mercedes, und das war die hervorragende Ersatzteilversorgung auch für ältere Fahrzeuge. Diese Begründung zieht heute aber nicht mehr, denn Mercedes ist in den letzten Jahren konsequent dazu übergegangen sich erstens um Oldtimers nicht mehr zu kümmern und zweitens das, was noch an Ersatzteilen über DB zu bekommen ist, mit absolut unverschämten Mondpreisen zu versehen.
Nee, die Ersatzteileversorgung ist leider inzwischen absolut kein Grund mehr sich für die Sternen-Apotheke zu entscheiden!
Wenn schon meine Suche nach interessanten Angeboten markenmäßig jetzt weiter gefasst werden kann, hab ich mir auch etwas grundsätzlichere Gedanken gemacht: Muss es denn wirklich immer ein Auto aus der gehobenen Mittelklasse bis Oblerklasse sein? Ich hab mir schon vor längerer Zeit mal einen A-Kadett angeschaut, der dann aber schwuppdiwupp sehr schnell verkauft war, bevor ich richtig drüber nachgedacht hatte. Immerhin hängen geblieben ist aber: Hey, auch Oldies eine deutliche Klasse kleiner können ihren Reiz haben.
Auch wenn ich ja „eigentlich“ gar nix mehr gesucht habe, behalte ich doch die Angebote bei mobile.de immer im Auge. Und so bin ich kürzlich über einen den Bildern nach zu urteilen gut erhaltenen Borgward Arabella gestolpert.
Die Arabella war so zu sagen die „Isabella für Einsteiger“; man könnte auch sagen die „Baby-Isabella“. Zu Borgward gehörten ja noch mehrere andere Marken (Goliath, Hansa, Lloyd…). Lloyd produzierte typische Kleinwagen, in der ersten Nachkriegsversion mit Sperrholz-Karosserie („wer den Tod nicht scheut, fährt Lloyd“). Konkurrenten waren vor allem die BMW-Isetta und das Goggomobil.
Die Lloyd waren zunächst alle Zweitakter. Erst der Lloyd Alexander TS bekam einen Viertaktmotor. Er verkaufte sich gut, und so war der Gedanke nicht abwegig noch eins drauf zu legen. So wurde der Lloyd Arabella geboren. Es zeigte sich aber schnell, dass der doch recht schwache Motor des Lloyd Alexander dafür nicht geeignet war. So wurde ein neuer Motor konstruiert: ein 4-Zylinder Viertakter mit 900 Kubik Hubraum.
Die Arabella (zunächst noch unter der Marke Lloyd) kam 1959 auf den Markt. 1960 wurde die Arabella von Lloyd auf Borgward umgetauft. Leider kam bereits 1961 der Konkurs für den gesamten Borgward-Konzern. Aus den noch auf Lager befindliches Ersatzteilen wurden dann noch fast 1500 neue Arabellas zusammengesetzt. Eine davon ist auch meine (Baujahr 1962).
Die Arabella war um 1960 herum im Bereich der unteren Mittelklasse angesiedelt (3,80 m lang, 1,51 m breit, knapp 700 kg schwer). Konkurrenten waren vor allem der Käfer, der NSU Prinz und der A-Kadett von Opel.
Die Arabella fällt auf durch ihre ausgeprägten Heckflossen. Ich finde das Design sehr harmonisch und gelungen für den Stil dieser Zeit. Auch mit Chrom war man damals nicht geizig.
Das Fahr-Erlebnis
Das Auto stand nicht gerade um die Ecke, sondern in Bayern nicht weit von Salzburg entfernt. Die Überführung nach Rottenburg waren auch gleich die für mich ersten 400 km Fahrerlebnis mit der Arabella.
Der Motor leistet 38 PS, der Antrieb erfolgt auf die Vorderachse. Das hat man vom Lloyd übernommen. Als Höchstgeschwindigkeit sind 120 km/h angegeben. Die erreicht die Arabella auch, allerdings begleitet mit einer mehr als stattlichen Geräuschkulisse. Das war aber damals ziemlich normal. Mit ca. 100 km/h lässt sich’s schon eher aushalten (wenn auch immer noch nicht leise). Die Arabella ist also nicht grad das bevorzugte Reisemobil für lange Autobahnfahrten. Auf Landstraßen ist sie aber in ihrem Element.
Der Motor ist leicht kurzhubig ausgelegt und deshalb angenehm drehfreudig, und wenn man nicht schaltfaul ist, lässt sich durchaus flott fahren. Man ist auf der Landstraße kein Verkehrshindernis.