Mercedes-Benz-Werkstatt

Ich hatte eine Panne mit meinem Winter-Alltags-Auto (230 E von 1992, W124). Die Lichtmaschine hat den Geist aufgegeben. Okay, bei über 250.000 km nicht gerade sooo ungewöhnlich.

Es war Abend, kalt und knapp vorm Schneien. Also kein Wetter, bei dem man wirklich Lust zum selber Schrauben hätte. Ich hab das Auto stehen lassen, bin erst mal was Futtern gegangen (es war direkt vor einer Kneipe) und dann mit dem Zug heim gefahren. Am nächsten Tag hatte ich allerlei zu tun und konnte mich um das Auto nicht kümmern. Hab dann beschlossen, dass ich nicht haufenweise Zeit verplempern mag und hab das Auto einfach übern AvD, wo ich Mitglied bin, abschleppen lassen in die nächste Werkstatt. Hier in Rottenburg wäre ich zu meiner freien Stamm-Werkstatt gegangen, aber dort, wo das Auto stand, war halt Mercedes die nächstbeste Lösung.

Mir war schon klar, dass dort der Stundenlohn nicht grad der günstigste ist. Weil aber so gut wie feststand, dass halt die Lima fällig ist und das kein unüberschaubarer Arbeitsaufwand ist, hab ich das halt in Kauf genommen. Die Reparatur wurde auch korrekt und zügig erledigt und der Kostenvoranschlag wurde ziemlich genau eingehalten, also deswegen nix zu meckern.

Interessant finde ich aber den näheren Blick auf die Rechnung: Ein neuer Keilriemen (das war abgesprochen) schlägt mit fast 40 € zu Buche. Ein stattlicher Preis für ein ziemlich simples Ersatzteil, das im Zubehörhandel bei gleicher Qualität (Continental) für um die 20 € zu haben ist. Na ja. Für den kompletten Austausch der Lichtmaschine werden 7 AW berechnet. So weit realistisch, finde ich. Originell ist dann aber, dass für den Austausch des Keilriemens (der ja sowieso weg musste zum Lima-Ausbau), noch mal 6 AW berechnet wurden!

Tatsächlich war aber der Keilriemen natürlich keine Ausnahme. Mercedes schlägt auf alle Ersatzteile von Zulieferern sehr kräftig drauf, und zwar in einer Höhe, dass die haargenau gleichen Teile durchweg problemlos für kaum mehr als die Hälfte zu bekommen sind. Da diese Teile ja meistens nicht mal auf Lager vorrätig sind, sondern bestellt werden müssen, stößt mir ein solches Geschäftsgebaren doch ziemlich unangenehm auf.

Dass der Kostenvoranschlag so genau eingehalten wird, ist übrigens auch nicht verwunderlich: Reparaturen werden bei Mercedes ja schon lange nicht mehr nach tatsächlichem Zeitaufwand berechnet (es sei denn, dass unvorhergesehe „Erschwernisse“ aufgetreten sind), sondern nach festen AW-Einheiten. Der Austausch des Keilriemens kostet eben immer 6 AW, basta. Ob das im konkreten Einzelfall Sinn macht oder nicht, das wird offensichtlich gar nicht berücksichtigt.

Wie wäre es denn, wenn solche versteckten Doppelt-Berechnungen unterbleiben, Ersatzteile von Fremdherstellern zum ganz normalen Marktpreis verkauft werden und ich im Gegenzug gerne auf die kostenlose Leistung Maschinen-Fahrzeugwäsche verzichten würde? Das ist nämlich genau so albern wie die Serviette, die man an der Tankstelle bei jeder Brezel dazu kriegt – völlig kostenlos natürlich.

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