Ich genieße es zur Zeit, dass noch kein Streusalzwetter ist. Ich hab nämlich seit Anfang Dezember meinen 220 S „Heckflossen-Benz“ vor dem Haus stehen und freue mich jedes Mal wenn ich an dem Auto vorbei laufe.
Mich begeistert an dem Auto das besondere Gefühl einer Zeit, die einerseits natürlich längst vergangen ist (Baujahr 1965), andererseits aber für mich etwas von Grund auf Solides und Zuverlässiges ausstrahlt.
Ich habe das Auto vor ziemlich genau zwei Jahren gekauft und bin in dieser Zeit ungefähr 12.000 km damit gefahren. Einziger Defekt war ein kaputt gegangener Lichtschalter. Sonst einfach rein sitzen, starten und fahren, egal ob warm oder kalt.
Ich hatte ja früher schon mal eine „Flosse“, mit der ich in den späteren 80ern und der ersten Hälfte 90er insgesamt über 200.000 km unterwegs war. An dieses Auto werde ich jetzt oft erinnert: Es war ein weißer 220 SE mit üppiger Ausstattung (Servolenkung, Automatik, Schiebedach, Anhängkupplung…). Es tut mir weh, wenn ich daran denke, wie ich damals noch mit meinen Autos umgegangen bin. Full Power so oft irgendwie möglich. Auf der Autobahn, wo ja noch viel weniger Verkehr war, selbstverständlich Dauer-Vollgas.
Ich kann heute nicht mehr nachvollziehen, worin damals für mich der Reiz solchen Verhaltens gelegen ist. Ich fahre auch heute gern noch mal schnell und bin auch mit meinen Oldies kein 80-km/h-Schleicher, aber es ist doch ein erheblicher Unterschied, ob man ab und zu mal beim Überholen Vollgas gibt, oder ob das der Dauerzustand ist.
Der dunkelrote 220 S, den ich hier habe, ist vergleichsweise mager ausgestattet. Radio und elektrische Antenne sind zusammen mit der cremefarbenen unverwüstlichen MB-Tex-Polsterung die einzigen Extras. Ohne Servolenkung hat das Auto mit dem nicht gerade leichten 6-Zylinder-Motor schon einen erheblichen Ballast auf der Vorderachse. Beim Rangieren oder Ein-und-Ausparken muss man am Lenkrad also richtig kräftig zupacken. Stört mich aber nicht: Ich bin das ja auch von meinem Bus kein Haar anders gewöhnt!