Seit ich aus dem Frankreich-Urlaub wieder daheim bin, habe ich das recht umfangreiche Bildmaterial nach und nach ausgearbeitet. Dabei sind mir auch einige Gedanken durch den Kopf gegangen, zu denen ich wenigstens kurz was schreiben möchte.
Tourismus
Mir fällt auf, dass mich die typischen Urlauber-Reiseziele inzwischen fast gar nicht mehr reizen. Im Gegenteil sogar: Ich mache einen weiten Bogen darum herum. Gerade außerhalb der Saison merkt man sehr deutlich die Auswirkungen des Tourismus. Es ist ein großer Unterschied, ob in einer Kleinstadt halt nur wenig los ist, weil das dort durch die niedere Einwohnerzahl eben immer so ist, oder ob ein Ort gleicher Größe jetzt wie ausgestorben ist, weil die meisten Geschäfte und Lokale geschlossen haben, weil keine Touristen mehr da sind. Das heißt dann ja, dass dem Durchreisenden in der Saison etwas durch und durch Künstliches begegnet.
Geschlossene Fensterläden prägen dann außerhalb der Saison auch dort das Erscheinungsbild des Ortes, wo es keine Geschäfte gibt. Und apropos Geschäfte: Ich habe mich manchmal wirklich gefragt, wo die paar Einwohner, die noch da sind, ihre Lebensmittel einkaufen, denn oft ist der nächste etwas größere Ort 40 oder 50 km entfernt.
Gastronomie
Ich bin ja nicht drauf angewiesen jeden Abend essen zu gehen, wenn ich mit meinem Bus unterwegs bin, aber ich gehe gerade in Frankreich einfach gern essen. Es war natürlich nicht überraschend, dass deutlich weniger offene Lokale zu finden waren und wenn, dann mit nur recht schmaler Speisekarte. Beeindruckt hat mich aber, dass es kein Problem war manchmal wirklich der einzige Gast zu sein. Es wurde dann trotzdem gekocht und ein tadelloses Menü mit Vorspeise, Hauptgericht und Dessert serviert. Klar, man muss dann etwas mehr Geduld mitbringen, aber das stört mich nicht im geringsten.
Ich bin auch früher schon gut gereist, als es noch kein Internet und noch kein Navi gab. Ich bin davon gewiss nicht abhängig – aber ich nutze natürlich Dinge und Funktionen, die einfach bequem und hilfreich sind. Dazu gehört z.B. kurz nachgucken zu können, wo die nächste Tankstelle ist oder der nächste Laden, um den Kühlschrank wieder auffüllen zu können. Und wenn ich frisch in einen mir noch unbekannten Ort komme, werfe ich auch einen Blick auf den Stadtplan bei Google Maps. So praktisch das auch ist, hält es aber außerhalb der Saison nicht mal ansatzweise das, wonach es aussieht. Ich meine damit z.B. die Öffnungszeiten. Es scheint wohl nicht erfasst zu werden, dass es auch saisonale Unterschiede gibt. Man kommt sich dann etwas vergackeiert vor, wenn man zum soundsovielten Mal vor einem Laden oder Restaurant steht, das laut Google Maps noch eine Stunde auf haben soll, außerhalb der Saison halt komplett zu hat.
park4night
Ich bin keiner von denen, die Unmengen Apps auf ihrem Smartphone haben. Noch viel seltener nutze ich Bezahl-Apps. Noch nie vorgekommen ist es aber, dass ich freiwillig was bezahle. park4night ist die große Ausnahme.
Es handelt sich dabei um eine App, mit der man Stellplätze für Womos suchen kann. Dazu sollte man wissen, dass die App aus Frankreich kommt – also dort auch am aktuellsten ist. Man kann park4night kostenlos nutzen mit nur wenigen Einschränkungen.
Da ich ja jetzt einen Monat in Frankreich unterwegs war, lag es nahe diese App auszuprobieren: Und ich war wirklich rundrum begeistert! Ich erwarte von so etwas zunächst eher wenig, so nach dem Motto: Sobald ein guter Platz erst mal publik gemacht wurde, ist er auch schon weitgehend versaut. Deshalb war ich eher skeptisch.
Mir war nicht bewusst, dass es in Frankreich tatsächlich so viele sehr günstige bis sogar völlig kostenlose Stellplätze gibt. Ich hatte das bisher einfach noch nicht richtig wahrgenommen. Es geht also nicht um irgendwelche „Geheimtipps“, die besser nicht verraten werden sollten.
Die meisten Empfehlungen stammen von Usern und sind zunächst mit den entsprechenden Schwächen behaftet. Weil die App aber fleißig genutzt wird, gibt es sehr bald Bewertungen und Kommentare anderer User. Das ist Gold wert! Schon nach kurzer Zeit hat man gelernt diese Infos zu „interpretieren“ und zu nutzen. Man merkt sehr schnell, wo sich ein Besuch lohnt und wo es eher ungewiss ist.
Tatsächlich hatte ich in den ganzen 4 Wochen nur einen einzigen Flopp, weil dort inzwischen eine Höhenbegrenzung mit Schranke besteht. War aber nicht schlimm, weil es 2 km weiter auch noch einen guten Stellplatz gab.
Ich mache keine bezahlte Werbung und profitiere hier also nichts davon, aber ich möchte park4night uneingeschränkt für Womo-Reisende empfehlen. Das Beste, was ich in dieser Art überhaupt kenne!
Flugreisen
Na klar, ich bin auch schon geflogen, und es gibt zweifellos Reiseziele, die anders nur sehr mühsam oder gar nicht zu erreichen wären. Für mich sind solche Reiseziele nicht die erste Wahl. Ich genieße es sehr, dass ich recht frei über meine Zeit verfügen kann. Deswegen spielt es auch keine Rolle, ob ich bis zu meinem eigentlichen Reiseziel nur ein paar Stunden unterwegs bin oder ein paar Tage. Ich finde, man lässt sich was entgehen, wenn man den Weg dort hin nicht bewusst erlebt. Der Blick aus dem Fenster im Flugzeug ist nicht gleichwertig. Ja, man sieht natürlich auch was, aber irgendwie ist man durch die 3. Dimension der normalen Empfindung von Ferne enthoben.
Weil ich die Zeit habe, wähle ich auch nicht immer die Autobahn als schnelle Verbindung, sondern ich fahre auch mal weitere Strecken nur Landstraße. Das vermittelt ganz andere Eindrücke. Und mit meinem Bus ist bei einer Reisegeschwindigkeit von 85 sowieso Ende. Da ist Autobahn ziemlich langweilig.
Meer
Viele Menschen verbinden Urlaub fast automatisch mit Meer. Mich stößt das aber eher ab, weil in Europa überall dort, wo es wärmer ist, die Küsten auf ganz weite Strecken einfach „total touristisch verseucht“ sind. Ganz extrem sieht man das in Spanien ja am Mittelmeer – einfach grausam! Ich wundere mich, dass es auch im Winter noch die meisten, die unterwegs sind, ans Meer zieht. Die Hotelburgen-Landschaften haben auch außerhalb der Saison für mich nichts an sich, das mir gefallen könnte. Früher war ich da nicht so empfindlich, aber heute ist so etwas absolut keine Umgebung mehr, an der ich länger als unvermeidbar freiwillig bleiben möchte.