Dass mein Herz für ältere Autos schlägt, das ist kein Geheimnis. Fahren bekommt für mich dabei einen ganz anderen Wert: Genuss pur meistens. Und jedes Auto hat seinen besonderen Charakter.
Der 180er Diesel war bis weit in die 60er Jahre hinein das Taxi in Deutschland schlechthin. Auch wenn meiner hier schwarz ist (die vorgeschriebene Taxifarbe damals), dürfte es vermutlich kein Taxi gewesen sein. Dagegen spricht nämlich das Faltschiebedach. Das war bei Taxis nicht üblich. Dabei ist es eine sehr schöne Sache: Es lässt sich fast über die gesamte Dachlänge öffnen, was ein Fahrerlebnis fast wie im Cabrio bietet (jeder 2-CV-Fahrer weiß das zu schätzen). Natürlich geht nichts automatisch, aber das ist auch nicht nötig. Einfach den Verriegelungshebel eine halbe Umdrehung nach links schwenken und mit einem kräftigen Ruck das Stoffdach nach hinten schieben – fertig!
Das hier gezeigte Auto ist Baujahr 1961 und gehört damit zu den späten Modellen der Mercedes Ponton Baureihe. Es hat den breiteren Kühlergrill. Gestalterisch war das keine so gute Idee, weil es das Auto im Verglech zu den früheren Modellen (bis 1959) etwas plumper aussehen lässt. Andererseits finde ich das gerade beim Diesel nicht mal unpassend, weil es die Behäbigkeit unterstreicht.
Mein 180 D hat noch den alten OM 636 als Motor drin. Dieser langhubige Diesel wurde stolze 41 Jahre lang von 1949 bis 1990 gebaut und kam zu den unterschiedlichsten Zwecken zum Einsatz. Mit seinen 43 PS ist das natürlich kein Rennauto (von 0 bis 100 in 39 Sekunden, Spitze 110 km/h), aber es lässt sich erstaunlich entspannt damit auch auf längeren Strecken reisen. Und dann ist da natürlich noch das sagenhaft beruhigende und fast schon Unzerstörbarkeit ausstrahlende klassische Nageln des Motors. Allein die Stratprozedur hat schon was vom Zelebrieren, finde ich…