Inzwischen bin ich im Wallis, kurz vor Sion. Das Wetter war nicht auf meiner Seite, vor allem nicht weiter oben auf den Bergen. Und wenn man keine 30 Meter weit mehr sieht, ist auch das Fotografieren nicht mehr sehr abwechslungsreich. Also bin ich heute weiter Richtung Süden gefahren.
Im Bus hab ich mich sehr gut eingenistet und vermisse bisher nichts. Das MacBook vor mir auf dem Tisch, daneben eine gute Flasche Côte du Rhône – so muss es sein! Die letzten beiden Nächte waren recht kühl (also Standheizung an!). Heute deutlich angenehmer. Hab mich auf einem kleinen Wohnmobil-Stellplatz niedergelassen (nur 5 Stellplätze, ganz in der Nähe ein kleines Restaurant, wo ich gerade Pizza gefuttert hab).
Ich will unbedingt etwas Abstand vom „erstarrten“ Rottenburger Alltag gewinnen. Das klingt jetzt so, als würde ich mich dort unwohl fühlen. Das ist aber gar nicht der Fall. Was mir missfällt, das ist einfach die Tatsache, dass alles so eingeschliffen ist. Das macht mich auf mancherlei Weise bequem und geradezu träge. Da möchte ich jetzt einen Riegel vorschieben, weil ich spüre, dass mir das nicht gut tut.
Für mich ist es immer spannend, was ich nachts so träume. Natürlich erinnere ich mich nicht an alles. Aber das, was haften bleibt, ist interessant genug. Zur Zeit kommen in meinen Traum-Erinnerungsfetzen vor allem solche Menschen vor, zu denen ich schon ziemlich lange keinen Kontakt mehr habe oder die sogar schon lange tot sind. Ein bisschen mag das damit zu tun haben, dass ich zur Zeit die riesigen Berge noch nicht archivierter Negative immer wieder mal einen Packen durchforste. Das scheint mir aber höchstens der oberflächliche Anstoß zu sein. Was ist also wovon zu halten?
In den Alpen gibt es ja so gut wie kein etwas größeres Gebiet mehr, wo ich in den letzten 40 Jahren noch nicht schon mit dem Auto unterwegs war. Auch im Wallis, mehrfach sogar. Es ist deshalb gar nicht zu vermeiden, dass dazu immer wieder Erinnerungen plötzlich auftauchen. Das ist nicht unangenehm, macht aber auf eine schwer zu beschreibende Art „irgendwie befangen“. Es ist gut, weil auch Überlegungen auftauchen, bei denen ich mich unweigerlich frage: Warum ist es im Sand versackt, warum nicht mehr draus geworden? Nur manchmal kenne ich die Antwort darauf.