Die tollste Fotoausrüstung ist nur so viel wert wie sie auch zum Einsatz kommt. Daheim im Schrank bringt sie gar nix. Das Problem war lange Zeit, dass der Ballast der Spiegelreflex-Ausrüstung so groß war, dass ich beim besten Willen keine Lust hatte sie nur „auf Verdacht“ mit rumzutragen.
Noch unangenehmer wurde es dadurch, dass ich dann, wenn ich doch mal ohne konkreten Anlass die Fototasche dabei hatte, mich unter Druck gefühlt habe, jetzt aber auch wirklich wenigstens irgendwas zu fotografieren. Und dieser Druck war gar nicht gut. Also blieb der Kram wieder daheim.
Irgendwann kam mein erstes Handy mit integrierter kleiner Digitalkamera. Erst mal war ich begeistert. Aber sehr schnell hat die Enttäuschung überwogen, weil die Handycam fast nie das gemacht hat, was ich gern gehabt hätte. Eine Kamera ohne Sucher treibt mich sowieso zum Wahnsinn, weil man bei vielen Situationen auf dem Display ja kaum was erkennen kann (Stichwort: Sonne…) und die Haltung freihändig mit halb ausgestreckten Armen so ziemlich das ergonomisch Schlechteste ist, was man sich zum Fotografieren nur denken kann. Das ist definitiv nicht mein Ding!
Die Handycam hatte aber noch weitere für mich ärgerliche Seiten: die unvermeidliche Tiefenschärfe von nah bis unendlich, die begrenzte Bildqualität im Detail und noch sehr lange Zeit die Festgelegtheit auf JPG (also kein RAW-Format). Alles in allem hat mich Fotografie mit dem Handy meist vor allem genervt und nur sehr selten auch mal Spaß gemacht.
Viele Bildmotive, die mir ganz nebenbei auffallen und mich zum Fotografieren reizen, sind belichtungstechnisch eher schwierig. RAW ist deshalb wichtig, weil ich ja bei der Aufnahme nur begrenzt Aufwand treiben mag. Ein Stativ kommt da für mich nicht in Frage, es muss auch ohne gehen. Unterm Strich bedeutet das, dass es für mich nur dann wirklich befriedigend ist eine Kamera dabei zu haben, wenn die fotografischen Resultate keine Mängel aufweisen. Sie halten das für übertrieben? Ich nicht. In den rund 40 Jahren, die ich jetzt schon intensiv fotografiere, hab ich bestimmt genug Bildmaterial produziert. Es macht keinen Sinn, immer noch mehr Nichtssagendes anzuhäufen. Deshalb miste ich schon lange immer wieder rigoros aus (spätestens bei der Ausarbeitung im RAW-Konverter). Und weil oft Feinheiten entscheidend sein können und ich das nicht immer schon bei der Aufnahme alles im Griff habe, will ich nicht mit Werkzeug arbeiten, bei dem schon gerätebedingt erhebliche Schwächen vorprogrammiert sind.
Mir ist es zum Beispiel wichtig Lichtstimmungen einzufangen und genau so ausarbeiten zu können, wie ich es mir vorstelle. Die Kamera soll da nicht der stark begrenzende Faktor sein. Eine geeignete Kamera, die als Immer-Dabei taugt, darf nicht belasten. Dass dafür heute eine Spiegellose die wesentlich bessere Wahl ist, hab ich auch erst durch Erfahrung lernen müssen. Genau so habe ich festgestellt, dass ich es nicht als Nachteil empfinde, wenn ich mich auf ein einziges Objektiv beschränke – vorausgesetzt es ist lichtstark. Weil es aber trotzdem natürlich nicht zu klobig sein soll, ist für mich das 1,4/35 (bezogen auf KB also die klassische 50-mm-Normalbrennweite) eine sehr gute Wahl. Mit nicht mal 700 Gramm Gesamtgewicht zusammen mit der X-Pro1 fällt die Entscheidung wirklich nicht mehr schwer das immer und überall dabei zu haben!
Ich hab auch mal kurz mit der X100 geliebäugelt, die noch mal 200 Gramm leichter und einen kleinen Tick kompakter ist. Sie hat keine Wechselobjektive (auch wenn es eigentlich so aussieht), sondern eine Festbrennweite. Damit könnte ich mich noch ohne weiteres anfreunden. Allerdings würde mir die Festlegung auf ausgerechnet 23 mm (entsprechend 35 mm bei KB) nicht so gut gefallen, weil ich einfach kein ausgeprägter Weitwinkelfotograf bin.
Ob es überhaupt unbedingt Fuji sein muss, darüber kann man sicher geteilter Meinung sein. Es gibt ja inzwischen schon eine gewisse Auswahl bei den spiegellosen Kameras mit Sucher (Sony, Olympus…). Dass die Spiegellosen aber für mich heute ganz klar die beste Wahl sind und ich die Spiegelreflex keine Sekunde mehr vermisst habe, das steht fest.