Ich fahre ja nur ganz, ganz selten Zug. Meistens auch dann nicht, wenn es unterm Strich vielleicht sogar die bequemere und schnellere Variante wäre. Heute war’s mal wieder so weit.
Ich hatte ein Auto nach Reutlingen zu bringen und dort abzugeben. Weil mein Rottenburger Büro ziemlich nah am Bahnhof ist und es sogar mehrere Zugverbindungen gibt, die ohne Umsteigen und in weniger als 30 Minuten funktionieren sollen, lag es sogar für mich nahe, dass ich meine Zug-Abneigung mal daheim gelassen habe. Um 20.49 gibt es einen Zug ab Reutlingen, der schon um 21.14 in Rottenburg sein soll. Passt prima, dachte ich mr, da geh ich danach noch kurz was einkaufen.
Diese Zugverbindung ist allerdings etwas trickreich. Der Zug fährt nämlich eigentlich nach Aulendorf. In Tübingen wird er getrennt. Der letzte Waggon fährt nach Rottenburg, der vordere Zugteil aber nach Aulendorf. Damit das alle richtig kapieren, wird das schon in Reutlingen groß und klar angezeigt, und sogar innen im Wagon kann man es prima lesen. Ich hatte was zu lesen dabei und setzte mich also in den hinteren Waggon. In Tübingen steht der Zug ein paar kurze Minuten (klar, dort soll er ja auch getrennt werden!). Ganz kurz vor Weiterfahrt kommt eine Ansage: Fahrgäste nach Rottenburg sollen aussteigen und in den anderen Zug dahinter einsteigen. Weil Rottenburg im Waggon schön aufleuchtet, denkt man sich natürlich: Na klar, das ist die Erinnerung für diejenigen, die es nicht gemerkt haben und noch im vorderen Zugteil hocken. Etwa 30 Sekunden später fährt der Zug los.
Jetzt wird’s spannend: Kaum ist der Zug angerollt und kein Ausstieg mehr möglich, springt die Anzeige im Waggon auf Aulendorf um…
Wir waren 5 Fahrgäste nach Rottenburg. Kurz vor dem ersten (falschen) Halt (Mössingen), kommt eine Ansage: Falls noch Fahrgäste da sind, die nach Rottenburg wollen, sollen die doch bitte in Mössingen umsteigen und wieder zurück nach Tübingen fahren!
Ankunft in Mössingen ist auf Gleis 1. Der Zug nach Tübingen fährt auf Gleis 2. Aber wo bitte ist dieses Gleis? Nein nicht gegenüber. Es ist in einem ganz anderen Bahnhof, weil dort nämlich nicht die Deutsche Bahn verkehrt sondern die Hohenzollerische Landesbahn. Wir stehen verdutzt draußen herum und schauen dumm. Irgendeine Ansage oder gar jemand auf dem Bahnsteig, der einen hätte aufklären können? Fehlanzeige! Na gut, es klappt dann doch noch, und mit Zwischenhalten in Nehren, Dusslingen und Derendingen nähern wir uns Tübingen. Dort aber feste die Beine untern Arm nehmen (Ankunft ist Gleis 6 und Abfahrt Gleis 3), weil der Zug nach Rottenburg eigentlich laut Uhr bereits vor einer Minute abgefahren wäre. Aber welche Gnade: er hat gewartet! Das war auch gut so, denn sonst hätte das noch eine volle Stunde warten in Tübingen bedeutet…