Mich begeistern zunehmend die vielen Möglichkeiten, eine Wirklichkeit fotografisch festzuhalten, die nicht montiert ist – also real – aber gleichzeitig etwas sehr Unwirkliches ausstrahlt.
Dieser Parkplatz hier zum Beispiel: Wie und wann mag das Bild wohl aufgenommen sein?
Klar ist: So wird es ja wohl kaum ausgesehen haben in Wirklichkeit. Da ist einerseits der Himmel in dunklem Blau und da sind die eingeschalteten Lichter, die vom Leucht-Verhalten her mit dem dunklen Himmel harmonieren. Das passt also ganz gut.
Da ist aber auch dieses seltsame Sonnenlicht, das Schatten von den Blättern der Bäume wirft und keinen Farbstich im Weißabgleich erkennen lässt.
Für sich allein genommen ist das stimmig, aber das Problem ist, dass diese Kombination halt einfach nicht sein kann! Das meint man jedenfalls spontan und ist sich sicher, dass da schon kräftig dran rumgefummelt worden sein muss. Wahrscheinlich ist das eine Montage aus 3 oder 4 oder noch mehr Einzelbildern.
Nein, das ist es aber nicht. Der digitale Bildsensor kann heute einfach so hohe Kontraste tadellos verarbeiten, dass die Digitalkamera tatsächlich mehr sieht als das menschliche Auge. Der Rest ist einfach etwas Schieberegler-Schieberei im RAW-Konverter, und schon gibt es Sonnenschein und spät abendlichen Himmel in einem einzigen Bild.
Aufgenommen ist das Bild um 23.15 Uhr mit ISO 200, Blende 5,6 und 8 Sekunden Belichtungszeit. Diese Werte machen klar, dass es da also wirklich Nacht war. Für uns Menschen jedenfalls. Für die Kamera aber deswegen noch lange nicht.