Vieles ist einem heute schon so vertraut, dass man gar nicht weiter drüber nachdenkt. Geht mir viel zu oft so. Und wenn ich es dann in einer ruhigen Minute doch mal tue, wird mir schwindlig bei dem Gedanken, dass das alles noch überhaupt nicht lang her ist.
Ich hab mein Physik-Studium 1977 begonnen (und beim Vordiplom dann wieder an den Nagel gehängt). Man musste auch einen Schein über die Programmiersprache Fortran IV machen – damals noch mit ganzen Stapeln von Lochkarten hantierend, die man selber gelocht hat und dann im Raum daneben in den Kartenleser eingelegt hat. 72 Zeichen Programmcode waren möglich pro Karte. Nach dem Einlesen hieß es dann erst mal warten. Ein paar Minuten später sprang laut ratternd der so genannte Schnelldrucker ein: Ein gewaltig schwerer Kasten, der auf grün-weiß gestreiftem Endlospapier das Ergebnis ausgedruckt hat. Nur in Großbuchstaben und konstruktionsbedingt alles andere als auf einer schönen geraden Zeile angeordnet. Meistens war es nur eine kryptische Fehlermeldung, mit der man sich auf die Suche nach dem Fehler machen konnte. Die entsprechenden Lochkarten raussuchen und korrigiert neu lochen. Dann alles wieder von vorn, und das meistens nicht nur einmal.
Im Rechnerraum stand damals auch noch ein Koloss mit einer ganzen Reihe großer Schränke, in dem „der eigentliche Computer“ drin war, ein CD 3300 von der amerikanischen Firma Control Data. Wer es nicht wirklich selber mal gesehen hat, der hält es für einen albernen Joke: Man konnte tatsächlich auch die einzelnen Bits sehen! Winzig kleine Ferritkerne mit einem Loch in der Mitte und aufgefädelt auf feinen Drähten.
Was war das für eine unglaubliche Prozedur um auf diese Weise z.B. die ersten 100 Primzahlen oder Pi auf 20 Stellen genau ausdrucken zu lassen (das waren typische Übungsaufgaben). Mich hat trotzdem schon damals der Computer-Virus erfasst. Wie großartig war es da, als 1979 ein auch für Studenten zugänglicher Terminalraum im Rechenzentrum eingerichtet wurde! Diese Terminals hingen am TR 440 dran („Telefunken Rechner Konstanz“), der oft mehrmals pro Tag einen Abgang gemacht hat.
Und heute?
Mein aktueller Computer ist der Mac mini, der wirklich lächerlich klein ist, keinerlei Lärm macht und seine Arbeit mit beachtlicher Geschwindigkeit verrichtet zu einem sehr akzeptablen Preis. Auspacken, Kabel einstecken, die Installationsroutine durchlaufen, und keine 1/4 Stunde später ist alles fertig, selbstverständlich mit Internetzugriff und was man sonst so haben will heutzutage.
Wenn ich sage, dass einem schwindlig werden kann bei genauer Betrachtung, dann meine ich an erster Stelle natürlich die geradezu bombastisch explodierte Leistung zu einem für jeden bezahlbaren Preis. Das ist aber erst die Oberfläche. Kaum weniger beeindruckend ist alles rund ums Internet. Vor lächerlichen 15 Jahren war man noch für teueres Geld im Schneckentempo per Modem unterwegs. Das war damals noch fast eine Herkulesarbeit, bis man erst mal alles mühsam so weit konfiguriert hatte, dass man überhaupt rein kam. Und heute? Wenn man Glück hat, braucht man nicht mal mehr ein Kabel, weil ein freier Hotspot in der Nähe ist.
Was wird in 20 Jahren sein?