Wer schon einmal auf dem freien Internetmarkt einschlägiger Communities nach einem Fotomodell gesucht hat, wird diesem Phänomen wahrscheinlich gleich am Anfang begegnet sein: Es wird einem erklärt, dass es keine Fototermine gibt, ohne dass im Schlepptau des Models eine so genannte „Begleitperson“ auftaucht.
Klingt ja schön freundlich-harmlos: Das Fotomodell soll also von jemandem begleitet werden. Das ist ja nun wirklich nix Schlimmes, oder? Bei mir schrillen da alle Alarmglocken gleich auf einmal: Mit großer Wahrscheinlichkeit verbirgt sich hinter dem Begriff Begleitperson der aktuelle Lebensabschnittspartner. Angekündigt wird dieser Aufpasser (ich finde, das trifft’s viel besser!) mit vollmundigen Features wie „garantiert nicht störend“ , „dezent im Hintergrund“, „ist dem Fotograf gerne behilflich“ und ähnlichen tollen Merkmalen.
Nach meiner Erfahrung entpuppt sich die angeblich ach so stille Begleitperson oft als etwas auch bei größter Bemühung nicht Ignorierbares. Den Leuten ist nicht klar (oder sie wollen es nicht wahrhaben), dass absolut jeder Mensch in der Nähe sich auf die Bilder auswirkt. Mich stört es z.B. einfach, wenn ich weiß oder merke, dass hinter mir ständig jemand rumläuft. Das heißt nicht, dass ich deswegen gleich gar nicht mehr fotografieren kann, aber ich sehe nicht ein, dass ich zu Bedingungen ja und Amen sagen soll, die unterm Strich die Qualität der Ergebnisse eben doch negativ beeinflussen. Das tun sie auch deshalb, weil es mir wichtig ist, dass eine enge Kommunikation über die Bildideen auch ohne viele Worte entsteht. Dazu trägt ein weiterer Mensch in unmittelbarer Nähe sicher nicht positiv bei, und je mehr ich umständlich in langen Anweisungen erst erklärem muss, umso gekünstelter wird es nachher rüberkommen.
Es kommt aber noch etwas anderes dazu: Meine Modelfotografie setzt voraus, dass der Mensch vor der Kamera nach einer Warmlaufphase auch aus sich heraus geht und sich was traut – die schauspielerische Komponente eben, ohne die ich auch das bestaussehendste Model nur langweilig finde. Als Grund, warum ein Aufpasser unbedingt in der Nähe sein muss, wird oft das Bedürfnis nach Sicherheit genannt. Genau das ist für mich aber vollends das k.o.-Kriterium: Was soll ich mit einem Model vor der Kamera anfangen, das mich anscheinend als potenziellen Sittenstrolch ansieht? Beim besten Willen, aber wer das tatsächlich so empfindet, hat definitv die falsche Beschäftigung ausgesucht. Dafür hab ich kein Verständnis.