So, das Infrarot-Buch nimmt jetzt wirklich Gestalt an: Vor drei Tagen hab ich die Druckfahne zur letzten Korrektur bekommen.
Wer den Begriff nicht kennt: „Druckfahne“ bedeutet, dass der Schriftsetzer seine Arbeit verrichtet hat und das Buch so gut wie druckfertig ist. Das ist die letzte Gelegenheit, um noch etwas zu korrigieren – also aufmerksam alles noch mal durchlesen!
Viel oder wenig Arbeit?
Na klar, das hängt davon ab, wie großzügig man bisher an die Sache rangegangen ist. Reine Tipp- und Rechtschreibfehler hat der Korrektur schon behoben, der das Manuskript bis vor kurzem hatte. Seiner Meinung nach besonders unglückliche Formulierungen hat er gekennzeichnet und einen Alternativvorschlag gemacht, den ich als Autor akzeptieren oder ablehnen oder natürlich gegen eine ganz andere Formulierung ersetzen konnte. Das liegt jetzt alles schon hinter mir.
Ich merke, wie die letzte Korrekturmöglichkeit doch Anlass zum Grübeln geben kann: Ist das wirklich gut ausgedrückt so, oder kann das nicht auch ganz anders verstanden werden vom Leser? Oder meine mir wohl bekannte „Krankheit“: die Neigung zu laaaangen Sätzen, natürlich noch gut geschachtelt. Jetzt sehe ich plötzlich immer wieder Stellen, wo eine Aufteilung in zwei oder sogar drei Sätze bestimmt besser gewesen wäre (nach meinem Empfingen natürlich, also sehr subjektiv).
Zweifel
Fast muss ich schmunzeln, über was ich jetzt alles stolpere: an einer Stelle zum Beispiel, wo ich ein Problem erkläre, an dem ich mir noch vor zwei Jahren selber die Zähne ausgebissen habe. Jetzt weiss ich, wie man damit umgehen kann, und habe es auch gut beschrieben. Ausgerechnet jetzt kommt mir der Gedanke, dass meine Theorie zu diesem Problem vielleicht doch Dieses oder Jenes zu stark vereinfacht betrachtet. Könnte es denn nicht doch auch eine Rolle spielen, dass…?
Natürlich ist das alberne Erbsenzählerei, denn der Leser wird vor allem gute praktische Ratschläge und zuverlässige Warnungen vor Stolperfallen erwarten und nicht eine wissenschaftliche Arbeit! Trotzdem stört es mich, und ich ändere den ganzen Abschnitt so ab, dass er deutlich vorsichtiger formuliert ist an dieser Stelle. – Schließlich steht das nachher in einem BUCH und wird zeitlichen Bestand haben; auch jeder Fehler.
Am Mittwoch ist Deadline für die Druckvorlage. Glücklicherweise, muss ich sagen, denn je mehr Zeit noch ist, umso mehr seltsame Ideen komme ich…