Infrarot – immer wieder überraschend

Daß auf Infrarotfotos Landschaftsaufnahmen meistens aussehen, als wäre es tiefster Winter gewesen, kann man auf meinen Bildern ja zur Genüge sehen. Weil ich unter dem Menüpunkt „Infrarot“ viel im Detail erkläre, will ich das hier nicht noch einmal wiederholen. Hier soll es um ein paar der verblüffenden Effekte gehen, über die man auch als Infrarot-Gewohnter immer wieder stolpert.

Die Sonnenbrille

Nein, das ist keine selbsttönende Brille, die halt im Schatten hell geworden ist, sondern eine im sichtbaren Licht fast schwarze echte Sonnenbrille! Die IR-Kamera kann also ungehindert durch gucken.

Die Erklärung ist gar nicht so geheimnisvoll: Die Sonnenbrille soll ja nicht blind machen, sondern nur das grelle Licht so weit dämpfen, daß es nicht mehr blendet. Sonnenlicht hat einen hohen UV- und Blauanteil. Vor allem in diesem Spektralbereich sperrt die Sonnenbrille. Die Infrarotkamera reagiert aber auf wesentlich langwelligeres Licht, das unser Auge gar nicht mehr wahrnimmt. Es wäre also völlig unnötig, ein teures Glas zu verwenden, das dieses Licht ebenfalls sperrt.

Blindflug?

Das kann ja wohl kaum sein, daß hier einer so durch die Gegend fährt!

Aber keine Angst, er hat sicher ganz normal was gesehen. Die Situation ist das genaue Gegenstück zum Beispiel Sonnenbrille. Die Autoscheiben bestehen aus sogenanntem wärmedämmendem Glas. Hier dient dieses spezielle Glas dazu, daß sich der Fahrzeug-Innenraum nicht so stark aufheizt. während aber die Sicht natürlich nicht beeinträchtigt werden soll. Wärmestrahlung ist langwellig, also am selben Ende des Spektrums, wo auch Infrarot-Fotografie beginnt. Deshalb scheinen die Autoscheiben also fast schwarz zu sein.

Ein Gläschen Rotwein

Der freundliche Herr hier genießt gerade ein Gläschen tiefroten Bordeaux. Komisch ist nur, daß der dunkle Rote eher wie Mineralwasser aussieht!

Daß die Farbe rot im Infrarot meist sehr hell wiedergegeben wird, ist man schon fast gewohnt. Ich war im ersten Moment eher verblüfft, daß aus dem doch sehr dunklen Rotwein „so ein Wässerchen“ wurde und hätte eher irgendwas Milchig-Helles erwartet. Ist aber eigentlich klar, daß das nicht sein kann: Der Wein ist für unser Auge zwar dunkel, aber trotzdem kristallklar, weil keine Schwebstoffe enthaltend. Im Infrarot verschwindet das Rot, aber es gibt trotzdem noch lange keinen Grund, woher „was Milchiges“ dabei kommen sollte. Also wird einfach Mineralwasser draus…

Kunstfaser

Einen besonders verblüffenden Effekt gibt es bei Stoffen: Fast alle Kunstfaser-Gewebe sieht die Infrarot-Kamera sehr hell bis weiß – und zwar unabhängig davon, welche Farbe diese Artikel für unser Auge haben!

Das Beispiel links zeigt das Kleid und den Schirm einmal Infrarot fotografiert und einmal mit einer normalen Kamera.

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