In aller (Model und Fotografen) Munde: TfP

TfP hieß ursprünglich Time for Prints, also Abzüge von den Bildern als Honorar. Auch zu digitalen Fotozeiten ist Zusammenarbeit auf ähnlicher Basis noch aktuell.

Die Idee dahinter

Gedacht ist TfP für Zwecke, bei denen keiner der Beteiligten durch die Bilder Einnahmen erzielt. Das heißt, die Bilder sind der Selbstzweck, es gibt keinen dafür zahlenden Abnehmer. Fotograf, Modell und eventuell noch weitere Beteiligte (eine Visagistin z.B.) leisten Arbeit, alle bekommen hinterher die Bilder, üblicherweise beschränkt auf nicht-kommerzielle Nutzung.

Vertrag ist wichtig

Auch wenn man meint sich solche Formalitäten sparen zu können sollte man Modell-Fotografie grundsätzlich niemals ohne Vertrag betreiben; auch dann nicht, wenn man sich gut kennt und wenn kein Geld fließt.

Der Vertrag braucht kein juristisches Prachtstück zu sein. In ein paar knappen Zeilen sollte aber mindestens drin stehen:

  • Name und Anschrift der Beteiligten
  • Ort und Datum der Aufnahmen
  • Wer bekommt von wem was?
  • Wer darf was mit den Bildern machen?
  • Wie lange gilt dieser Vertrag?
  • Datum und Unterschrift

Ein Vertrag ist sowieso unentbehrlich, wenn man die Bilder im Internet oder bei Wettbewerben zeigen möchte.

Der Reiz von TfP

Mindestens für Amateurfotografen ist natürlich naheliegend nach Models auf TfP-Basis zu suchen, denn Honorar zu bezahlen verteuert schließlich nur das Hobby. Schaut man sich in einschlägigen Communities um, findet man das bestätigt. Aber man findet noch was: die gebetsmühlenhafte Klage über die Arroganz der Möchtegern-Models.

Voraussetzungen für TfP

Damit TfP Sinn macht, ist eine gewisse Ausgeglichenheit bei der Gegenseitigkeit notwendig. Die Motivation für TfP sind die Bilder, die dabei entstehen. Soll diese Motivation nicht enttäuscht werden, darf die Qualität der Bilder nicht unter dem liegen, was die TfP-Teilnehmer schon in ihrem Fundus haben. Das bedeutet: TfP ist schlecht, wenn das Fähigkeitsgefälle groß ist. Warum sollte ein erfahrenes Modell seine Zeit ohne angemessene Gegenleistung mit einem blutigen Anfänger von Knipser vergeuden, wenn die nachher erhaltenen Bilder eh nur in die Tonne wandern? Dasselbe gilt natürlich umgekehrt genauso.

0 + 0 = 0

Man ahnt wohl, was ich damit sagen möchte: TfP macht erst Sinn, wenn alle Beteiligten wenigstens ein Minimum an Fähigkeit mitbringen. Wer nicht mal seine Kamera vernünftig bedienen kann, wird sogar von einem Topmodel unvorteilhafte Bilder produzieren – durchgefallen! Und ein stocksteifer Mensch mit versteinertem ewig gleichem Gesicht vor der Kamera wäre sicher auch für eine Annie Leibovitz kein passendes Modell.

Ein Blick auf die Interessen

Ich überspitze es jetzt bewußt: Newcomer-Models machen natürlich nur so lange TfP, bis sie die ersten wenigstens halbwegs brauchbaren Bilder in der Hand haben, und Hobbyknipser wollen erstklassige Models für Akt auf TfP-Basis haben, sobald sie wissen, wie man die Kamera im Programmautomatik-Modus einschaltet.

Das soll nicht zynisch sein, sondern auf ein Problem hinweisen, das viele nicht sehen wollen: Während die große Mehrzahl der Fotografen (Schwerpunkt Amateure) ein einigermaßen anspruchsvolles Hobby in der Modelfotografie sehen, erhoffen sich viele der Modelle (auch hier Schwerpunkt Amateure) lieber früher als später einen netten Zusatzverdienst.

Ich meine, keins von Beidem ist verwerflich – aber es ist die Ursache für viel Frust auf beiden Seiten, egal wie unerfahren oder wie professionell an beiden Enden des Spektrums die Beteiligten sind.

Was nix kostet ist nix Wert und verpflichtet zu nix

Man mache sich bewußt, daß Zusammenarbeit auf TfP-Ebene sehr unter dieser weit verbreiteten Sichtweise leidet. Vor allem bei übers Internet geknüpften Erstkontakten ist die Wahrscheinlichkeit hoch, daß trotz innigster gegenteiliger Beteuerungen und oft auch trotz unterschriebenem Vertrag der Fototermin platzt. Soweit ich das einschätzen kann (natürlich nicht statistisch signifikant) würde ich sagen, bei TfP mindestens 3-4x so hoch wie bei Honorarzahlung.

Ich glaube, daß das „Nix-Wert-Problem“ übrigens tendenziell auf beiden Seiten negativ wirkt:

  • Nicht wenige Modelle, die gelegentlich gegen Honorar arbeiten, sind eventuell schnell dabei, auch den schon seit langem fest vereinbarten TfP-Termin platzen zu lassen, wenn kurzfristig was finanziell Interessantes winkt. So nachvollziehbar das einerseits auch sein mag, so unangenehm kann es für den betroffenen Fotograf sein, der vielleicht schon viel Zeit und oft auch Geld in die Vorbereitung gesteckt hat.
  • Ich habe schon mehrfach erlebt, daß auch Fotografen sehr kurzfristig abspringen, wenn es zeitlich mal ein bißchen eng wird oder sonst was in die Quere kommt. Hier ein Originalton: „Ich hätt‘ ja schon Lust gehabt, war mir dann an dem Wochenende aber doch zu stressig. Wär ja auch bloß ein TfP-Shooting gewesen. Und ob sie wirklich Akt gemacht hätte, war noch gar nicht sicher!“

Ist Honorarzahlung also doch besser?

Eine pauschale Antwort ist schwer. Ich meine aber, außer der Tatsache, daß es eben was kostet, sollte man sich bei bezahlten Fotomodellen noch eines anderen Punkts bewußt sein:

Ein Honorar-Model mag durchaus professionell und um gute Ergebnisse bemüht sein, wird aber im allgemeinen gewohnt sein, daß der Fotograf mit klaren Vorstellungen kommt, was wie genau fotografiert wird (also Outfit, Hintergrund, Posen usw.). Wer das als Fotograf nicht bieten kann oder mag, muß das rechtzeitig vorher klären. Es gibt auch Models, die weniger routinierte Amateurfotografen „bei der Hand nehmen“ und ihr Programm an Standard-Posen souverän abspulen. Ob man das aber will oder vielleicht doch nachher enttäuscht ist, weil einem diese Bilder zu künstlich sind, kommt für einen relativen Anfänger wohl am ehesten auf einen Versuch an.

4 Gedanken zu „In aller (Model und Fotografen) Munde: TfP“

  1. Ich, als Newcomer-Model mache zur Zeit erstmal viele TfPs/TfC´D´s, um überhaupt erstmal Erfahrungen zu sammeln und (pass jetzt gut auf) DARAUS zu LERNEN! Gerne arbeite ich mit erfahrenen Fotografen zusammen, sowohl Hobby- alsauch Profifotografen. Meistens geben die mir gute Tipps und Ratschläge. Nur ein Shooting fand ich jetzt nicht so super. Der Fotograf meinte, schon seit zwei Jahren und länger zu fotografieren aber fotografierte immer nur aus einer perspektive, bearbeiten kann/will er nicht und Ideen hatte er auch keine wirklich konkreten – obwohl die Shooting-Anfrage von ihm kam. Das letzte Shooting war meiner Meinung nach ein voller Erfolg! Ich habe mich innerhalb von 8 Shootings sehr gesteigert (ist natürlich nur meine Meinung und ich höre garantiert nicht auf, mich weiterzuentwickeln!) und sowohl der (Profi-)Fotograf alsauch ich sind überaus zufrieden mit den Ergebnissen. Das wäre ohne TfCD-Shootings nicht möglich gewesen. Also vielen Dan an die Fotografen und zum Teil selbst auch Models, dass Ihr mir immer so wertvolle Tipps, und damit die Chance pberhaupt erstmal in der Branche Fuß zu fassen, gebt.

  2. Hallo Klaus,

    wer (im Internet) suchet, der schnell findet, sucht speziell im deutschen Modelbusiness die berühmte Nadel im Heuhafen, mit dieser Erscheinung schlagen sich zur Zeit qualitätsorientierte Bilderproduzenten/Fotografen herum, die kalkulieren können und müssen! In meinen Augen hat auch das nervige Promi-Gehabe der TV-Medien sowie windige Casting-Shows und eine Splittergruppe von hormongeschwängerten Fotoamateuren eine scheinbar heile Märchenwelt für weibliche Modelle geschaffen, die leicht verdientes Geld und hohe Honorare suggeriert, die ökonomische Realität im Profisektor sieht aber anders aus!

    Wenn man die Anfragen diverser Newcomer Models in Foren/Communities verfolgt, lässt sich das allgemein auf einen einfachen Nenner bringen: „Ich hab‘ zwar keine Ahnung aber wie werde ich Fotomodell und wie kann ich ganz schnell Kohle/Karriere machen?“

    Imho haben in den letzten Jahren zwei Spezies diese Mentalität besonders geprägt oder begünstigt: zum Einen die sog. Hobby-Fotografen, die einen, wenn auch vorübergehenden, gerade für weibliche Aktmodelle lukrativen Markt der „Knipser Prostitution“ geschaffen haben und nur im Sinn haben, „geile Fotoserien“ gegen leichtfertige Zahlung von teils geforderten Mondpreisen für die eigene Selbstbefriedigung zu schiessen; zum Anderen spriessen sog. Hinterhof-Modelagenturen wie Pilze aus der Erde und locken gerade Newbies mit zweifelhaften Ausschreibungen wie – Du bist hübsch und sexy, wir bringen Dich ganz gross raus, Tagesgagen bis 1000 Euro möglich – leider sind solche Lockvogel Anpreisungen im Internet aktuell häufiger anzutreffen und begünstigen das realitätsfremde Verständniss vom knallharten Modelbusiness, leider haben auch diverse Model-Portale und Foto-Magazine aus dem Printsektor zu dieser Entwicklung beigetragen;-))

    TFP heisst für mich auch ein Antesten, ob Fotograf und Model für die Zukunft perfekt zusammenarbeiten können, wo nachhaltig die Win-Win Wertschöpfung im Vordergrund steht und nur durch Fair Play zu erreichen ist! Im Zuge des stetig wachsenden Wettbewerbs unter den weiblichen Fotomodellen, können sich selbst Semi-Profis bald die Gretchenfrage stellen: „Wie kann ich mich selbst als erfahrenes Model vorteilhaft und gewinnbringend! von der mittlerweile unüberschaubaren Masse an Mitbewerberinnen abheben und was muss ich dafür leisten?“

    Denke, die Finanzkrise und die drohende Rezession wird sowohl Veränderungen alsauch Verwerfungen im Fotobusiness spürbar beschleunigen. Die Folge sind schrumpfende Etats/Budgets, mit denen Model und Fotograf in Zukunft leben müssen, dafür lohnen sich Engagement und Kreativität für beide Seiten langfristig und machen sich gerade bei Special Interest Themen bezahlt;-) Wer aber als Newcomer, Quereinsteiger, Newbie diesen Wettbewerb im Wandel nicht versteht oder verstehen will, sollte sich besser nach einer anderen Verdienstquelle umschauen, ausserdem können Bilderserien von Schmuddelknipsern mit ihren plumpen (Nackt)Darstellungen Karrieren von Fotomodellen restlos zerstören, bevor sie erst richtig begonnen haben;-))

    Freundliche Grüsse

    Jürgen.

  3. Da es für TFP nirgends eine verbindliche Beschreibung gibt oder irgendeine Gesetzesgrundlage, halte ich hier teilweise die Argumentation für eine eigene freie Interpretation des Begriffs TFP – sprich Jedem wie es gefällt – und unverbindlich.
    Die Realität sieht ja doch anders aus, es werden wohl Nebenkosten verlangt und auch bezahlt (siehe Fahrtkosten, Studiomiete, Visagist)wenn auch nur teilweise oder auch ganz.

    Auch dass TFP-Aufnahmen nicht gewerblich genutzt werden dürfen ist nur eine eigene Interpretation dessen, TFP ist nichts anderes als eine Form des Honorars – statt Geld gibts Bilder – alles andere ist eine Frage der Definierung der Nutzungsrechte, die man tunlichst schriftlich machen sollte. Aus TFP lassen sich keinerlei Rechte oder Pflichten ableiten (siehe diverse Urteile dazu).

    Egal auf welchen Plattformen oder Foren, die Diskusion um TFP ist so alt wie der Begriff selbst, jeder hat seine (meist eigene) Meinung oder Ansichten dazu. Es ist alles nur eine Frage der Kommunikation zwischenden Beteiligten und sonst nichts.

  4. Hi!

    Meine Erfahrungen mit TFP sind bisher sehr gut: Von wohl um die 20 Fototerminen (genaue Zahl habe ich nicht im Kopf) wurde ich als Fotograf nur einmal sitzengelassen.

    Klar, gefreut habe ich mich über dieses eine mal nicht.

    Aber ansonsten lief es gut. Meine weiblichen Modelle hatten nicht den Wunsch als Modell irgendwann Geld zu verdienen, sondern sie wollten günstig und für ihren Geschmack gut abgelichtet werden, als Geschenk für den Freund etc.
    Soweit ich das mitbekommen, haben die meisten auch keine weiteren Fotografen aufgesucht. 4 Frauen stehen öfters Modell, sind auch in entsprechenden Foren als Modell angemeldet.
    Die Motiviation der Modelle war hoch, und was sie alles an Dessous und sonstigem für die Foto-Termine mitgebracht haben, war immer wieder überraschend.

    Mein Fazit ist, dass ich gerne weiter diese Art der Übereinkunft nutzen werde. Auch wenn ich so nicht unbedingt die gesuchten Modell-Gesichter und Standard-Maße vor die Kamera bekomme.

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