Auch diesen Sommer gab es ja wieder eine ganze Reihe Oldtimertreffen. Wenn es nicht gleich zum Großevent mit Karussell und Hüpfburg ausartet besuche ich solche Treffen gerne, vor allem markenoffene. Ich finde die bunte Mischung vom 50er Jahre Moped über Traktoren und Autos am interessantesten.
Die Mehrzahl der präsentierten Fahrzeuge steht frisch geputzt und poliert da, nicht selten in einem Zustand als wären sie gestern erst vom Band gelaufen. Ich frage mich da immer, ob solche Prunkstücke auch zu was anderem als zur Teilnahme an Treffen benutzt werden. Oft steckt eine Menge Detailverliebtheit drin, so neulich ein picobello glänzender 180er Ponton, dem der stolze Besitzer zusätzliche nicht originale Zierleisten vom 220er und eine ganze Reihe Extras spendiert hatte.
Wesentlich mehr beeindruckt hat mich aber ein unscheinbarer Lloyd 600 im weitgehenden Originalzustand, der seit 65 Jahren noch nie abgemeldet wurde. Er stand in durchaus gepflegtem Zustand da, aber man konnte ihm am schon recht matten Lack und den abgewetzten Sitzen ansehen, dass die Jahre nicht spurlos an ihm vorüber gegangen sind.
Meine Autos gehören nicht zur weiter oben beschriebenen ersten Sorte. Heute bewegt sich mein Interesse immer mehr zu den Nicht-Spitzenmodellen einer Baureihe hin. Aktuell bin ich seit drei Monaten im Alltag mit meinem 1961er 180 D unterwegs. Mit seinen 43 PS ist es natürlich ein behäbiges Auto und nicht gerade leise. Er ist vor vielen Jahren von einem der Vorbesitzer mal neu lackiert und aufgearbeitet worden. Es ist keine perfekte Arbeit. Man könnte viel dran besser und schöner machen. Es stört mich aber nicht. Ich genieße das beruhigende Getucker des OM 636 und die Fahrten mit dem weit offenen Faltdach. Wie viele Kilometer der Diesel runter hat weiß kein Mensch. Er gönnt sich alle 1000 km einen Liter Öl und läuft wie ein Uhrwerkle. Gerade so wie die Pendeluhr von 1928 bei mir an der Wand (ein Erbstück), die brav ihren Dienst verrichtet, seit sie vor 49 Jahren zwei neue Zahnräder bekommen hat.