Fast jedes Jahr mache ich im Herbst eine Alpentour. Wenn die Urlaubszeit vorbei und überall wieder mehr Ruhe eingekehrt ist, ist das meine bevorzugte Reisezeit. Leider war aber dieses Jahr der Herbst nicht besonders freundlich. Erst mal also auf besseres Wetter gewartet – aber das wollte einfach nicht kommen!
Bevor jetzt am Wochenende wieder die Winterzeit beginnt und die Tage immer kürzer werden, bin ich vergangenes Wochenende kurz entschlossen einfach losgefahren. Das Fahrzeug meiner Wahl dafür war mein 63 Jahre alter 180er Diesel.
Bei den Wetterbedingungen ist das schöne große Faltschiebedach besser zu geblieben. Spaß gemacht hat die erste Passstraße der kleinen Alpentour trotzdem. Vom Hahntennjoch ging’s runter nach Imst und von dort noch ein Stück weit ins Pitztal. Dort war das erste Übernachtungshotel erreicht, der „Pitztaler Hof“ in Wenns.
Nicht geplanter Feuerwehreinsatz
Nach einem guten Abendessen hatte ich es mir gerade im Zimmer gemütlich gemacht, als das Zimmertelefon Sturm klingelte: An meinem Auto würde „irgendwas auslaufen“, ich soll mal gucken kommen. Tatsächlich gab es eine stattliche Pfütze unter und hinter meinem Auto. Die Diagnose war schnell gestellt: Diesel!
Die inzwischen angerückte Feuerwehr streute erst mal eine größere Menge Ölbinder. Als Nächstes robbten zwei Feuerwehrleute unter mein Auto und gingen dem Problem nach. Es zeigte sich, dass der Kraftstoffschlauch direkt am Tank undicht war. Kurzerhand wurde der Schlauch um ein kleines Stück gekürzt und neu befestigt. Problem behoben! – Die Tiroler Feuerwehr kann ich nur empfehlen.
Weiter geht’s über’s Timmelsjoch
Die nächste Etappe führte dann das Ötztal hoch und auf das Timmelsjoch. Eigentlich sah das Wetter recht brauchbar aus. Je näher ich zum Timmelsjoch kam, um so mehr verdichteten sich die Wolken. Ab etwas über 2000 m Höhe ging es voll in die dichte Suppe rein. Das zog sich 15 km weit so hin. Streckenweise lag die Sichtweite bei kaum mehr als 30 m. Ganz schön anstrengend. Ich könnte jetzt nicht behaupten, dass das wirklich Spaß macht…
Immerhin war es deutlich wärmer als am Tag davor am Hahntennjoch. Schön finde ich in dieser Gegend im Herbst die ausgedehnten Lärchenwälder. Diese Nadelbäume werfen ja im Herbst die Nadeln ab. Wenn es dann noch regnet, kann das auf der Straße eine ziemlich rutschige Matsche geben.
Was ich nie vergessen werde
Beim Timmelsjoch muss ich immer an einen Vorfall denken: Vor ungefähr 30 Jahren, als ich meinen ersten 319er-Feuerwehrbus hatte, war ich damit auf Alpentour. Es war schon gegen Ende des Urlaubs, als wir von Meran her kommend über’s Timmelsjoch gefahren sind. Es war schon später Nachmittag und kurz vor der Passhöhe kündigte sich ein wunderschöner Sonnenuntergang an. Also bei nächster Möglichkeit kurz anhalten und ein Foto machen. Als ich rechts rausgefahren bin und gerade anhalten wollte, sackte das Bremspedal bis zum Bodenblech durch und das Auto begann rückwärts bergab zu rollen. Schnell mit aller Kraft die Handbremse gezogen – und so standen wir dann da. Was war passiert? Der 319er Bus hat ja noch ein Einkreis-Bremssystem. Wie sich bei näherer Diagnose rausstellte, hatte sich die Bremsleitung aus der Halterung gelöst und bei jedem Schlagloch am Auspuffkrümmer gescheuert. Bis die Bremsleitung eben durch war und mit einem Schlag der ganze Bremsdruck weg war!
An fahren war so natürlich nicht mehr zu denken. Ich hab zwei große Steine zur Sicherheit unterlegt, dann haben wir das Auto stehen lassen und sind nach Meran getrampt und von dort mit dem Zug heim. In den 90er Jahren hatte Mercedes noch ein völlig anderes Verständnis von Service und Kundenfreundlichkeit. In Rottenburg, wo ich wohne, gab es damals die Mercedeswerkstatt Edelmann. Dort war ich Kunde. Die Bremsleitung für den alten Bus gab es auch damals nicht mehr fertig. Man musste Meterware kaufen, passend biegen und die Nippel zur Befestigung selber herstellen. Ganz selbstverständlich bekam ich von der Firma Edelmann leihweise über’s Wochenende alles nötige Werkzeug um die Bremsleitung professionell herzustellen.
Damit war das Abenteuer noch nicht zu Ende. Wir saßen gerade in Rottenburg beim Frühstück. Anruf von der Polizei: „Gehört Ihnen der Feuerwehrbus blabla…?“ Ja klar, was war damit los? Der italienische Zoll vom Timmelsjoch hatte meinen Wohnort ausfindig gemacht und bei der hiesigen Polizei angerufen, um mir ausrichten zu lassen, dass die Passstraße ab diesen Abend(!) um 18.00 Uhr Wintersperre hat.
Schluck. Also nix wie los Richtung Timmelsjoch. Eine Stunde vor „Torschluss“ waren wir dort. Schnell noch die durchgescheuerte Bremsleitung ausgebaut, nach diesem Muster mit dem ausgeliehenen Werkzeug neu hergestellt, Bremssystem befüllt und entlüftet, und los ging es. Wir waren das letzte Fahrzeug am Grenzübergang Timmelsjoch, bevor hinter uns die Schrank bis nach der Wintersperre runter ging…
Dieses Mal weniger aufregend
Vorgesehen war jetzt 30 Jahre später nach dem Timmelsjoch in St. Leonhard in Passeier links abzubiegen in Richtung Jaufenpass. Da ich ja im Urlaub war und nicht auf der Flucht habe ich keine Eile gehabt. Bei booking.com gab es in der Nähe ein Hotel mit sehr guter Bewertung und günstigem Preis. Das nehme ich also.
Wenn man mehrere Autos hat, sollte man natürlich immer überlegen, ob man alles Wichtige im richtigen Auto hat. Ja, sollte man. Aber ich beachte das nicht immer. So hatte ich dieses Mal das Navi nicht dabei. Naja, kein Weltuntergang, man kann sich ja mit dem Smartphone und Google Maps ganz gut behelfen. Meistens – aber nicht immer. Das von mir ausgesuchte Hotel hatte den etwas wirren Namen „Unterer Obereggerhof“. Das hat Google wohl „korrekt zu verstehen“ versucht und ist dabei kläglich gescheitert. Ich wurde zuerst ans untere Ende des recht lang gezogenen Ortes gelotst. Dort angekommen sollte ich dann plötzlich wenden und 2,5 km ans obere Ende des Ortes fahren. Angeblich war ich dann am Ziel. Da war auch tatsächlich ein Hotel in der Nähe, das aber einen völlig anderen Namen hatte. Gefunden hab ich den Unteren Obereggerhof auf ganz altmodische Art: Hab einen Einheimischen gefragt, und der wusste sofort, dass ich doch im ganz falschen Ortsteil war.
Dieses Hotel kann ich übrigens nur sehr empfehlen. Ich hatte ein schönes Zimmer mit Balkon, und man kann ohne Aufpreis die Sauna mit Pool benutzen. Ein Highlight war das 5-Gänge-Menü, und alles zu einem recht günstigen Preis. Wer also mal in Richtung Jaufenpass unterwegs ist und dort ein oder zwei Tage bleiben möchte, der ist dort gut aufgehoben.
Penser Joch
Eigentlich hatte ich ja vor über den Jaufenpass weiter zu fahren, hab aber leider zu spät gemerkt, dass genau jetzt der Pass für eine Woche gesperrt war wegen Bauarbeiten. Na gut, dann halt runter nach Meran und weiter über Bozen ins Sarntal. Es war nur noch sehr wenig los, was ich immer zu schätzen weiß.
Das 2211 m hohe Penser Joch ist fahrtechnisch keine Herausforderung, macht aber immer wieder Spaß zu fahren. Im Sommer wimmelt es meistens nur so von Motorradfahrern, aber jetzt war ich fast allein. Das letzte Mal war ich vor zwei Jahren dort, damals mit meiner 220 S Heckflosse.
Auf der Passhöhe hab ich mir noch eine geruhsame Rast bei Cappuccino und Zwetschgenkuchen gegönnt, und dann ging es weiter Richtung Heimat. Es war zwar ein recht kurzer, aber genussvoller Alpentrip. Es hätte mir sehr Leid getan dieses Jahr ganz auf eine herbstliche Alpenfahrt zu verzichten.