Kundenfreundlichkeit

Kundenfreundlichkeit hat viele Aspekte. Nur einer davon ist der Preis. Ich bin keiner von den Schnäppchenjäger-Billigheimern. Trotzdem kann der Preis für eine Leistung viel aussagen.

Fall 1a:

Neulich in der „Sternenapotheke“. An meinem Auto war die Lichtmaschine kaputt. Naja, kommt halt vor bei einem Auto Baujahr 1971. Also in die Werkstatt gebracht, weil ich grad weder Lust noch Zeit zum selber Schrauben hatte. Hat dann eine Woche gedauert, weil ein falsches Ersatzteil kam und das richtige auch auf sich warten ließ. Egal, damit kann ich leben. Das reparierte Auto abgeholt, Rechnung bezahlt, zwei Tage später abgeheftet. Kurzer Blick drauf. Was ist das denn für ein Posten hier mit 3 AW? Aha, Batterie geladen!

1 AW entspricht 5 Minuten Arbeitszeit. Da hat also einer 1/4 Stunde gebraucht, um das Ladegerät anzuklemmen und später wieder ab? Also ehrlich, für deutlich mehr als 30 € würd ich das auch machen! Oder ist der „Sternenstrom“ so teuer?

Fall 1b:

Gleiche Sternenapotheke. Mein Bus war dort, weil für den TÜV noch eine Kleinigkeit zu machen war und gleich die neue Plakette drauf sollte. Bequemlichkeit, kann man sagen, schon klar. Ich hätte natürlich selber ran können und selber zum TÜV fahren. Egal, war ja keine große Sache. Erst viel später staune ich: Fahrzeug „zur HU vorstellen“ macht 15 Steine plus Mwst. Dachte eigentlich immer, dass die Werkstätten Provision von TÜV / Dekra usw. bekommen? Guck mal einer an. Dann war auch noch ein Gummi am Bremspedal abgefallen weil gerissen. Neues Gummi knapp über 3 €, angenehm günstig. Zum Draufdrücken brauche ich ungefähr 10-15 Sekunden. Erstaunlich, dass das angeblich 2 AW sein sollen!

Fall 2:

An meiner schönen alten Armbanduhr hat sich eine Zahl am Zifferblatt gelöst und fällt lose unterm Glas herum zwischen den Zeigern. In Erinnerung an eine schlechte Erfahrung (Qualität? Was ist das denn bei unseren Reparaturen?), die ich vor vielen Jahren in Tübingen mit einer Uhr mal gemacht hatte, wollte ich mein gutes feines Schätzchen nur einem echten Uhrmacher in die Hand geben. Hatte kurz in Sindefingen was zu tun. Mensch, da gab es früher doch so einen kleinen Laden… – wie hieß der noch mal? Nach kurzem Suchen in der Altstadt findig geworden, den gibts noch: Firnrohr.

Es war schon kurz vor Ladenschluss. Ja, er kanns machen, Uhrwerk muss aber nach hinten raus, von vorn geht nicht gut. Egal, soll er machen. Erste positive Überraschung: In 10 Minuten kann ich wieder kommen. Geh ich also kurz ein Eis essen und steh 5 Minuten vor Ladenschluss wieder da. Uhr ist fertig. Kostet sage und schreibe zwei(!!!) Euro. Und dazu gabs noch einen interessanten Kurzvortrag über die schon ewig nicht mehr existierende Firma, von der meine Uhr 1969 gebaut wurde.

Was ich damit sagen will

Nein, es geht mir hier nicht um direkte Preisvergleiche. Dass eine Mercedeswerkstatt ganz andere Kosten hat als ein kleiner Juwelier und Uhrmacher, das ist mir natürlich klar. Was mir aber gar nicht gefällt, das sind solche Posten, die erst beim zweiten Hingucken auffallen in ihrer Sonderbarkeit. Auch wenn es keine enorm hohen Beträge sind, scheint es sich in der Summe doch wohl zu lohnen – sonst würde es ja nicht gemacht. Dem Kunde wird was untergejubelt, mit dem er nicht gerechnet hat. Natürlich kann man reklamieren oder das Gespräch über die Preisgestaltung suchen. Dazu hab ich aber keine Lust; so wenig wie dazu, dass ich jede einzelne Rechnung sozusagen „überwachen“ sollte. Das ist mir einfach lästig. Genau so lästig wie die Tatsache, dass man mehrfach per Email bedrängt wird, dass man doch bitte, bitte den Online-Feedback-Fragebogen ausfüllen soll usw.

Ich halt’s da lieber mit der schwäbischen Methode: Et gschompfa isch gnuag g’lobt!

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