Beobachtungen

Ich schaue und höre und mache mir meine Gedanken dazu: zum Beispiel bei Foto-Stammtischen und ähnlichen Begegnungspunkten oft sehr aktiver Amateurfotografen.

Bei diesen Beobachtungen stelle ich immer wieder fest, mit wie viel Aufwand da fotografiert, nachbearbneitet und zum Teil auch noch ein Fotobuch nach dem anderen erstellt wird. Eine feine Sache eigentlich, und oft in wirklich beeindruckender Perfektion betrieben.

Was soll also das „eigentlich“ bei dieser Feststellung? Na ja, mir fällt da auf den zweiten Blick sehr oft etwas auf, das mein Interesse an diesen Bildern schnell erlahmen lässt: Ich meine diese kolossale Ähnlichkeit und die gleichzeitig immense Anzahl der Bilder. Wer 10, maximal 20 davon gesehen hat, auf den wartet nicht die kleinste Überraschung mehr. Besonders verlockend sind da natürlich die Tablets, wo Speicherplatz ja fast nichts mehr kostet. Es ist keine Seltenheit, dass der stolze Besitzer darauf mehrere tausend solcher Fotos mit sich rum trägt und beim nächsten Treff dann sehr gerne alle wieder vorzeigt.

Was mich wundert

Kommt bei diesen Menschen denn überhaupt keine Langeweile auf? Ich meine, es ist ja normal, dass der eine was viel lieber mag als ein anderer, und es ist auch ganz normal, dass man von dem, das man besonders gern mag, mit Begeisterung auch größere Mengen konsumiert. Trotzdem wird doch irgendwann ein Sättigungsgrad erreicht, dass es einfach für eine ganze Weile genug ist. Das ist beim Essen so und bei allen gern betriebenen Beschäftigungen auch, meine ich.

Das scheint aber nicht für alle zu gelten. Ich denke gerade ganz konkret an einige Fotografen, die nicht ihr Geld damit verdienen, sondern für die es reines Hobby ist. Sie fotografieren Models, mehr oder weniger bekleidet. Kann ich gut verstehen. Die Menge bei gleichzeitiger völliger Austauschbarkeit verschlägt mir aber einfach die Sprache. Technisch meistens sehr gut gemacht und auch tadellos ausgearbeitet, aber A wie B wie C und wie noch viele weitere Kommende immer nach dem gleichen Strickmuster fotografiert. Beim einen oder anderen dieser Fotografen ist ein Ansatz einer eigenen Bildsprache zu erkennen. Wenn man die Bilder aber mischen würde, ich glaube, ein außenstehender Betracht würde kaum sagen können, wie viele Fotografen da was beigesteuert haben.

Manchmal dachte ich schon, dass es für diese Menschen vielleicht einen besonderen Reiz haben könnte, mit möglichst vielen unterschiedlichen Modellen arbeiten zu können. Man braucht aber nicht sehr genau hinzuschauen, um zu sehen, dass Unterschiedlichkeit wenig gefragt ist: 90 Prozent der Models sehr ähnlich vom Typ her und noch ähnlicher in den festgehaltenen Posen.

Ich behaupte nicht, dass meine eigenen Bilder so extrem vielseitig sind und sich mein Stil alle paar Monate ändert. Muss auch nicht sein, meine ich. Es gibt dann aber immer wieder Phasen, wo es mich wenigstens nach einer neuen Idee gelüstet. Ich hab dann keine Lust mehr, das weiter zu wiederholen, an dem ich mich schon abgearbeitet hab. Es muss ein neuer, weiterer Schritt kommen. Und ich hab auch keine Lust nur deshalb 100 und mehr sich sehr ähnelnde Aufnahmen akribisch auszuarbeiten, weil ich vielleicht 500 davon gemacht habe. Ich würde das nur als böse Strafarbeit empfinden.

Anscheinend geht es aber vielen Fotografen ganz anders, stelle ich staunend fest.

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