Viele haben schon mal mit dem Gedanken gespielt (und tun’s vielleicht immer noch), selber ein Buch zu schreiben. Das ist allerdings ein sehr weites Feld, wie ich gleich zeigen möchte.
Grundsätzliche Überlegungen
Wer von einem eigenen Buch träumt, sollte sich recht bald einige Fragen stellen, wenn er kein böses Erwachen erleben möchte:
- Herstellung
- Marketing
- Vertrieb
Der angehende Autor, den die Kreativität in den Fingern juckt, mag über solche „rein weltliche“ Dinge nur ungern nachdenken; vor allem dann nicht, wenn er keine Antworten darauf hat. Wer an dieser Stelle die Scheuklappen aufsetzt und hofft, dass sich das schon noch finden wird, wenn das Buch fertig ist, der ist auf dem besten Weg dazu, dass er nachher ein Buch mit einer Auflage 1 Ex. in der Hand halten wird.
Ganz so weltfremd ist der Gedanke übrigens gar nicht, mit einem Einzelexemplar anzufangen. Dann hat man nämlich schon mal was zum Vorzeigen. Damit kann man mit etwas Glück vielleicht nützliche Kontakte knüpfen. Ich selber bin nicht auf diesem Weg zum Buchautor geworden: Ich bekam einfach eine Anfrage direkt vom Verlag über meine Homepage.
Vom gedruckten Buch bis zum E-Book
Buch ist ja bekanntlich nicht gleich Buch: Vom billig gehaltenen Taschenbuch à la Reclam-Heftchen bis zum aufwendig gebundenen und hochwertig gedrucktem Bildband gibt es schon als Printprodukt viele Möglichkeiten. Seit einiger Zeit sind noch BOD (Book on Demand, also auf Abruf einzeln gedruckte Bücher) und das Medium E-Book dazu gekommen. Wenn so ein breites Spektrum anzutreffen ist, muss mit Büchern ja wohl gut Geld zu verdienen sein, könnte man meinen.
Da sollte man sich aber keine Illusionen machen: Der weitaus größte Teil der auf dem Markt befindlichen Titel bringt für den Autor so wenig Geld ein, dass es aussichtslos ist davon leben zu wollen. Auch der Verlag wird sich keine goldene Nase dabei verdienen. Das ist nicht erst heute so.
Die Vorleistung
Ein Problem, das man nicht unterschätzen sollte, ist die hohe Vorleistung: So lange der Autor nicht seine gesamte Leistung erbracht hat, ist schließlich von dem Buch rein gar nichts zu sehen. Das bedeutet, dass er etliche hundert Stunden Vorarbeit leistet, bis überhaupt erst mal das Manuskript fertig ist. Wenn man Glück hat und mit einem seriösen Verlag arbeitet, bekommt man dann wenigstens eine Vorschusszahlung. Aus Sicht des Autors ist der Begriff Vorschuss natürlich ein Unding, denn schließlich hat er seine Arbeit ja bereits beendet! Weil an Büchern aber erst dann etwas verdient ist, wenn sie gekauft werden, ist Vorschuss aus der Perspektive des Verlags gesehen durchaus zutreffend.
Alles selber machen?
Viele geben sich der Illusion hin, dass das so schlimm ja nicht sein kann: Wenn ich keinen Verlag für mein Buch finde, dann mache ich eben alles selber! Es ist ja schließlich heute nicht mehr so wie zu Zeiten des Bleisatzes; irgendwie wird das also schon hinzukriegen sein…
Davor möchte ich aber eindringlich warnen: Zunächst erscheint einem die Herstellung als der größte Brocken. Das ist aber ein Irrtum. Wer je nach den Besonderheiten des Buchs einen 4-5-stelligen Eurobetrag flüssig hat und vor dem Zusatzaufwand Satz und Druckvorstufe nicht zurückschreckt, kann heute tatsächlich ganz in Eigenregie ein Buch herstellen, drucken und binden lassen.
Da fährt dann eines schönen Tages ein Transporter vor und lädt eine Europalette mit sagen wir mal 1000 Büchern ab. Es ist bestimmt ein tolles Gefühl, wenn man als Autor mit stolzgeschwellter Brust vor seinem Werk steht!
Das wirkliche Problem beginnt aber erst jetzt: der Vertrieb. Wer weiß von Ihrem Buch? Wahrscheinlich die paar Leute in Ihrem unmittelbaren Umfeld, denen Sie davon erzählt haben und dann eben noch diejenigen, die auf Ihrer Homepage, in einigen Foren und vielleicht noch per Facebook, Twitter u.ä. davon erfahren haben. Kann sein, dass die ersten 20, 25 oder vielleicht sogar 30 Exemplare schnell ihre Abnehmer finden. Aber dann wird’s ziemlich bald ziemlich zäh werden mit dem Verkauf, wenn Sie nicht einen gut funktionierenden Vertrieb geplant haben.
Im konventionellen Buchhandlung stößt man da auf Schwierigkeiten: Der einzelne Buchhändler hätte ein erhebliches logistisches Problem, wenn er jedes einzelne Buch jeweils beim Verlag oder sogar beim einzelnen Autor bestellen müsste. Der Aufwand wäre unsinnig hoch. Deshalb gibt es schon lange andere Vertriebswege. Am bekanntesten ist KNO. In ein solches System kommen Sie als selbst verlegender Autor nicht so einfach rein. Selbst wenn Ihr Buch über das VLB gefunden werden kann, ist der Bestellvorgang für einen Kunden über den Buchhandel vergleichsweise schwerfällig, weil er mehrere Tage dauert. Man ist aber heute gewohnt, dass ein bestelltes Buch am nächsten Tag abgeholt werden kann!
Das mach ich über Amazon …
Diese Möglichkeit gibt es natürlich, dass man per Amazon-Autorenshop seine Bücher verkauft. Aber auch hier stellt sich die Frage: Wer kriegt es mit? Ein größerer Verlag hat nicht nur den einen Titel, sondern viele, eventuell auch aus verschiedenen Themenbereichen. Er sorgt schon im Vorfeld mit regelmäßig erscheinenden Neuheiten-Prospekten und evtl. sogar Vertretern, die die größeren Buchhändler besuchen, dafür, dass die neuen Bücher rechtzeitig angekündigt werden. Wenn das Buch dann aus der Druckerei kommt, sind schon eine ganze Menge Bestellungen vorhanden, die im Idealfall die Druckkosten bereits decken. Der Verlag sorgt auch dafür, dass es Rezensionen und weitere Werbemaßnahmen gibt. Das sind alles Dinge, die für den Verkauf wichtig sind und mit denen man sich als Einzelner allein sehr schwer tut.
E-Book
Eigene Erfahrungen habe ich damit keine (bzw. nur minimal). Ich sehe darin noch eine Menge Schwächen, behalte es aber im Auge und werde in näherer Zukunft wohl einfach aus Neugierde mit etwas Kleinerem einen Versuch starten, ob auf diesem Weg auch für Einzelkämpfer was zu erreichen ist. Das Risiko ist jedenfalls um Längen kleiner als bei einem gedruckten Buch!
Die Darstellung kann ich vollstens bestätigen. Vielleicht hast Du ja beim Schreiben an mich gedacht
Hab auch mal gedacht, die Welt wartet nur auf meine Bücher… Im unmittelbaren Bekanntenkreis machen sie zwar noch immer Freude, die allerdings die Druckkosten bei weitem noch nicht aufgewogen hat.