ebay – nie wieder!

Ich bin einer der ebay-User aus der echten Frühzeit, als das in Deutschland noch gar nicht ebay hieß, sondern Alando und als es noch vollständig kostenlos war (was man heute fast schon für ein Gerücht hält, daß es sowas Unkommerzielles jemals gegeben haben soll).

Nun, jeder Interessierte weiß, wie ebay heute organisiert ist und daß es inzwischen „ganz schön fett was kostet“, wenn man was verkaufen will. Über die Höhe der Gebühr will ich mich auch gar nicht auslassen, denn jeder kann wohl selber abschätzen, ob der Handel noch lohnt oder eher nicht. Wer das nicht schafft, sondern auf den Leim geht, mit dem hab ich wenig Mitgefühl.

Was mich jetzt endgültig verprellt hat, ist auch etwas ganz Anderes: Das Verkaufen hab ich ja nach einer sehr unerfreulichen Erfahrung vor ungefähr anderthalb Jahren längst eingestellt (mir wurde damals die nicht ganz niedere Gebühr doppelt abgebucht; kann ja mal passieren, keine Frage – aber die Prozedur, die nötig war, um das unrechtmäßig eingezogene Geld wieder zu kriegen, war weit jenseits der Grenze des Zumutbaren). Ich war nun nie einer der „Größeren“, sondern hab pro Jahr nur 10-15 Transaktionen getätigt, viel davon absoluter Kleinkram. Die ganze Prozedur des Handels auf ebay ist aber nach und nach klammheimlich dermaßen krass kommerzorientiert und käuferunfreundlich geworden, daß mein Ausstieg deshalb einen Blog-Beitrag verdient.

Das Bewertungssystem

Von den ersten Tagen an war das ebay-Bewertungssystem die große Stärke dieser Plattform gewesen: Als Käufer konnte man sofort sehen, wieviele positiv bewertete Transaktionen ein Verkäufer schon abgewickelt hatte, und natürlich auch die Zahl der negativen – mit meist detailliertem Kommentar dabei. Man konnte also selber abschätzen, wie vertrauenswürdig einem der einzelne Verkäufer erschien und danach entscheiden, ob man bieten wollte oder nicht.

Nichts ist mehr wie es war

Ursprünglich war die Auktionsplattform ebay für rein privaten Handel konzipiert. Es gab zwar kommerziell tätige Händler, aber sie fielen nicht auf und hatten die genau gleichen Rechte und Pflichten, also keinerlei Bevorzugung.

Diese Zeiten sind schon lang vorbei. ebay verdient heute einen erheblichen Teil (ich vermute, es wird sogar mehr als die Hälfte sein, hab aber nicht recherchiert) an Händlern. Weil man die natürlich bei der Stange halten möchte, gibt es eine große Zahl speziell auf Händler zugeschnittene Tools und Angebote. Wer es genau wissen möchte, könnte es sicher mit mehreren Stunden Zeitaufwand nachlesen – aber welcher Käufer tut das schon?

ebay verdient vor allem am Verkauf prozentual und wird deshalb sehr daran interessiert sein, daß möglichst viele Auktionen zu einem möglichst hochpreisigen Abschluß führen – wie reell das auch immer sein mag.

Nun funktioniert der Handel bei ebay aber traditionell auf Vertrauensbasis. Ich erinnere mich noch gut, daß ich am Anfang sehr im Zweifel war, ob ich an einen wildfremden Menschen, den ich noch nicht einmal gesehen hatte, gutgläubig einen Geldbetrag überweisen sollte in der Hoffnung, daß er die versprochene Ware schon schicken würde und daß die auch tatsächlich dem angepriesenen Zustand entsprechen würde.

Ganz ehrlich: ich bin dieses Risiko eine ganze Zeit lang nur mit sehr niederpreisigen Artikeln eingegangen; heute denke ich wieder, das war eine sehr gute Entscheidung!

ebay zehrt von seinen Lorbeeren

Seltsam leichtsinnig, aber es ist schon fast Norm: Vorkasse an Hinz und Kunz ist angesagt! Ist ja kein Risiko, denn die Gefahr einer negativen Bewertung ist ja das mächtige Damoklesschwert, und PayPal steht doch angeblich für Verluste gerade im Ernstfall.

Wie bitte: Sind Sie da wirklich sicher? Wie naiv und leichtgläubig sind Sie eigentlich? Es stimmt, daß PayPal (ebay-Tochter, wie überraschend!) eine gewisse Absicherung für den ebay-Handel bietet. Haben Sie sich das aber mal genauer durchgelesen? Also ich fand’s SEHR ernüchternd (und zeitraubend, weshalb es wohl nicht viele wirklich lesen werden… – Absicht? Gott bewahre!!!).

Ich hatte bisher zwei Mal näher mit PayPal zu tun (beides Lappalbeträge). Fall eins ging komplett in die Hose (meine Daten kamen leider nicht an – „sorry, mit MacOS haben wir ein kleines Problem…“ – ich hab’s dann irgendwann aufgegeben) und Fall zwei endete sehr desilusionierend. Meine sicher nicht repräsentative Erfahrung war jedenfalls unerfreulich genug: Laß bloß die Finger von PayPal!

Wie, ohne PayPal?

Sorry, aber da können wir Ihnen leider fast nix bieten. Ist aber natürlich Ihre eigene Schuld, wenn Sie so bockig sind…

Fakt ist: Man wird gedrängt, im Interesse der eigenen „Absicherung“ jeden Handel nur über PayPal abzuwickeln. Wer’s tut, sollte eine Portion Geduld mitbringen, bis man sein Geld hat (honny soit qui mal y pense – ein Schelm, wer Böses dabei denkt), und wer’s nicht tut, der ist ja selber Schuld, wenn er eine schlechte Erfahrung macht.

Ich hätte noch viel dazu zu sagen, will dieses Nebenthema aber nicht breittreten, denn das Andere ist auch noch ergiebig genug.

Morsche Balken

Wußten Sie übrigens schon, daß der Verkäufer gewisse (gar nicht so geringe!) Möglichkeiten hat, eine negatve Bewertung entfernen zu lassen (übrigens sogar ungewohnt leicht auffindbar)? Der Käufer hat dieses Recht natürlich nicht. Das werden Sie doch sicher verstehen.

Ich bin auf dieses dubiose Feature nur zufällg gestoßen, weil ich als nur gelegentlicher ebay-User natürlich nicht immer auf dem laufenden bin. Bemerkenswert, muß ich aber schon sagen! Tatsächlich ist das ja ein Schuß Breitseite in das Bewertungssystem, das sicher noch die meisten User als Qualitätskriterium ansehen. Man bedenke aber halt, daß ebay natürlich nur an den Verkäufern verdient. Dementsprechend sind die Käufer nur insofern von Belang, als sie natürlich soweit bei der Stange gehalten werden müssen, daß weiterhin möglichst viele Transaktionen abgeschlossen werden.

Kritische Kommunikationsmöglichkeiten minimieren

Haben Sie schon mal versucht, an ebay selbst eine Email zu schicken? Sollten Sie aber mal, ist ganz lehrreich! Das Problem geht schon los mit dem Finden einer Emailadresse. Weit und breit Fehlanzeige. Man braucht das ja auch nicht, denn kommuniziert soll schließlich mit den ebay-internen Tools werden. Dumm halt, wenn man sich aber aus irgendeinem Grund nicht mehr einloggen kann.

Nach hartnäckigem Suchen findet man tatsächlich mal eine Emailadresse. Man sollte aber nicht glauben, daß man dort auch eine Antwort kriegt. Na gut, Hartnäckigkeit ist also gefragt. Und irgendwann kommt sogar Antwort: was Vorgefertigtes, aus mehreren Textbausteinen zusammengeklickt.

Die weitere Problem-Kommunikation sieht dann ähnlich aus. Jedes Mal antwortet einem jemand anderes. Sehr sinnvoll sowas. Mein Eindruck war sofort, daß es nicht um die Lösung des Problems geht, sondern nur darum, den User solange hinzuhalten bis es ihm zu blöd wird. Erst als ich ziemlich unfreundlich wurde und angekündigt hab, die gesamte Kommunikation öffentlich zu machen, ging es plötzlich ganz einfach. Und natürlich hat man zutiefst bedauert, mich verärgert zu haben!

Nett finde ich auch die mögliche Länge eines Bewertungskommentars für einen Handel: stattliche 80 Zeichen, also grad mal eine halbe SMS. Nun soll mir bitte niemand erzählen, das wäre nötig, weil sonst die ebay-Server zusammenbrechen würden! Der ganze redundante Werbemüll macht ein Vielfaches aus. Haben Sie übrigens schon mal versucht, einen nicht total primitiven Vorgang in 80 Zeichen inklusive Leerzeichen verständlich darzustellen? Illusorisch. Ist aber aus naheliegendem Grund auch nicht erwünscht, daß Andere irgendwas nachvollziehen können, das über ein „negative Bewertung, weil die Ware erst nach 4 Wochen kam und schadhaft war“ raus geht (73 Zeichen übrigens…).

2 Gedanken zu „ebay – nie wieder!“

  1. Unfair falsch und lügnerisch .. Käufer stehen immer mit 100 % da

    das Cockpit ist ein Hohn und hängt von der Laune des Käufers ab .. Berechnet man zum Porto die Versantasche gefüttert hat man bereits eine Tief-Bewertung weg

    Ich habe in einem Combiversand Einschreiben 5 Ansichtskarten a 1 € versandt , die NICHT angekommen sind …

    Soweit so gut der Käufer hat mit paypal bezahlt , meldet den Fall , erhält sein Geld zurück und setzt FÜNF negative Bewertungen ab
    Das heist dem Verkäufer wird sein Ruf ruiniert für etwas , was ausser seiner Kompetenz liegt ..

    Ebay stellt sich stur

    Ebay ?? Nie wieder

  2. Bisher hatte ich mit meinen Ebay-Käufen ausnahmslos Glück gehabt. Ich war allerdings auch noch in der Zwangslage den Service kontaktieren zu müssen und kann mir über diesen demnach kein Urteil erlauben.

    Herzliche Grüße
    Rob

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