Schon früher, als die Kamera noch mit einem Film gefüttert werden mußte, wurde empfohlen, gewissenhaft alles zu notieren. Manche hatten so eine Art „Fahrtenbuch für den Fotograf“, in dem als besonders wichtige Daten mindestens die eingestellte Blende und Belichtungszeit eingetragen wurden. Heute haben wir’s natürlich einfacher: Exif heißt das Zauberwort.
Digitalkameras speichern zusammen mit der reinen Bildinformation eine ganze Menge zusätzlicher Daten direkt in die Bilddatei eingebunden ab. Sie verwenden dazu das Exchangeable Image File Format als übergreifenden Standard.
Die Grundidee dafür ist ganz praktischer Art: Der Weißabgleich, das verwendete Farbprofil, die Ausrichtung Hoch- oder Querformat und viele Informationen mehr sollen der Bilddatei mitgegeben werden können. In alten Grafikformaten wie TIFF war das natürlich noch nicht vorgesehen. Die Exif-Daten nehmen diese Informationen auf und werden noch vor der eigentlichen Bildinformation in den Datei-Header geschrieben. Eigentlich ja keine dumme Idee!
Alles hat zwei Seiten
Die Exif-Daten sind sehr ausbaufähig gehalten und bieten Speichermöglichkeit für Vieles, von dem man gar nichts ahnt – und das man vielleicht auch gar nicht mit seinen Digitalfotos an Fremde weiter geben möchte! Weil ich aber kein notorischer Schwarzmaler sein möchte, komme ich auf diesen Punkt am Ende des Beitrags noch zurück und werfe erst mal einen Blick auf die tendenziell angenehmen Seiten von Exif.
Wann, wie, wo und wer
Was die Exif-Daten im einzelnen enthalten hängt von der verwendeten Kamera und der Weiterbearbeitung des Bildes ab.
Das WANN (Datum und Uhrzeit) hält wohl jede Digitalkamera fest (richtig allerdings nur dann, wenn die interne Uhr korrekt gestellt wurde) und das WIE (Belichtungszeit, Blende, Brennweite, verwendetes Programm…) auch. Kameras neuester Generation halten meist mehr Details fest als ältere Modelle – wer hätt’s gedacht.
Das WO und WER kann man selber einfügen (denn Exif-Daten kann man teilweise bearbeiten), oder man verwendet eines der kleinen Zusatzgeräte, die mit der Kamera verbunden gleich die GPS-Daten in die Exif-Daten mit rein schreiben. Hersteller und Seriennummer der Kamera werden bei neueren Modellen sowieso schon automatisch eingetragen, was einen gewissen Diebstahlschutz bedeutet.
Wer ist der Fotograf?
Ein Problem, das erstaunlich wenig Beachtung findet und erst mit der Digitalfotografie existiert, ist die Frage nach dem Nachweis der Urheberschaft eines Fotos. Bei analoger Fotografie war das relativ einfach: Solange der Fotograf die Negative hat, kann er damit weitgehend zweifelsfrei nachweisen, daß das seine Bilder sind. Es sind zwar Kopien möglich, aber weil bei nicht-digitalen Daten kopieren unweigerlich auch einen Qualitätsverlust bedeutet, läßt sich bei genauer Untersuchung das Original identifizieren. Außerdem braucht man zum Herstellen einer Kopie ja erst einmal das Original als Vorlage.
Anders sieht es bei Digitalfotos aus, weil auch die 1000. Kopie sich noch nicht mal in einem einzigen Bit vom Original unterscheiden wird. Wer also Wert drauf legt, im Streitfall die Urheberschaft eines Fotos beweisen zu können, hat ohne „Negativ“ schlechte Karten.
Digitales Negativ gesucht
Das digitale Gegenstück zum analogen Negativ auf Film gibt es: die RAW-Daten. Wer also aus Bequemlichkeit nur JPG fotografiert, gibt sich nicht nur mit geringerer Qualität zufrieden, sondern – viel schwerwiegender! – er verzichtet auf sein Negativ und damit im Streitfall die beste Nachweismöglichkeit, wem das Bild gehört.
Daraus folgt aber auch sofort eine weitere Falle: RAW-Daten sind digital und damit beliebig oft fehlerfrei vervielfältigbar. Wer also großzügig Kopien seiner RAW-Daten heraus gibt, hat die Einmaligkeit seines „Negativs“ verschleudert. Man mache sich bewußt, daß es auch sonst keine gute Idee ist, die RAW-Daten her zu geben (ausgenommen evtl. bezahlte Auftragsarbeiten, wenn das gewünscht wird). Ein aus der RAW-Datei sauber extrahiertes TIFF- oder PSD-Bild (volle Auflösung und 16 Bit Farbtiefe pro Kanal) genügt auch für Bildbearbeitungen vollkommen.
Aber in den Exif-Daten ist doch die Seriennummer drin!
Darauf sollte man sich nicht sehr verlassen, denn Exif-Daten kann man manipulieren (auch die, die angeblich nicht änderbar sind). Wenn ein Bösewicht erst einmal die RAW-Daten des Fotos hat (auch in Kopie), ist der Weg nicht mehr weit bis zur manipulierten RAW-Datei mit Seriennummer seiner eigenen Kamera in den Exif-Daten. Auch wenn der beschriebene Fall natürlich nur hypothetsch ist, sollte man nicht zu naiv sein!
Thema Datenschutz
Zum Abschluß wie schon angekündigt noch ein paar kritische Gedanken: Will ich das überhaupt, daß das jeder lesen kann? Ich meine, auch wenn in 99.9% meiner Bilder keine Geheimnisse enthalten sind, hab ich trotzdem kein Interesse daran, daß vielleicht auch jeder zweite Robot über die Exif-Daten meiner Bilder massenhaft Daten sammelt. Deshalb würde ich auch keine GPS-Daten drin haben wollen. Ich hab keine Lust, daß man eines Tages bei Google und Co. bequem daraus generiert mein fotografisches Bewegungsprofil der letzten paar Jahre abrufen kann. Deshalb stelle ich heute nur noch solche Bilder ins Internet, bei enen ich vorher die Exif-Daten entfernt hab.