Kalender machen?

Es ist heute relativ einfach und bezahlbar geworden, einen eigenen Kalender zu produzieren und deswegen eine durchaus interessante Sache. Weil Kalender aber vom Einzelstück per Digitaldruck bis zum Druckprodukt in Tausenderauflage ein weites Feld ist, hab ich mal versucht, meine Erfahrungen dazu zusammen zu schreiben:

Digitaldruck

Das Druckverfahren, das für Kleinstauflagen oder für personalisierten Druck die ideale Lösung ist. Die Druckqualität kommt im direkten Vergleich meistens nicht ganz an einen hochwertigen Offsetdruck heran, aber der Unterschied ist nur minimal und liegt heute eher im Bereich der ganz normalen Produktionsschwankung innerhalb des Offsetdrucks auch. Weil die Kosten für Offsetdruck gefallen sind, liegt der Break-Even-Point Offset / Digital inzwischen (Anfang 2009) oft bei weniger als 50 gedruckten Exemplaren, was noch vor wenigen Jahren unvorstellbar gewesen wäre.

Weil bei Digitaldruck der Stückpreis nur wenig sinkt und oft nur die Versandkosten stören, lasse ich mir auch bei mehreren Stück möglichst erst ein Einzelexemplar schicken, weil man doch beim einen oder anderen Bild fertig im Kalender gerne eine leichte Korrektur hätte (Tonwerte). Ich sehe das als eine wertvolle Möglichkeit an, das beste Ergebnis zu erreichen und spendiere dafür gerne die Kosten für das eine zusätzliche Exemplar. Es funktioniert aber natürlich nur, wenn man nicht im Zeitdruck ist.

Wegen der kleinen Stückzahl eignen sich Digitaldruck-Kalender natürlich besonders gut als Geschenk mit persönlichem Touch. Weil es nur einen geringen Preisunterschied ausmacht, kann man aus einem Pool von Bildern eine Hand voll individuell gemixter Kalender herstellen.

Kalender verkaufen?

Kalenderverkauf ist bei den heutigen Möglichkeiten eine reizvolle Idee, die man allerdings mit Vorsicht und einer gesunden Skepsis angehen sollte, denn nichts ist weniger gefragt wie ein Kalender vom vergangenen Jahr! Ich will deshalb meine eigenen Erlebnisse mit Verkauf von Kalendern berichten:

Grundsätzlich gibt es natürlich verschiedene Wege, wie man den Verkauf versuchen kann (per Internet? über einen Verlag? regionaler Buch-, Zeitschriften- und Schreibwarenhandel? Künstlermärkte, Weihnachtsmärkte…?). Vieles stellt sich aber schnell als ziemlich unrealistisch heraus, weil nicht rentabel oder zu hoher Aufwand. Einen Verlag zu suchen enthebt einen natürlich der Sorgen für den Vertrieb – wenn man einen findet! Ich habe noch keine eigenen einschlägigen Erfahrungen, weil ich bisher meinen Kalender nicht früh genug dafür fertig gehabt hätte bzw. nicht die Geduld hatte, mich nach einem für das übernächste Jahr umzusehen. Mein Weg ging deshalb über einschlägige regionale Geschäfte. Auch da darf man nicht trödeln, wenn man eine Chance haben möchte. Kalenderverlage nehmen ihre Bestellungen im Buchhandel eventuell schon im Frühjahr auf, spätestens aber im Frühsommer. Ich hatte letztes Jahr das Vorzeigeexemplar (Digitaldruck) meines Kalenders leider erst im Juli fertig, war aber mit meinen rein lokalen Motiven noch ganz gut im Rennen. Ich habe die am besten in Frage kommenden Geschäfte persönlich abgeklappert, vorbereitetes Bestellformular gleich dabei. Mir ging es darum, möglichst schnell eine ausreichend große Anzahl an festen Bestellungen zu haben, damit ich die Kalender ohne Risiko in Druck geben konnte. Preislich sollte man sich im Mittelfeld bewegen, dann wird nicht lang gezögert, wenn man was Ansehnliches vorzeigen kann. Allerdings sollte man nicht mit großen Mengen rechnen. Kleinere Geschäfte nehmen nicht mehr als 10 Kalender fest ab, größere maximal 25. Es wird oft nach Kommission gefragt (klar, kein Risiko für den Laden und kein Kapitaleinsatz!), aber das würde ich wirklich nur im Ausnahmefall mal machen, wenn man schon genug Bestellungen hat. Wenn man fleißig Klinken putzen geht, hat man in 2-3 Tagen genug beisammen – vorausgesetzt, man hat nicht unrealistisch kalkuliert. Die Läden erwarten (je nach Abnahmemenge auch etwas mehr) ca. 1/3 des Verkaufspreis als ihre Gewinnspanne, manche versuchen auch mehr – muß man aber ja nicht machen. Ich habe meine Kalender Anfang August ausgeliefert, Rechnung gleich dazu; 4 Wochen später hatte der letzte Laden bezahlt, also okay.

Ich war sehr froh, daß ich noch immer einigermaßen früh dran war und werde beim nächsten Mal noch mindestens einen Monat früher aquirieren gehen, denn während ich im Vorjahr der einzige Anbieter mit einem regionalen Kalender war, gab es dieses Mal schon zwei Konkurrenten – und noch 3 weitere kamen nach mir! Ich schätze deshalb, bereits 2 Wochen später hätte gereicht, um höchstens noch die Hälfte losschlagen zu können. Faktisch war dann für Tübingen und Umgebung für 2009 ein Überangebot vorhanden.

Bei den Motiven (ich hatte Infrarotbilder) tut man gut daran, sich regional eng zu beschränken. Ich hatte auch zwei Bilder aus einem Nachbarort im Kalender, was aber nutzlos war, denn mit „sind ja von Rottenburg nur zwei Bilder, das ist mir zu wenig“ lehnten dort die Geschäfte durchweg ab. Damit eine ausreichend große „kritische Menge“ zusammen kommt, sollte die ausgesuchte Stadt nicht zu klein sein (Empfehlung: mindestens 100.000 Einwohner). Ob es auch mit einer zusammenhängenden Region als Thema funktioniert (z.B. Schwarzwald), wäre ich eher skeptisch, habe es aber nicht ausprobiert.

Modelkalender?

Hier werden jetzt viele Fotografen wahrscheinlich von meinem Beitrag etwas enttäuscht sein, weil natürlich Modelfotografie ja viel interessanter wäre. Aber ganz ehrlch: Ohne einen einzelnen festen Abnehmer wrde ich davon die Finger lassen. Selbst mit wirklich hochwertigem Bildmaterial glaube ich nicht, daß ich auf meinem Vertriebsweg mehr als 15-20 % der Menge abgesetzt hätte, die ich mit meinen Motiven los wurde. Das soll nicht heißen, daß es unmöglich ist, aber mir ist doch aufgefallen, wie sehr auf den reinen Regionalbezug geachtet wurde beim Bestellen. Teilweise wurde sogar moniert, daß doch dieses oder jenes gaaaanz wichtige Motiv (der Hölderlinturm fehlt ja! usw.) nicht drin war. Ich vermute deshalb, man müßte mit einem Modelkalender entweder auf andere Weise auch einen klaren Regionalbezug suchen oder ganz andere Abnehmer suchen. Schwierig auf jeden Fall, glaube ich.

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