Ich gehöre zu den Erdenbürgern, die nur sehr selten von Herrn Grubes Fahrzeugen Gebrauch machen. Vergangenen Samstag war’s mal wieder so weit. Ich war in Köln zur Photokina, und da man ja schon ahnt, dass das mit dem Auto wohl etwas zeitraubend werden dürfte, fahre ich also vom Hotel mit dem Nahverkehrszug zur Messe.
Am Bahnhof: Der Zug ist grad weg, und der nächste kommt in einer knappen halben Stunde, teilt mir ein schon wartender Einheimischer mit, denn schließlich wäre ja Samstag. Na gut, also warten. Da hat man natürlich nix zu tun. Ich schaue mich also etwas um. Aus reiner Langeweile will ich einen Blick auf den Fahrplan werfen. So was scheint die Deutsche Bahn aber nicht zu unterstützen: Es gibt ganze vier Schaukästen, die so aussehen, als wäre da mal ein Fahrplan drin gewesen. Alle vier sind aber kaputt und gähnen vor Leere. Seit wann wohl, frage ich mich? Sieht nicht so aus, als wär’s erst seit gestern so.
Mal schauen, was der Fahrkartenautomat mitzuteilen hat. Ach so, defekt! Na ja, was hält schon ewig… Der zweite geht und meldet, dass der Zug in jetzt 22 Minuten kommen wird.
Der Zug kommt dann auch und ich steige ein. Da ich die Linie ja nicht kenne, halte ich Ausschau nach näheren Informationen. Die würde wahrscheinlich auch die Anzeige im Wagen liefern, von der aber leider nur die linke Hälfte funktioniert: „Nächster Halt: Köln-„, der Rest bleibt schwarz. Auf die Idee, dass ich in Köln bin, wäre ich wahrscheinlich auch so gekommen.
Die Rückfahrt am Abend übertrifft sogar noch meine Überraschungen: Weil am Messebahnhof sogar ein Fahrplan vorhanden ist, sehe ich nach, wann der nächste Zug in meine Richtung kommt. Fast im selben Moment kommt auch einer rein gefahren. Blick auf die Bahnhofsuhr sagt, der passt, und ich steige ein. Als der Zug gerade los fährt, fällt mir auf, dass es auf der Uhr ja ziemlich genau eine Stunde früher ist und sich der Sekundenzeiger nicht bewegt. Ich bin reingefallen, und der Zug war prompt der falsche!
Okay, am nächsten Halt lässt sich das korrigieren (Wartezeit nur 25 Minuten). Ich hab also reichlich Zeit mich umzugucken: Von dort, wo ich stehe, kann ich drei Uhren sehen. Jede zeigt eine andere Zeit an, und zwei laufen sogar, und eine zeigt sogar fast die richtige Zeit an – ich bin beeindruckt!
Ein älterer Mann kommt und füttert den Fahrkartenautomat. Der frisst das eingeworfene Geld auch, aber Fahrkarte kommt keine raus. Aha. Irgendwann kommt auch mein Zug. Er ist proppevoll, weil wohl gerade ein Fußballspiel zu Ende gegangen ist. Nur ein Waggon sieht sehr leer aus, also gleich dort hin. War aber nix: Ein aufgeklebter gedruckter Zettel meldet, dass dieser Waggon leider nicht benutzt werden kann, weil die Türe defekt sei. Also schnell zur nächsten Tür – dort aber derselbe Zettel. Wieder zurück und im letzten Moment noch rein in den völlig überfüllten Zug, der also wohl schon den ganzen Tag einen leeren Waggon mit spazieren fährt (oder woher kommen sonst die schön ordentlich gedruckten und sauber aufgeklebten Zettel an den Türen?).
Erfolgreich erreiche ich schließlich doch noch mein Ziel und sehe, dass inzwischen der am Morgen noch funktionierende zweite Automat jetzt auch Störung zeigt.
Naja, kann ja mal vorkommen. Aber dass die vielen ICEs mit ausgefallenen Klimaanlagen im Hochsommer so eine bedauerliche Ausnahme waren, das glaube ich nach diesem Tag nicht mehr wirklich. Und dass es wohl sinnvollere Investitionen gäbe, in die man wenigstens einen kleinen Teil der Ausgaben von Stuttgart 21 fließen lassen könnte, das scheint mir auch nicht so schwer zu erkennen.
Aber wie heißt es doch: Wer andern einen Grube gräbt… – oder so ähnlich halt.