Vorige Woche war ich seit langer Zeit mal wieder auf dem Friedhof am Grab meiner Eltern. Dazu paar kurze Gedanken.
Meine Eltern waren beide nicht religiös. An ein Leben nach dem Tod haben beide nicht geglaubt, und ich tu’s ja auch nicht. So gesehen kann ein Grab ja nur den Sinn der Erinnerung oder des Gedenkens haben. Umso störender und anmaßender finde ich es deshalb, wie gerade das eng reglementiert ist in unserer Gesellschaft – bis hin zu diversen Zwängen, gegen die man nicht angehen kann. Zum Beispiel die vorgeschriebene „Mindest-Ruhezeit“, die in Sindelfingen 25 Jahre beträgt. Wie auf dem Grabstein zu sehen ist, wurde das Grab im Jahr 2003 eingerichtet. 25 Jahre dazu gerechnet ergibt 2028. Da meine Mutter aber ja auch dort beerdigt wurde (gestorben 2015), verlängert sich diese Zwangs-Ruhezeit bis 2040 (zu einer sehr stattlichen Zwangsgebühr übrigens, die jetzt zu zahlen ist und nicht erst 2028).
Ich hatte ein recht gutes Verhältnis zu meinen Eltern und denke nicht mit Groll an sie zurück. Womit ich aber nun wirklich rein gar nichts anfangen kann, das ist dieser eine Quadratmeter (Urnengrab) mit einem beschrifteten Stein und ein bisschen Grün drumrum und in 1,80 Meter Tiefe zwei kleine Behältnisse mit etwas Asche drin. Die ganze Umgebung eines modernen Friedhofs ist ganz und gar nicht ein Ort, der für mich geeignet wäre, um dort hin zu gehen und Gedenken zu spüren. Warum auch? An einem Fleckchen Erde, das zu Lebzeiten nie eine Rolle gespielt hat? Und drum herum alles schön sortiert und aufgeräumt und reglementiert? Zu dieser Denkwelt fehlt mir absolut jeder Bezug.