Stationen (2)

(Januar 2008)

Es ist Zeit, daß es auch in dieser Rubrik eine Fortsetzung gibt, denn in den letzten zweieinhalb Jahren hat sich doch eine Menge getan. Was ich damals geschrieben habe, stimmt für mich auch heute noch, und der Mensch vor der Kamera ist mit inszenierter Fotografie noch immer mein wichtigstes fotografisches Thema.

Die Bilder mag ich noch immer gern schrill und schräg haben, und es gab auch immer wieder Models, mit denen der Funken für eine kreative Zusammenarbeit übersprang.

Schade finde ich, daß aber ein ganzes Stück von der früheren Leichtigkeit verloren gegangen ist. Früher hab ich viel mehr drauf los fotografiert und jede halbwegs originelle Idee erst mal aufgegriffen, nach dem Motto: ach, vielleicht ist ja was Gutes dabei - einfach mal machen! Heute erscheint mir die für das Fotografieren aufgewendete Zeit viel kostbarer (das ist sie teilweise auch wirklich, weil ich mich mehr unter dem Druck fühle, nicht mehr nur für mich zu fotografieren, just for fun), und das drängt mich nach höherer Erfolgsrate.

Subjektiv betrachtet bin ich mit der Ausbeute der meisten Fototermine auch wirklich zufrieden, und das erst recht, wenn ich berücksichtige, daß ich heute viel mehr mit Modellen arbeite, die ich noch gar nicht kannte - etwas, das mir früher nicht gut gelungen ist. Ich glaube aber, ein gefühlsmäßiger Unterschied besteht darin, daß ich eben in dem Jahr mit Lexa durch die Kontinuität der Zusammenarbeit ganz anders herangegangen bin. Es gab eigentlich immer eine oder mehrere unfertige Ideen, die schon auf das nächste Mal warteten, und dann teilweise doch wieder liegen blieben.

Infrarot macht alles neu

Ich denke, im Zusammenhang mit dieser unterschwellig immer vorhandenen leichten Unzufriedenheit, daß sich halt kein kontinuierliches Projekt ergeben wollte (allerdings hab ich auch viel zu wenig dafür getan!), war ich auch auf der Suche nach einem ganz anderen Aufhänger, den ich dann über einen befreundeten Fotograf mit der digitalen Infrarot-Fotografie gefunden habe.

Damit war die Brücke geschlagen zurück zur SW-Fotografie, die ja doch für viele Jahre das war, was ich als die Fotografie schlechthin empfunden hatte. Und es war immer noch was, für das ich mich begeistern konnte!

Es war höchste Zeit, von der starken thematischen Einengung auf Modelfotografie weg zu kommen. Es wird natürlich auch in Zukunft mein zentrales Thema bleiben, aber genauso, wie man nicht immer nur sein Leibgericht futtern soll, weil es dann fad und langweilig wird, war ich längst viel zu eingefahren gewesen. Mit einem neuen Thema entwickelt man auch fast zwangsläufig einen anderen Blick. Ich hatte auch früher nicht nur immer Akt und Portraits fotografiert, sondern die alten Fabrikruinen waren ja auch immer schon alleine ein Fotothema für mich gewesen. Jetzt wundert mich doch sehr, wie das ganz unbemerkt in den Hintergrund treten und fast vergessen werden konnte!

Daß ich in Infrarot viel fotografiert hab, ist hier in den Galerien ja zu sehen. Daß das Thema Panoramafotografie ziemlich bald dazu kam, werden die meisten auch gesehen haben. Und es begeistert mich auch in 2008, kann ich jetzt schon sagen.

Sehr gut gefällt mir, daß die Brücke, die mit Infrarot geschlagen wurde, nicht nur weg führt, sondern - sogar mit Panorama! - auch die Verbindung zur Modelfotografie knüpft: Akt als Infrarot-Panorama.