Stationen (3)

(Oktober 2013)

Und schon wieder sind mehr als fünf Jahre vorbei - unglaublich wie die Zeit davon rast, wenn man älter wird! Früher hab ich das für eine Legende gehalten, aber jetzt weiß ich, dass es tatsächlich so ist: Mit zunehmendem Lebensalter scheint die Zeit wirklich schneller zu vergehen.

Meine Bücher

Inzwischen ist mein drittes Fotobuch fertig. Zum Fotobücher schreiben gekommen bin ich eher zufällig: durch eine Email vom Verlag nämlich. Eine Lektorin hatte damals (Dezember 2009) meine Homepage mit der umfangreichen Rubrik Infrarot gefunden und bei mir angefragt, ob ich nicht Lust hätte, zu diesem Thema etwas zu machen. Da ich Schreiben nicht - wie manche anderen Menschen - als »Strafarbeit« empfinde und ja auch schon viel Zeit in meine Homepages stecke, konnte ich mich damals ohne langes Zweifeln dafür begeistern. Das Interesse hat auch angehalten, denn sonst würde es nicht jetzt sogar Buch Nummer drei geben.

Spaß haben und Geld verdienen ...

... treffen leider viel zu selten optimal zusammen. Nicht anders verhält es sich als Buchautor. Mit einem zuverlässigen Verlag im Hintergrund, der sich auch um Satz, Druck und das Marketing kümmert, trägt man zwar das Kostenrisiko nicht, aber um als Selbständiger davon leben zu können ist es eindeutig nicht geeignet. Das war mir natürlich schon vorher klar und hat mich also nicht überrascht. Seit ich durch meine Autorentätigkeit etwas mehr Einblick in die Materie habe und sehe, wieviel Aufwand insgesamt doch dahinter steckt, bis ein Buch fertig in der Buchhandlung im Regal steht, staune ich manchmal sogar, dass noch immer so viele neue Bücher erscheinen und weiterhin ganz konverntionell gedruckt werden.

EXKURS: Die Sache mit den E-Books

Ich finde es schade, dass E-Books unterm Strich doch noch so viele Schattenseiten haben, dass sie für mich (und viele andere Leser) noch keine Alternative darstellen. Da ist natürlich obenan der recht stattliche Preis (meistens 70 Prozent des Buchpreises). Diese Relation stimmt einfach nicht. Dem Käufer wird ja damit suggeriert: »Aha, die 30 Prozent weniger sind also die eingesparten Kosten für Druck, Lagerhaltung und Logistik. Der Preis für das E-Book besteht dann wohl überweigend aus der Einzelhandelsspanne und dem, was der Autor verdient.« Dabei wird aber übersehen, dass diese 70 Prozent ein relativ willkürlich festgelegter Preis sind, der dadurch geprägt ist, dass das Medium E-Book für klassische Verlage und den Buchhandel geschäftlich eine starke Bedrohung darstellt. Es existiert nach wie vor kein realistisches Geschäftsmodell, das einen weichen Übergang ermöglichen würde.

Auch wenn sich in den letzten Jahren ein bisschen was getan hat, finde ich den E-Book-Markt einfach unattraktiv: Während ich mir praktisch jedes auf dem Markt befindliche normale Buch einfach in der nächsten Buchhandlung um die Ecke bestellen kann und am nächsten Tag in der Hand halte, gibt es eine vergleichbare Struktur bei E-Books nicht. Die konkurrierenden Anbieter schotten sich so weit wie möglich gegeneinander ab. Dass man überhaupt auf diesem Markt präsent ist, das geschieht wohl aus der Notwendigkeit, um nicht abgehängt zu werden. Ich habe aber den Eindruck, am liebsten ist es den meisten Akteuren auf dem Buchmarkt, so wenig wie möglich daran zu rühren. Es ist also kein Wunder, dass noch immer neue Bücher erscheinen, die nur in gedruckter Form angeboten werden, obwohl der Aufwand des zusätzlichen Angebots als E-Book nur minimal wäre.

Mir ist schon klar, dass das Thema E-Book auch für Autoren nicht nur eitel Sonnenschein bedeutet, denn ganz ohne jegliches DRM (Digital Rights Management) schaut der Autor ziemlich in die Röhre. Andererseits finde ich aktuelle Lösungen sehr unbefriedigend und wenig benutzerfreundlich (Beispiel: Wer sich E-Books bei Amazon für den Kindle-Reader kauft, ist meines Wissens an dieses Gerät gebunden; wenn es kaputt geht, kann man nicht beliebig auf einen ganz anderen Reader wechseln, wenn man die gekauften E-Books weiter nutzen möchte). Mein Interesse als Autor ist das bestimmt nicht.

Ich sehe es so, dass durch den momentan noch sehr unzulänglichen Zustand bezüglich Rechteschutz und die Folgen des Umgangs mit diesem Problem das eigentlich sehr interessante Medium E-Book stark ausgebremst wird. Für mich sind zum heutigen Zeitpunkt sowohl als Autor wie auch als Nutzer die Nachteile zu hoch, als dass ich 70 Prozent des normalen Buchpreises dafür zahlen würde. Ich könnte zwar grundlegend auch E-Books zu ganz eigenständigen Themen erstellen und vertreiben und wäre dann in der Preisgestaltung frei, aber der so zerfledderte Markt (Amazon-Kindle, Apple-iTunes, Thalia, Libri und etliche andere) lockt mich nicht wirklich.

Meine Kursangebote

Dozententätigkeit macht mir noch immer Spaß, und ich werde das sicher auch in Zukunft weiter beibehalten. Weil der Tag aber nur eine begrenzte Länge hat und ich auch nicht die ganze Zeit mit Arbeit zubringen möchte, stellt sich ein organisatorisches Problem: So etwas braucht ausreichenden zeitlichen Vorlauf und muss rechtzeitig geplant und angekündigt werden. Das kommt viel zu oft mit anderen Aktivitäten und meinem nicht immer lang genug vorhersehbaren Arbeitsanfall in die Quere. Ich sehe und handhabe es deshalb eher so, dass ich mir damit ein weiteres Standbein gönne, das allerdings nicht zu viel Arbeit kosten darf. Manche etwas ausgefalleneren Ideen, die mich reizen würden, kommen deshalb leider nicht in Frage.

Eigene Workshops

Die sind für mich am reizvollsten, weil ich inhaltlich halt völlige Freiheit habe und mir von niemandem reinreden lassen muss. Weil ich hier in Rottenburg auch optimal Platz sogar für etwas größere Gruppen hätte, sind eigentlich beste Voraussetzungen gegeben. Leider gibt es aber doch ein Haar in der Suppe: Komplett selbst organisierte Veranstaltungen kosten doch eine ganze Portion mehr Zeit. Finanziell ist das zwar durch etwas höhere Teilnahmegebühr gut abzufangen, aber die verfügbare Zeit wird davon halt leider auch nicht mehr. Die Folge davon: Irgendwie reicht es dann doch zu viel weniger Terminen als ich gerne ausgeschrieben hätte! Ich möchte aber versuchen, dass ich in Zukunft wenigstens einen eigenen Workshop pro Quartal als regelmäßige Einrichtung fest einplane. Ob ich's organisatorisch wirklich schaffe, wird von einigen Faktoren abhängen, die momentan noch in Bewegung sind.

Volkshochschulkurse

Kurse an den Volkshochschulen machen weniger Arbeit, weil man sich um Ausschreibung und Anmeldungen nicht kümmern muss. Sie sind aber - daran ist leider nicht zu rütteln - finanziell hart an der Grenze, wo man sich als Selbständiger sehr genau überlegen muss, ob man dafür Zeit aufwenden kann und mag. Längst ist es durchaus üblich, dass Fahrtkosten nicht erstattet werden, und Vorbereitungszeit natürlich sowieso nicht. Ich sehe das inzwischen auch fast als »Steckenpferd«, das nebenbei eben noch Arbeit macht. Es sind deshalb deutlich weniger Kurse geworden (momentan noch VHS Stuttgart und VHS Herrenberg, ab und zu auch noch VHS Nagold), aber ganz sterben lassen möchte ich das halt doch nicht - vielleicht mehr aus Nostalgie, weil ich VHS-Kurse schon seit Mitte der 80er Jahre mache und das immer noch gern mag.

Ergänzung im Mai 2019:
So schön Kurse geben zeitweise auch ist, habe ich das inzwischen fast auf Null runter gefahren. VHS-Kurse sind finanziell längst nicht mal minimal interessant, und eigene Kurse oder Workshops bedeuten recht lange zeitliche Festlegung. Das beißt sich aber mit meinem Wunsch nach zeitlicher Flexibilität und reisen mit meinem alten Campingbus.

Gelsenkirchener Strassenszene

Meine Fotografie

Na klar, die darf natürlich auch nicht vergessen werden, denn da hängt mein Herz wirklich dran!

Ich bin sehr froh, dass die Fotografie nicht meine einzige Einnahmequelle ist und ich nicht davon allein leben muss. Ich habe dadurch die mir sehr wertvolle Freiheit, dass ich mir ohne Ausnahme nur die Themen aussuchen kann, die mich wirklich reizen. Es hat lang genug gedauert, bis ich der Verlockung entkommen bin, immer wieder rein aus finanziellen Gründen auch solche Fotoarbeiten zu übernehmen, die ich nur mit Widerwillen erledigt habe. Ich kann meine Fotografie und unmittelbar damit zusammenhängende Arbeiten nicht einfach als Hobby ohne finanzielle Interessen betreiben, denn dann müsste ich die reingesteckte Zeit stark einschränken, was ich nicht möchte. Es ist aber angenehm, wenn nicht absolut alles auf einen Stundensatz runter gerechnet werden muss. Mir ist die Freiheit wichtig, dass ich immer wieder zwischendurch auch an neuen Ideen planen und basteln kann, von denen noch offen ist, ob ich sie überhaupt realsieren werde. Es soll möglich sein, dass ich 20 oder 30 Stunden in etwas stecken kann ohne den Druck zu haben, dass am Ende nbedingt eine finanzielle Verwertbarkeit stehen muss.

Etwas Wichtiges gelernt

Ich habe keine Familie und wollte auch nie Kinder haben. Ich bin selber Einzelkind. Es gibt niemanden, dem ich etwas vererben möchte. Soll heißen: Es muß nichts übrig bleiben, wenn ich eines Tages den Löffel abgebe. Wirklich teuere Dinge bedeuten mir nichts. Wenn ich Wünsche habe, bewegen die sich nicht höher als im vierstelligen Bereich. Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass ich bei Bedarf einfach mal eine Weile »richtig klotzen« könnte und fast jeder mir wirklich wichtige Wunsch in sehr überschaubarer Zeit finanziell leistbar wäre.

Das »richtig klotzen« würde bedeuten für eine gewisse Zeit lang gezielt andere Prioritäten in meiner Arbeit zu setzen: Beschränkung auf das nämlich, das in kürzester Zeit das meiste Geld bringt. Für eine Weile ist das durchaus okay, wenn das verlockende Ziel in greifbarer Nähe ist. Ich merke aber, dass meine Prioritäten feststehen: Arbeit soll für mich einen erkennbaren Genussfaktor haben. Alle Tätigkeiten, wo der fehlt, versuche ich heutzutage möglichst schnell abzustellen. Ich habe neulich mal eine kleine Liste gemacht, wie ich denn ungefähr diesen Genussfaktor einstufe und war ziemlich überrascht, als ich dabei auf mindestens 80 bis 90 Prozent kam. Und sogar die verbleibenden paar Prozent meiner Arbeit sind nur zum Teil Tätigkeiten, die ich wirklich ungern mache (der unvermeidbare Papierkrieg z.B.).

am Stachus bei Nacht

Zurück zur Fotografie

Ich fotografiere heute wirklich nur noch Dinge, zu denen ich Lust habe. Ich habe auch kein schlechtes Gefühl dabei, wenn ich mich mit Themen befasse, für die momentan keinerlei finanzielle Verwertbarkeit in Sicht ist. Gerade im Zusammenhang mit meinen Büchern ist es natürlich so, dass ein umfangreicher Fundus an irgendwann später mal nutzbarem Material sehr gut ist.

Meine beiden Hauptthemen sind nach wie vor Menschen und Infrarot. Vor allem seit der Arbeit am Buch Magisches Licht begeistern mich auch Nachtaufnahmen immer mehr, weil ich festgestellt habe, was für einen enorm großen Gestaltungsraum man als Fotograf dabei hat anschließend im RAW-Konverter.

Menschen vor der Kamera

Beim Thema Menschen vor der Kamera stelle ich eine leichte Verlagerung des Schwerpunkts fest. Früher stand eindeutig Akt auf Platz eins meiner Vorlieben. Das ist mir auch heute noch ein wichtiges Thema, aber Porträtfotografie im weiteren Sinn (also auch mit reichlich Umgebung drumrum) finde ich jetzt fast genauso interessant. Geblieben ist für mich der Reiz, die Aufnahme zusammen mit dem Modell zu gestalten. Eine ganz besondere Art wortkarger Kommunikation spielt dabei eine Rolle. Je mehr ich erklären muss, was ich haben möchte, umso mühsamer wird es. Das macht mir dann nicht nur keinen richtigen Spaß mehr, sondern es kommt einfach nichts Gutes dabei raus. Ich finde, man sieht den Bildern »die fehlende Harmonie« an - egal ob Akt oder bekleidet.

Infrarotfotografie

Nicht mehr vermissen möchte ich auch meine »offene« (also auf undefiniert umgebaute) Kamera Nikon D300. Ich hab mich sehr daran gewöhnt, dass ich nur ein einziges Kameragehäuse mit mir rum schleppen muss und trotzdem eine ganz normal einsetzbare und eine vollwertige Infrarotkamera dabei habe - und das sogar wahweise als SW- oder Farb-IR, auch verschiedener Wellenlänge. Es reicht, wenn ich ein paar entsprechende Filter dabei habe. Einen kleinen Schönheitsfehler will ich aber nicht verschweigen: Weil bei Verwendung eines Schwarz-IR-Filters der optische Sucher natürlich kein für Menschen sichtbares Bild mehr zeigt, muss ersatzweise LiveView herhalten. Zumindest bei der D300 (die aber natürlich nicht mehr modernste Technik ist), braucht das Fokussieren ungefähr 2 Sekunden. Das nimmt man allerdings nur am Anfang wirklich als etwas störend wahr, denn für die meisten Bilder will man ja sowieso auf Unendlich oder kurz davor scharf stellen. Diese Einstellung passt dann meistens gleich für mehrere Aufnahmen, so dass man ohne Neufokussierung abdrücken kann. - Aber Zeit? Nein das spielt nur sehr selten noch eine Rolle für mich beim Fotografieren in Infrarot!

Außerhalb der Fotografie

Damit ich mir die hoch geschätzte Freiheit erhalten kann - mit der Kamera in der Hand muss ich niemals Dinge tun, die mir den Genuss an dieser Arbeit trüben könnten -, brauche ich daneben natürlich noch eine andere Einnahmequelle. Dafür greife ich zurück auf die Psychologie.

Die Psychologie

Irgendwann in grauer Vorzeit habe ich ja Psychologie studiert und dieses Studium auch abgeschlossen. Weil damals in dem Bereich, der mich vor allem interessiert hätte (Arbeit in der Psychiatrie), der Stellenmarkt verheerend aussah, bin ich in Richtung Pädagogische Psychologie und Erwachsenenbildung ausgewichen und im Lauf der Jahre dann immer weiter von der eigentlichen Psychologie abgewandert.

Ende 2008 kam mir in meinem Leben auf damals sehr unangenehme Weise das Thema »Idiotentest« (die sogenannte Medizinisch Psychologische Untersuchung) in die Quere (als selbst davon Betroffener auf eine Art und Weise, von der ich gar nichts ahnte). Ich habe mich damals über die ganze Prozedur, die bei mir sehr deutliche Erinnerungen an die Gewissensprüfung als Kriegsdienstverweigerer geweckt hat, so sehr geärgert, dass ich nach Erhalt des positiven MPU-Gutachtens eine zunächst noch recht kleine Homepage eingerichtet habe, weil ich einfach das Bedürfnis hatte das »irgenwie in die Welt hinaus zu schreien« im übertragenen Sinn. Weil bald allerlei Resonanz darauf kam und mir klar wurde, dass es vielen Betroffenen nicht viel anders erging als mir, wurde die Idee geboren: Da muss doch was Sinnvolles draus zu machen sein!

Genau das hab ich dann auch in die Wirklichkeit umgesetzt, die Homepage dazu ausgebaut und dafür gesorgt, dass sie in den nächsten Monaten bei Google nach oben wandern konnte. Alles weitere war dann ein Selbstläufer. Ich biete inzwischen Vorbereitungs-Crashkurse deutschlandweit an und habe entdeckt, dass mir diese Arbeit sogar wirklich Spaß macht. Es ist faszinierend, was für völlig unterschiedliche Menschen mir dabei begegnen! Und da ich sowieso gerne mit Menschen arbeite, ist das genau richtig für mich. Sehr angenehm finde ich dabei, dass ich nach wie vor die Zeitplanung selbst in der Hand habe und einfach für ein Weilchen stoppen kann, wenn die Fotografie mal wieder ihr Recht verlangt. Es gelingt zwar nicht immer ganz reibungsfrei, aber insgesamt finde ich, dass ich mit dieser Kombination eine Lösung gefunden habe, die für mich nahezu optimal passt.